Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 526† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche 1648

Beschreibung

Sonnenuhr. Ehemals außen an der Südwand der Kirche unterhalb des Dachgesimses zwischen den beiden östlichen Fenstern, die vom Innenhof des Konventgebäudes sichtbar sind.1 1958 durch eine neue, von Kunstmaler C. F. W. Schleh gemalte Sonnenuhr ersetzt. Putzmalerei. Das quadratische Zifferblatt wurde von zwei Pilastern flankiert und von einem gesprengten Giebel überhöht. Zwischen den geschweiften und in Voluten endenden Giebelsegmenten ein Frucht- und Blumenbündel in bauchiger Vase; darauf die Jahreszahl (A). Auf der dazugehörigen Konsole die Devise (B). Knapp darunter der Schattenstab inmitten einer zur Hälfte abgebildeten Sonne. Zwischen dem Rahmen und dem blau gefaßten Binnenfeld ein weißer, drei Viertel der Fläche umlaufender Streifen mit den schwarz ausgeführten Stundenangaben (C). Auf dem unteren Rahmenabschnitt eine von Ohrmuschelwerk umgebene Wappenkartusche.

Inschriften nach KA Lichtenthal o. Sig., Bauer.

Maße: H. ca. 300, B. 290, Bu./Zi. ca. 10 (A, B), ca. 30 cm (C).2

Schriftart(en): Humanistische Minuskel (B), Kapitalis (C).3

  1. A

    1648

  2. B

    carpe / diem4)

  3. Ca)

    VI · VII · VIII · IX / · X · XI · XII · I · II · / III · IIII · V

Übersetzung:

Nutze den Tag (B).

Wappen:
Äbtissin Eva Maria Springauf.5

Kommentar

Ob die Jahreszahl lediglich die Ausführung der Sonnenuhr unter der Äbtissin Eva Maria Springauf6 datiert oder zugleich auf umfangreichere Erneuerungsarbeiten an der Kirche verweist, läßt sich bislang nicht entscheiden.7 Überliefert ist nur, daß am 16. Juni 1647 der Hochaltar neu geweiht wurde.8 Der Grund dafür waren vermutlich die Plünderungen des Klosters gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges.9

Textkritischer Apparat

  1. Angabe gegen den Uhrzeigersinn, jedoch dem Schattenlauf entsprechend von links oben nach rechts oben.

Anmerkungen

  1. Sämtliche Angaben nach KA Lichtenthal o. Sig., Bauer (wie unten).
  2. Die Maße aus den Angaben ebd. fol. 52r übernommen bzw. geschätzt.
  3. Die Angabe für (B) nach dem Aquarell ebd., für (C) nach dem Photo von 1934 ebd. fol. 51r.
  4. Hor. carm. 1,11,8.
  5. Geviert: 1. Zisterzienserorden (in zwei Reihen geschachter Schrägbalken), 2. Kloster Lichtenthal (Doppelhaken), 3. Springauf (im Bild nicht wiedergegeben, sondern nur identifiziert), 4. Baden. Blasonierung nach Aquarell in KA Lichtenthal o. Sig., Bauer (wie unten) fol. 52r. Zum Wappen Springauf vgl. nr. 456.
  6. Vgl. zu ihr Schindele, Abtei Lichtenthal (1985) 134–139; Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 228; Gutgesell, Kloster Lichtenthal 91f.
  7. Vgl. zu den bekannten Baumaßnahmen im 17. Jahrhundert KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Baugeschichte 7r–8r; Stober, Baugeschichte 95–99.
  8. Vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Baugeschichte 7r.
  9. Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1985) 134f; Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 96f.

Nachweise

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 4: Konventgebäude, Höfe, Abtei, fol. 51r (Photo von 1934), 52r (Aquarell von Sr. Mafalda Bauer mit Maßangaben).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 526† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0052601.