Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 460† Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Klosterkirche (1610)?
Beschreibung
Wandmalerei mit Stiftungsszene. Erstmals von Philipp Fehnle um 1657 „in ipsa vero Ecclesia iuxta coenotaphium Fundatricis in pariete depicta“ bezeugt.1 In diesem Zusammenhang wird ein Teil der die Wandmalerei erläuternden Beischriften zitiert, die durch eine später angefertigte Kopie in Öl auf Leinwand nahezu vollständig überliefert sind.2 Das Original ist wohl spätestens im Zuge des 1723 einsetzenden Um- und Neubaus der Abtei nach den Plänen Peter Thumbs abgegangen.3 Als Ersatz hängte man an gleicher Stelle das Gemälde auf,4 das erstmalig im Jahre 1756 von einem Badener Maler „renoviert“ wurde.5 In der Zeit zwischen 1820 und 1845 fügte man dem Bild fünf zusätzliche Figuren ein und veränderte dabei teilweise die Inschriften.6 1893 befestigte man es an der Westwand des Langhauses unter dem Frauenchor.7 Vermutlich wurden die Inschriften zu dieser Zeit nochmals überarbeitet.8 In den Jahren nach 19429 veranlaßte man die Überführung in den Kreuzgang, wo es noch heute an der Innenwand des Westflügels hängt; hier erstmals 1957 bezeugt.10 Die letzten konservierenden Maßnahmen führte 1994 Werner Koch, Stuttgart, aus.11
Große, querrechteckige Tafel mit der Darstellung mehrerer Figuren im Halbprofil innerhalb eines sakralen Raumes. Rechts im Bild vor einer Rundbogenarkatur die thronende Muttergottes mit dem nackten Christusknaben auf dem Schoß. Vor ihren Füßen in kleineren Proportionen die auf einem Kissen kniende Stifterin, Markgräfin Irmengard von Baden, wie sie reich bekleidet ein Kirchenmodell mit beiden Händen übergibt. Am Pfeiler zu ihrer Linken der Wappenschild. Hinter ihrem Rücken die Söhne Rudolf I. und Hermann VI. von Baden im Harnisch, welche die Jungfrau ebenfalls kniend anbeten. Über ihren Häuptern an den beiden übrigen Pfeilern je ein weiterer Wappenschild. Der hintere für Hermann zur Hälfte durch die 1820–45 ergänzte Figur6 der Äbtissin Adelheid von Baden (gest. 1295) verdeckt. Im linken Bildbereich vor einer Wand mit bleiverglasten Rundbogenfenstern zwei Äbtissinnen, erkennbar an ihren Krummstäben, und zwei Ordensschwestern, die ebenfalls in kniender Anbetung wiedergegeben sind. Deren ehemals schwarze Kutten wurden erst später weiß übermalt.12 Die Gruppe von vier stehenden Ordensschwestern im linken Bildbereich hat man ebenfalls erst 1820–45 hinzugefügt.6 Die erste von rechts verdeckt seither einen der ehemals vier Wappenschilde an der Wand unterhalb der Fenster, die den knienden Äbtissinnen bzw. Ordensfrauen zugeordnet und von denen drei noch jeweils links neben deren Häuptern erkennbar sind.13 Die ursprünglichen neun Figuren werden bis auf Christus und Maria durch schwarze Nameninschriften auf weißen, bogenförmig über den Köpfen entrollten Schriftbändern identifiziert (A–G). Die jüngeren Figuren von 1820–1845 sind ebenfalls mit entsprechenden Banderolen ausgestattet.14 Unter dem Gemälde verläuft über die gesamte Breite des Bildes die zeilenweise angeordnete historische Nachricht über die dargestellte Stiftung und die Reformierung des Klosters (H). 1756 wurde ein Renovierungsvermerk ergänzt.5 Während der Überarbeitung des Bildes um 1893 hat man offenbar die Banderolen neu gemalt und jene für die Nonne Irmengard von Baden (G) unter die Figur versetzt.8 Außerdem wurden die Fenster durch ein fünftes am linken Rand ergänzt sowie einige Wörter, die zuvor in Fraktur wiedergegeben waren, in Kapitalis ausgeführt.
Inschriften (A–G) nach GLA Karlsruhe 47/37, Herr; (H) nach BLB Karlsruhe K 526, Fehnle, Serenissimorum (…) progenitores; der Anfang von (H) ergänzt nach GLA Karlsruhe 47/37, Herr.
- A
F(raw) Irmengardis Marggraeff(in) und Pfalzgraeffin auch Herzogin in Baÿern und Stiffterin dieses Gotteshausa)15)
- B
Rudolphus I. Marchio de Verona et Badenb)16)
- C
Herrmannusc) Marchio de Badend).17)
- D
Frau Adelheidise) March(ionissa) gehet mit ihren 3 Prinzessinnen ins Closter. 133318)
- E
F(raw) Agnes Abbat(issa) Ord(ine) XI.f)19)
- F
F(raw) Mariag)20)
- G
F(raw) Irmengardish)21)
- H
Anno Christi 1243 hat die Durchleuchtigste Fürstin und Fraw Irmengardis Marggraeffin zu Badeni), gebohrne Pfalzgraevin beÿ Rhein Hertzogin ink) Baiern15) nach Absterben ihres Herrn Ehegemahls Herren Hermanns dess 4l) dieses Namens Markgrafen zu Verona und Badeni)22) disses Gotteshaus auferbauenm) und mit Beÿstand ihrer beÿden Herren Soehnen Marggrafen Herrmanns17) und Rudolphs16) als Dotatoren auff Anheroberufung der gottseeligen Frauen Trudindis23) und etlicher ihrer Mitschwestern aus dem Closter Wald24) Cistercienser Ordens erster Abbtissin allhier, die Confirmation Paepstlicher Heiligkeit Innocentii Quarti25) und General Capituli zu Cisterz anno 1245 den 4 Iulij26), 94 Iahr nach unsers Heiligen Vatersn) Todt27) erlangt, darauf nach vollendtem Bau und Weÿhung der grossen Kirchen von Herrn Heinrich von Stalekeo) Bischoffen Zu Strassburg28) in Beÿseÿn höchsternannter Frauen Stiffterin und deren beÿdenp) Herren Soehnen auch Herren Abten von Seltz29) vnd Schwarzach30), Neuburg31), Herrenalb32), Brun(n)ebach33), Herren Grafens von Würtenberg34), Otto Grafens von Eberstein35) und sonsten viel sowohl Geistlicher als weltlicher Personen ihren abgeleibten Herren Ehegemahl Marggraffen Herrmannq)22) anno 1248 den 4 November [– – –] erhebenr) und für den Hohen Altar bestaettigen lassen.36) [– – –]s) Anno 1336 istt) von fraw Adelheidis Marggrävin Zu Badeni), geborner Grävin vonu) Beüchlingen,18) so mit ihren dreÿen töchternv) in dis Closter gangen, deren eine fraw Agnes19) ihr im regimentw) gefolgt, dasselbige an ordnung vnd sitten reformirt37) worden.x)
Übersetzung:
Markgraf Rudolf I. von Verona und Baden etc. (B) – Markgraf Hermann VI. von Baden. (C) – Markgräfin Adelheid (…). (D) – Frau Agnes, der Reihe nach die XI. Äbtissin. (E).
Pfalz/Baden, Baden, Baden, Baden/Beichlingen38, Baden, Baden39, Baden. |
Textkritischer Apparat
- Gottes=Hauszes. †. 1260. Bildertafeln, Ölbild heute.
- Baaden. et(cetera) † 1288. Bildertafeln; BADEN. et(cetera) † 1288. Ölbild heute.
- HERMANUS Bildertafeln; HERMANNUS Ölbild heute.
- Baaden / †. 1250 Bildertafeln; BAADEN / †. 1250 Ölbild heute.
- Frau Adelheidis] F(RAW) ADELHEIDIS Bildertafeln; ADELHEID Ölbild heute.
- Ord(ine) XI.] Ord(ine) XI. / †. 1361 Bildertafeln; ORD(INE) XI. / †. 1361. Ölbild heute.
- F(raw) Maria] PRINZESSIN MARIA V(ON) / BADEN KLOSTERFR(AU). Bildertafeln, Ölbild heute.
- F(raw) Irmengardis] PRINZESSIN IRMENGARD / VON BADEN KLOSTERFRAU. Bildertafeln, Ölbild heute.
- Baaden Bildertafeln, Ölbild heute.
- Zu Bildertafeln, Ölbild heute.
- 5: Ölbild heute.
- Auferbaut Ölbild heute.
- Vaters BERNARDI Bildertafeln, Ölbild heute.
- Staleck Bildertafeln, Ölbild heute.
- beÿder Bildertafeln; 2 Ölbild heute.
- HERMAN Bildertafeln, Ölbild heute.
- 4 November [– – –] erheben] Die Lücke im Ms. durch einen kurzen waagerechten Strich auf der Grundlinie gekennzeichnet; der Textverlust vermutlich unbedeutend. 3. NOVEMBER / erheben (das N retrograd) Bildertafeln; 3. NOVEMB(RIS) er=/heben Ölbild heute.
- Bis hierher Wiedergabe der Inschrift nach GLA Karlsruhe 47/37, Herr. Die abschließende Lücke (?) im Ms. durch einen kurzen waagerechten Strich auf der Grundlinie gekennzeichnet.
- Anno 1336 ist] Ab hier Wiedergabe der Inschrift nach BLB Karlsruhe K 526, Fehnle, Serenissimorum (…) progenitores. Nachmahlen ist ANNO 1336. Herr, Bildertafeln, Ölbild heute.
- zu Herr; Zu Bildertafeln, Ölbild heute.
- dreÿen töchtern] 3 Prinzessinnen Herr; 3. PRINCESSINEN Bildertafeln, Ölbild heute.
- im regiment] in der Regierung Herr, Bildertafeln, Ölbild heute.
- worden.] et(cetera) et(cetera) et(cetera) Herr; etc(etera) Bildertafeln, Ölbild heute. Im Anschluß folgt der Renovierungsvermerk, vgl. Anm. 5.
Anmerkungen
- Vgl. GLA Karlsruhe 65/10, Fehnle, Serenissimorum (wie unten); BLB Karlsruhe D 162, Fehnle, Austriacorum (wie unten); BLB Karlsruhe K 526, Fehnle, Serenissimorum (wie unten).
- Vgl. zum Ölbild 750 Jahre Lichtenthal (wie unten).
- Vgl. zu den Baumaßnahmen Stober, Denkmalpflege 110f., Stober, Baugeschichte 99–108; KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Baugeschichte, fol. 8r–11r; Kdm. Baden-Baden 425f.
- Vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 7 (wie unten). Erstmals 1804 von F. J. Herr lokalisiert: „Hinter dem Altar St. Bernhardi Abbatis gegen dem Hohen Altar zu (…)“, vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 6.
- Davon zeugt die damals angefügte Ergänzung der ansonsten wohl vom Wandbild übernommenen Inschrift (H): Vnd ist beÿ RENOVATION der Kirchen ANNO 1756. Zu gleich auch dise Taffel RENOVIRet worden. Zur Herkunft des Malers vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Glykher, Chronik 84. Mone identifiziert ihn mit Gottlieb Schaffroth, vgl. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone (wie unten).
- Erschlossen aus der Beschreibung des Bildes in GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr (wie unten; 1820) und der von August von Bayer angefertigten Zeichnung in Bildertafeln, Taf. I, beschrieben von August von Bayer, in: Schriften des Alterthums-Vereins für das Grossherzogthum Baden 1 (1845) 425f.
- Vgl. Deodata, Frauenkloster Lichtental 163.
- Erschlossen aus einem Vergleich der Abbildungen des Gemäldes in seinem Zustand von 1845 (vgl. Anm. 6) und in seiner gegenwärtigen Gestalt, erstmals abgebildet in Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 48 (Abb.).
- In Kdm. Baden-Baden 468 letztmalig an der Westwand des Langhauses bezeugt.
- Vgl. Wolters, Abtissinnenverzeichnis 296.
- Vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar (wie unten).
- Die schwarzen Kutten noch von F. J. Herr um 1820 als Fehler des Malers kritisiert, vgl. GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal 6r. S. a. KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 7 (wie unten).
- Vgl. GLA Karlsruhe 47/37, Herr (wie unten); GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr (wie unten). Merkwürdigerweise beschreibt Herr das Wappen der Äbtissin Adelheid von Beichlingen (D) neben ihr an einem Pfeiler, obwohl dort das Wappen für Markgraf Hermann von Baden abgebildet war und ist.
- Über der Figur der Äbtissin Adelheid von Baden: PRINZESSIN ADELHEID VO(N) / BADEN VI. ABTISSIN. † 1295. Den vier stehenden Ordensschwestern sind folgende Inschriften zugeordnet (v. r. n. l.): MARGGR(ÄFFIN) MARIA VON BADEN / ALS WITTIB KLOSTERFRAU † 1369. // PRINZESS(IN) MARGARETHA / V(ON) BADEN XX. ABTISSIN † 1496. // PRINZESS(IN) MARIA V(ON) BADEN / XXI. ABTISSIN. † 1519. // PR(INZESSIN) M(ARIA) CHARITAS. BADEN / KLOSTERFRAU. † 1629.
- Markgräfin Irmengard von Baden, geb. Pfalzgräfin bei Rhein (gest. 1260). Zur Stiftung vgl. Einl. Kap. 2.1, XXIV; Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 25–35. S. a. RMB, Bd. 1, nrr. 386, 395. Irmengards Großvater väterlicherseits war Heinrich der Löwe, der von 1156 bis 1180 auch Herzog von Bayern war, vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.1, Taf. 18.
- Markgraf Rudolf I. von Baden (gest. 1288). Der Titel ist historisch unstimmig, da er letztmalig von Markgraf Rudolfs I. Vater, Hermann V. von Baden, geführt wurde, vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 266.
- Markgraf Hermann VI. von Baden (gest. 1250), vgl. ebd.
- Vgl. zum historischen Hintergrund und zur unsicheren Identität der Adelheid von Beichlingen Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 74–78.
- Markgräfin Agnes von Baden, Äbtissin des Klosters Lichtenthal (gest. 1361), vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 266; s. a. nr. 471.
- Markgräfin Maria von Baden, Nonne im Kloster Lichtenthal (1. H. 14. Jh.), vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 266.
- Markgräfin Irmengard von Baden, Nonne im Kloster Lichtenthal (1. H. 14. Jh.), vgl. ebd.
- Markgraf Hermann V. von Baden (gest. 1243), vgl. ebd.
- Die erste Äbtissin des Klosters Lichtenthal war Trudinde von Liebenstein, vgl. Wolters, Abtissinnenverzeichnis 290f., 293; s. a. nr. 471.
- Zisterzienserinnenabtei Wald bei Meßkirch (Lkr. Sigmaringen).
- Papst Innozenz IV. (gest. 1254), vgl. Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, begr. u. hg. v. Friedrich Wilhelm Bautz, fortgeführt v. Traugott Bautz, Herzberg 1990, Bd. 2, Sp. 1289.
- Am 4. Juli 1245 erhielt das Kloster den ersten päpstlichen Schutzbrief, vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 29 mit Anm. 22.
- Bernhard von Clairvaux starb am 20.8.1153. Insofern geschah die Gründung nur knapp 92 Jahre nach seinem Tod.
- Heinrich III. von Stahleck, Bischof von Straßburg (gest. 1260), vgl. Bischöfe (2001) 755.
- Benediktinerkloster Seltz (Elsaß, dép. Bas-Rhin). Gemeint ist offenbar Abt G(ottfried?), vgl. Franz Staab, Das Kloster Seltz / Liste der Äbte und Pröpste, in: adelheid. Kaiserin und Heilige. 931 bis 999, hg. von der Volkshochschule Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem INFO Verlag Karlsruhe (INFO-Reihe: Dokumente zur Geschichte), Karlsruhe 1999, 185–198, hier 197.
- Benediktinerkloster Schwarzach (Rheinmünster). Gemeint ist offenbar Abt Eberhard, erwähnt 1246, vgl. Benediktinerklöster 584.
- Zisterzienserkloster Neuburg (Elsaß, dép. Bas-Rhin). In Frage kommt vor allem Abt Albero, vgl. RMB, Bd. 1, nr. 268 (1225).
- Abt Konrad I. von Neuburg aus dem Zisterzienserkloster Herrenalb (Lkr. Calw), vgl. Carl Seilacher, Herrenalb. Ein verschwundenes Zisterzienserkloster, Bad Herrenalb 1977, 118 Anm. 25.
- Zisterzienserkloster Bronnbach (Main-Tauber-Kreis). In Frage kommen die Äbte Ludwig und Heinrich I. von Enkersberg, vgl. Kloster Bronnbach 1153–1803. 650 Jahre Zisterzienser im Taubertal, hg. v. Peter Müller, Wertheim 2003, 181.
- Graf Ulrich I. von Württemberg (reg. 1241–1265), vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.2, Taf. 255.
- Graf Otto I. von Eberstein (gest. 1279), vgl. Europ. Stammtafeln NF, Bd. 12, Taf. 28.
- Zur Translation der sterblichen Überreste Markgraf Hermanns V. von Baden von Backnang (?) in die Lichtenthaler Klosterkirche vgl. RMB, Bd. 1, nr. 396.
- Zu den Reformbestrebungen Papst Benedikts XII., der mit seiner Konstitution („Benedictina“) von 1335 auch den Zisterzienserorden erneuern wollte, vgl. Bernhard Schimmelpfennig, Zisterzienserideal und Kirchenreform. Benedikt XII. (1334–1342) als Reformpapst, in: Zisterzienser-Studien 3 (1976) 11–43. S. a. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 71f., 80–82.
- Nach der Skizze in GLA Karlsruhe 65/10, Fehnle, Serenissimorum (wie unten); BLB Karlsruhe D 162, Fehnle, Austriacorum (wie unten); BLB Karlsruhe K 526, Fehnle, Serenissimorum (wie unten): gespalten, vorn Baden, hinten dreimal purpur-silbern geteilt. Auf dem Ölbild Beichlingen/Baden (gespalten, vorn dreimal rot-silbern geteilt, hinten Baden). Siehe hierzu auch Anm. 13.
- Nach GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 8: „jede [der drei Töchter] hat über diß neben sich den gewöhnlichen Balckenschild“. Zwischen 1820 und 1845 mit dem Bildnis der Markgräfin Maria von Baden übermalt.
- Vgl. zum bisherigen Forschungsstand 750 Jahre Lichtenthal 196 nr. 19. In KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 7 (wie unten) ist lediglich davon die Rede, daß die Figur der Charitas Wasa (links im Bild) erst später nachgetragen worden sein soll.
- Vgl. Coester, Klosterkirche 88; Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 67–70; KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Baugeschichte, fol. 4r–6r.
- Vgl. nr. 23.
- Zum Vergleich sei auf die deutlich kürzeren Inschriften von Wandmalereien des 13. und 14. Jahrhunderts verwiesen: DI 22 (Enzkreis) nr. 48 (Großglattbach, ev. Pfarrkirche); DI 25 (Ludwigsburg) nr. 29 (Bietigheim, Friedhofskirche); DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 11 (Winterbach, ev. Pfarrkirche); DI 41 (Göppingen) nr. 10 (Faurndau, ev. Pfarrkirche), 16 (Gruibingen, ev. Pfarrkirche); DI 47 (Böblingen) nr. 19 (Leonberg, ev. Stadtkirche).
- Vgl. die Erstbelege für Anno Christi in DI 7 (Stadt Naumburg) nr. 104 (1577); DI 9 (Lkr. Naumburg) nr. 419 (1521); DI 25 (Ludwigsburg) nr. 507 (1603); DI 38 (Bergstraße) nr. 193 (1595); DI 39 (Lkr. Jena) nr. 240 (1599); DI 41 (Göppingen) nr. 422 (1617); DI 47 (Böblingen) nr. 141 (1511); DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau) nr. 198 (1555); für durchleuchtigst bzw. durchlauchtigst vgl. DI 9 (Lkr. Naumburg) nr. 509 (1617); DI 11 (Merseburg) nr. 35 (1590); DI 12 (Heidelberg) nr. 220 (1526); DI 20 (Karlsruhe) nr. 153 (1521); DI 33 (Stadt Jena) nr. 66 (1554); DI 34 (Bad Kreuznach) nr. 541 (1638); DI 39 (Lkr. Jena) nr. 156 (nach 1554); DI 50 (Bonn) nr. 29 (1583 od. wenig später).
- Vgl. nr. 471 (J).
- Vgl. Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 75 mit Anm. 268.
- Vgl. Stober, Baugeschichte 98; KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Baugeschichte 7.
- Vgl. die biographischen Daten in nr. 491.
- Vgl. nrr. 469, 471; zur Oberbadischen Okkupation vgl. Einl. Kap. 2, XVIIIf.
- Vgl. GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone (wie unten): „im Chor der Klosterkirche die Tafel der hl. Maria. Vor ihr die hl. Irmingard und die 2 Markrafen, ist von 1610 [die „10“ mit Bleistift], restauriert 1756 (von Gottlieb Schaffroth).“
- Vgl. Stober, Baugeschichte 100. Zu den bisherigen, nicht näher begründeten Datierungsvorschlägen bezüglich des Ölbildes vgl. 750 Jahre Lichtenthal 196 nr. 19 (18. Jh.?); Schindele, Abtei Lichtenthal (1984) 74 Anm. 267 (Ende 17. Jh.); KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 7: Gemälde, fol. 40r (um 1660).
Nachweise
- BLB Karlsruhe K 526, Fehnle, Serenissimorum (…) progenitores, fol. 34v (unvollst.).
- BLB Karlsruhe D 162, Fehnle, Austriacorum (…) familia, fol. 275v (unvollst.).
- GLA Karlsruhe 65/10, Fehnle, Serenissimorum (…) progenitores, fol. 122r (unvollst.).
- GLA Karlsruhe 47/37, Herr, Beschreibung Lichtenthal 7–9 (nach Ölbild).
- GLA Karlsruhe Hfk-Hs nr. 510, Herr, Begräbnisse Lichtenthal, fol. 6r–v (nach Ölbild).
- Bildertafeln, Taf. I (Abzeichnung des Ölbildes durch August von Bayer).
- GLA Karlsruhe N Mone 109, Mone, Aufzeichnungen Oosthal, fol. 147v (Ölbild erw.).
- Brambach, Bildnisse 8 nr. 17 (Ölbild erw.).
- Gutgesell, Kloster Lichtenthal 21–24 (nach Ölbild).
- Bauer, Frauenkloster Lichtenthal 48 (Abb.), 264–266 (nach Ölbild).
- Deodata, Frauenkloster Lichtental 163–165 (nach Ölbild).
- Kdm. Baden-Baden 468–470 (nach Ölbild).
- KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar Bd. 4: Konventgebäude, Höfe, Abtei, fol. 45r (Ölbild erw.; Photo Wilhelm Kratt).
- KA Lichtenthal o. Sig., Bauer, Inventar, Bd. 7: Gemälde, fol. 40r (Ölbild erw.; Photo Wilhelm Kratt).
- 750 Jahre Lichtenthal 196 nr. 19 (nach Ölbild).
- KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Bd.: Konventbau 1, Erdgeschoß, Gänge. o. S. (Ölbild erw.).
- Abtei Lichtenthal 1 (Detail des Ölbildes; nur A).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 460† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0046008.
Kommentar
Die zahlreichen Renovierungen und Eingriffe in die Komposition des Bildes zeigen, daß es im Bewußtsein des Konvents stets einen zentralen Platz einnahm und für die Abtei eine identitätsstiftende Funktion hatte. Verweist es doch auf die Gründung des Klosters und verdeutlicht dessen enge verwandtschaftliche Beziehungen zur landesherrlichen Familie. In diesem Sinne muß es zumindest in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstanden worden sein, als man weitere Äbtissinnen und Schwestern markgräflich badischer Abkunft hinzufügte, um diese Aussage zu betonen und zu komplettieren. Der Frage, inwieweit sich damit der ursprüngliche Informationsgehalt des Bildes deckt, ging man seither nicht weiter nach, wohl auch deshalb, weil das originale Figurenprogramm bald in Vergessenheit geraten war.40 Nachdem nun geklärt ist, daß dazu neben den Heiligen, der Stifterin und ihren Söhnen lediglich Adelheid von Beichlingen sowie deren drei Töchter gehörten, verdienen Intention und Entstehungszeit der Malerei eine erneute Erörterung. Da die Äbtissin und ihre Kinder weder die ersten noch die letzten Angehörigen des Konvents waren, die dem badischen Haus entstammten, muß ihre Auswahl einen besonderen Grund haben. Nach baugeschichtlichen Untersuchungen errichtete man im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts den gotischen Chor, der am 1. November 1332 geweiht wurde.41 Daß die Innenausgestaltung der neuen Kirche damit nicht abgeschlossen war, läßt sich daraus ersehen, daß das wichtigste neue Ausstattungsstück, das Tischgrabmal für Irmengard, erst in den vierziger Jahren des 14. Jahrhunderts aufgestellt wurde.42 Es spricht viel dafür, daß der lokale Zusammenhang, in dem sich das Grabmal und das Bild spätestens seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts bis zum Jahre 1893 befanden, nicht zufällig gewählt wurde. Muß doch der Auftrag an Meister Wölflin von Straßburg unter der Regierung der abgebildeten Agnes von Baden ergangen sein (ca. 1335–1361). Vielleicht haben sie und ihre Familie zur Finanzierung dieses Kunstwerkes maßgeblich beigetragen. Zumindest scheint es, daß man im Kloster diese Vorstellung vom historischen Stiftungsgeschehen zu bestimmter Zeit für wahr hielt.
Für die Frage nach der Entstehung des ursprünglichen Wandbildes und der danach angefertigten Kopie in Öl ist damit nicht viel gewonnen. Ihre Beantwortung wird vor allem durch den ungewissen Zeugniswert des mehrfach überarbeiteten Gemäldes erschwert. Bisher spricht nichts gegen die Annahme, daß die Inschriften (A) bis (H) bereits in der ursprünglichen Bildkonzeption vorgesehen waren und nicht erst nachträglich hinzugesetzt wurden. Darauf deutet vor allem der letzte Satz,5 der sich formal und inhaltlich vom voranstehenden Textabschnitt absetzt und darauf hindeutet, daß der erste Teil der Inschrift zumindest älter ist als die 1756 vorgenommene Renovierung. Aufgrund des beträchtlichen Textumfangs der Bildlegende (H) läßt sich eine Entstehung vor dem 15. Jahrhundert mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen.43 Hinzu kommt, daß die Datierungseinleitung Anno Christi und das deutsche Epitheton durchleuchtigst frühestens in Inschriften des 16. Jahrhunderts nachweisbar sind.44 Schließlich fällt auch auf, daß im letzten Satz über Adelheid von Beichlingen derselbe historische Irrtum überliefert wird wie innerhalb des um 1615 einzuordnenden Äbtissinnenzyklus im Kreuzgang: Beide Bildbeischriften verlegen Adelheids Regierungszeit in das Jahr 1336,45 obwohl die Tochter Agnes bereits 1335 als Äbtissin urkundet.46 Da die erstmals um 1657 bezeugte Inschrift also nicht vor dem 16. Jahrhundert entstanden sein kann, für das gesamte 16. Jahrhundert jedoch keine größeren Baumaßnahmen an der Klosterkirche überliefert sind,47 kommt als wahrscheinlichste Zeitstellung die Bauperiode unter Äbtissin Margareta Stülzer48 (1597–1625) in Betracht. Unter ihr erhielten um 1615 die nördliche Außenwand der Kirche und der Kreuzgang umfangreiche Bildprogramme, die vor allem das Ziel hatten, die Bedeutung des Klosters hervorzuheben und dessen Auflösung während der Oberbadischen Okkupation abzuwenden.49 Mit dieser Intention wären auch die Texte auf dem Stiftungsbild gut vereinbar: Nennen sie doch alle bedeutenden Persönlichkeiten, die an der Gründung der Abtei anwesend oder beteiligt waren, stellen die verwandtschaftlichen Beziehungen zum Haus Baden heraus und belegen an einem historischen Beispiel die Bereitschaft des Konvents zur Wahrung bzw. steten Erneuerung von Ordnung und Sittenstrenge. Diese zeitliche Einordnung entspräche zudem der Datierung des Ölgemäldes durch Fridegar Mone in das Jahr 1610, die von ihm jedoch ohne Quellenangabe und teilweise nur mit Bleistift notiert wurde.50 Sollte er diese Jahreszahl auf dem Bild gelesen haben, darf wohl angenommen werden, daß der unbekannte Maler sie von der Wandmalerei übertragen hatte. Wann das demnach jüngere Ölgemälde entstand, bleibt ungewiß. Ein naheliegender Anlaß könnten die 1723 einsetzenden Baumaßnahmen im Kloster nach Plänen Peter Thumbs zu Beginn des 18. Jahrhunderts gewesen sein.3 Damals erhielt auch der Innenraum der Klosterkirche einen neuen Anstrich, unter dem das Wandbild vermutlich verschwand.51