Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 490†? Baden-Baden, Neues Schloß 1624 oder später

Beschreibung

Tafelbild mit dem Porträt Markgraf Wilhelms von Baden-Baden. Letztmalig 1958 von Dagmar Franziska Kircher als Bestandteil der Zähringer Bildnissammlung im Neuen Schloß zu Baden-Baden bezeugt.1 Nach dem Verkauf des markgräflichen Stammsitzes (2003) nicht mehr auffindbar.2 Öl auf Kupfer.3 Brustbild auf ovaler Tafel; die Figur nach rechts gewendet. Der Markgraf in jugendlichen Jahren vor einem Hintergrund von Vorhängen. Er trägt halblange, dunkle Haare sowie einen Schnurr- und Knebelbart. Seinen Harnisch bedeckt oben ein liegender Spitzenkragen, und über der rechten Schulter hängt eine rosalila Feldbinde. Unten ist die Devise (A) ausgeführt. Auf der Rückseite der bereits 1958 nur noch undeutlich erkennbare Bildtitel (B), möglicherweise nicht ursprünglich.

Inschriften nach Kircher.

Maße: H. 20, B. 15,6 cm.3

Schriftart(en): Kapitalis (A).

  1. A

    DEUS SUSCEPTOR + / BENATORa) MEUS +4)

  2. B

    Herr Wilhelm Markgraf zu Baden

Übersetzung:

Gott ist mein Beschützer und Befreier.

Kommentar

Wilhelm kam als erster Sohn Markgraf Eduard Fortunats von Baden-Baden und Marias von Eicken am 30. Juli 1593 zur Welt.5 Nachdem er am Brüsseler Hof unter der Vormundschaft des Erzherzogs Albrecht von Österreich und des Grafen Salentin von Isenburg erzogen worden war,6 erhielt er nach der Schlacht bei Wimpfen (1622) die Herrschaft über die Markgrafschaft Baden-Baden zurück, die sein Vater 1594 im Zuge der Oberbadischen Okkupation Ernst Friedrich von Baden-Durlach hatte abtreten müssen.7 Er rief Jesuiten ins Land, um die Rekatholisierung der bereits größtenteils protestantischen Bevölkerung in die Wege zu leiten.8 Im Jahre 1624 nahm er Gräfin Katharina Ursula von Hohenzollern zur Frau, mit der er zahlreiche Kinder hatte.9 Sie starb am 2. Juni 1640.9 Da für das hier beschriebene Gemälde, dessen Maler bisher unbekannt ist,10 ein gleich großes Gegenstück mit dem Bildnis Katharina Ursulas existiert(e), sind beide Porträts wohl in die Jahre nach ihrer Hochzeit zu datieren.11 Im Jahre 1650 heiratete Markgraf Wilhelm Gräfin Maria Magdalena von Oettingen.12 Seine politische Laufbahn fand ihren Höhepunkt, als er 1652 mit dem Amt des kaiserlichen Kammerrichters in Speyer betraut wurde.13 Er starb am 22. Mai 1677 und wurde in der Stiftskirche der Stadt Baden begraben.14

Textkritischer Apparat

  1. + / BENATOR] Inschrift in Kircher als „undeutlich“ gekennzeichnet. Lies nach PsG 143,2: [LI]BERATOR. So auch auf einem nach dieser Vorlage erstellten Steindruck überliefert, vgl. Kircher (wie unten).

Anmerkungen

  1. Vgl. Kircher (wie unten).
  2. Freundlicher Hinweis von Prinz Michael von Baden, Salem (24.5.2004).
  3. Sämtliche Angaben nach Kircher (wie unten).
  4. Paraphrase nach PsG 143,2.
  5. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 268. Zu Markgraf Eduard Fortunat vgl. nrr. 499, 500. Zur Biographie und Politik Markgraf Wilhelms von Baden-Baden vgl. Hans-Joachim Köhler, Obrigkeitliche Konfessionsänderung in Kondominaten. Eine Fallstudie über ihre Bedingungen und Methoden am Beispiel der baden-badischen Religionspolitik unter der Regierung Markgraf Wilhelms, 1622–1677 (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 110), Münster 1974, passim; Karl Friedrich Lederle, Zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation in der Markgrafschaft Baden-Baden vom Tode Philiberts bis zum Ende der kirchlichen Bewegung, 1569–1635, in: FDA 45 (1917) 367–450, 47 (1919) 1–45; ADB, Bd. 42, 697–699; Weech, Badische Geschichte 162–178; Müller, Badische Fürsten-Bildnisse, o. S. nr. 13; Preuschen, Badische Geschichte 736–743; Viton de Saint-Allais, Histoire 240–251; Sachs, Einleitung, T. 3, 315–412; Schoepflinus, Historia, tom. 3, 83–136.
  6. Vgl. Weech, Badische Geschichte 162.
  7. Vgl. zur Oberbadischen Okkupation Einl. Kap. 2, XVIIIf.
  8. Vgl. zur Kirchenpolitik Markgraf Wilhelms Köhler (wie Anm. 5); Lederle (wie Anm. 5); Weech, Badische Geschichte 165–167; s. a. Kdm. Baden-Baden 144f.
  9. Vgl. Schwennicke (wie Anm. 5). Siehe zu den Kindern auch nrr. 517–520, 532.
  10. Vgl. Kircher (wie unten).
  11. Vgl. zum Gegenstück Kircher (wie unten) 67f. nr. 288, Taf. 6 (Abb.).
  12. Vgl. Schwennicke (wie Anm. 5).
  13. Vgl. Weech, Badische Geschichte 173.
  14. Vgl. Schwennicke (wie Anm. 5); zur Grabschrift vgl. Kdm. Baden-Baden 135 nr. 16, 137 nr. 17; Stoesser, Grabstätten 112–114.

Nachweise

  1. Kircher, Zähringer Bildnissammlung 67 nr. 283.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 490†? (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0049009.