Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 514 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Fürstenkapelle 1631

Beschreibung

Grabplatte für Maria Salome Colbin. Ehemals etwa in der Achse des Kapellenschiffs vor der Nordwand im Boden.1 Im Zuge der Renovierung der markgräflichen Grablege von 1829/32 aus dem Gebäude entfernt oder überdeckt.2 Die Grabschrift wurde damals in etwas erweiterter Form auf einen Sammelgrabstein übertragen, der gegenwärtig außen an der Nordwand der Klosterkirche steht.3 Das Original hat man nach seiner Wiederauffindung in die „Ecke rechts vom Eingang” versetzt.4 Dieser Standort erstmals 1942 bezeugt und vermutlich identisch mit dem heutigen.5 Die Grabplatte liegt im südwestlichen Winkel der Fürstenkapelle parallel zur Westwand im Boden. Rötlicher Sandstein. Im oberen, nach Norden ausgerichteten Viertel der Oberfläche der eingemeißelte und stark abgetretene Sterbevermerk. In der Mitte die jüngere Zahl 26. nach Franz Josef Herrs Numerierungssystem.6

Maße: H. 87, B. 59,5, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/3]

  1. A(nn)oa) 1631 starb / Maria Salome / Colbinin 22 Ian(uarii)b)

Kommentar

Die Versalien überragen die Gemeinen nur geringfügig. Das M ist nach dem Vorbild des Minuskelbuchstaben gestaltet, das obere Ende des linken Schaftes aber deutlich stärker umgebogen. Der Bogen des einstöckigen a ist auf halber Höhe nach innen eingebuchtet und erinnert so an die zweistöckige Form. Der Schaft des b in starb ragt weit in den Oberlängenbereich und ist am Ende nach rechts umgebrochen. Auffällig ist ferner das nach links durchgebogene l. Der Schaft der 1 wird von rechtwinklig angesetzten Sporen begrenzt.

Maria Salome Colbin war die Ehefrau des Lichtenthaler Oberschaffners Conrad Philipp Colbin,7 der dieses Amt offenbar nur zwischen 1625 und 1627 versah.8 Anschließend sind in dieser Funktion dessen Verwandter Johann Andreas Colbin und Johann Wilhelm Veus nachgewiesen.9

Textkritischer Apparat

  1. Abkürzung durch Punkt auf der Grundlinie; das o kleiner ausgeführt und hochgestellt.
  2. Abkürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Lokalisierung GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 2, Grundriß Fürstenkapelle (wie unten).
  2. Vgl. zu den Renovierungsmaßnahmen von 1829/32 Stober, Denkmalpflege 116–128; Krimm, Fürstenkapelle 147–158. Damals ließ Fr. J. Herr neun Grabsteine von Verstorbenen, die nicht der markgräflichen Familie angehörten, aus der Kapelle entfernen, vgl. Krimm, Fürstenkapelle 155.
  3. Vgl. Kdm. Baden-Baden 517 nr. 2. Die Inschrift lautet: + A(NNO) · 1631 STARB · MARIA · SALOME · COLBIN / OBERSCH[A]FFNER · CONRAD . PHILIP . / COLBEN G(EWESTE) · EHEFRAU.
  4. So in Kdm. (wie unten) lokalisiert. Der Zeitpunkt der Versetzung ist unbekannt. Möglicherweise fand man die Grabplatte, als der Fußboden während der Instandsetzungsmaßnahmen unter Fritz Hirsch (um 1913/15) abgenommen und auf einer Betonschicht neu verlegt wurde, vgl. dazu Stober, Denkmalpflege 135f.
  5. Vgl. Kdm. (wie unten).
  6. Zu F. J. Herrs Numerierung der Lichtenthaler Grabmäler 1803/04 vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 5.
  7. Vgl. GLA Karlsruhe 64/47, Nekrolog Lichtenthal III, fol. 2r: „Vincencij martyris obijt Maria Salome vxor conradi philippi colbini procuratoris huius Loci Anno 16 · 31“.
  8. Vgl. die Nachweise der Lichtenthaler Oberschaffner in Reiss, Studien 252 Anm. 136.
  9. Vgl. ebd. Zu Johann Andreas Colbin s. a. ebd. 287 und den Eintrag zum 22.11.1630 im Fremersberger Totenbuch: „Anno 1630. die 22. Novembris obiit honestus ac discretus Vir Joannes Andreas Colbinus, Oeconomus in lucida Valle (. . .).“ in: Liber Mortuorum 65.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 38 nr. 26.
  2. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 23r nr. 26.
  3. GLA Karlsruhe G Lichtenthal nr. 2, Grundriß Fürstenkapelle nr. 26, abgedr. in Kdm. Baden-Baden 515 (Abb. 421).
  4. Kdm. Baden-Baden 516 nr. 26.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 514 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0051401.