Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 439 Bühl, Hauptstr. 54 / Poststraße 1606

Beschreibung

Drei Gewändesteine eines ehemaligen Torbogens. Etwa in 3 m Höhe in der südlichen, an der Poststraße gelegenen Umfassungsmauer des Grundstücks. Hier befand sich ehemals der hintere Eingang zum ehemaligen Postwirtshaus Fortuna.1 Der Torbogen wurde noch vor 1976 abgetragen und zugesetzt. Im Mauerwerk verblieben lediglich drei Scheitelsteine aus Sandstein; in der Mitte der Schlußstein von 1812 mit einem reliefierten Posthorn.2 Dieser wird von zwei älteren und etwas niedrigeren Bogengewändesteinen flankiert, die die eingemeißelte und schwarz nachgezogene Jahreszahl tragen.

Maße: H. 40, B. 130,3 Zi. 9 cm.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. 16 //a) 06

Kommentar

Die Kerben der Ziffern sind konstant schmal geschlagen. Der Schaft der 1 besitzt einen kurzen Anstrich und ist unten gespalten. Die oberen Bogenabschnitte beider 6 sind als senkrechte und am oberen Ende nach links umgebrochene Schäfte ausgeführt.

Aus den Jahreszahlen geht hervor, daß der Torbogen offenbar im Jahre 1606 entstand und 1812 durch den Großherzoglich Badischen Posthalter Franz Anton Emanuel Lichtenauer (1782–1850)4 ergänzt wurde. Die ältere Bauzahl korrespondiert in etwa mit der Verleihung der Schildgerechtigkeit an das Gasthaus Fortuna im Jahre 1605.5 Wann hier die Posthalterei eingerichtet wurde, ist unbekannt. Dies könnte durchaus bereits 1606 geschehen sein, da Markgraf Georg Friedrich von Baden in diesem Jahr anordnete, daß u. a. auch in Bühl ein Posthalter mit zwei Pferden bestellt werden solle.6

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung durch den jüngeren Schlußstein von 1812.

Anmerkungen

  1. Vgl. auch zu den folgenden Angaben Frey (wie unten) 96; zum ursprünglichen Zustand des Torbogenscheitels siehe ebd. 98 (Abb.).
  2. Das Posthorn umgibt die in sich verschlungenen Initialen E(manuel) L(ichtenauer); zur Auflösung der Initialen vgl. Frey (wie unten) 97. Den Rahmen bildet ein an drei Nägeln befestigter Feston. Unter dem Horn die Jahreszahl 1812.
  3. Die Maßangaben beziehen sich auf alle drei Steine im Verbund.
  4. Vgl. Frey (wie unten) 97. Die Familie Lichtenauer war bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Besitz des Gasthauses.
  5. Vgl. Joseph Harbrecht, Gassen und Gaststätten von Alt-Bühl, in: Bühler Blaue Hefte 3 (1959) 43–57, hier 51 unter Berufung auf eine ungenannte Schrift Karl Reinfrieds, vermutlich wie in Anm. 6.
  6. Vgl. Frey (wie unten) 96 unter Berufung auf Karl Reinfried, Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Bühl, in: Acher und Bühler Bote 1910, nrr. 106–125, hier Folge 8, o. S.

Nachweise

  1. Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv, Gruppe 14: Kunst-, Natur- und Baudenkmale, h.) Spolien, Ziegel, Eckbalken, 1.) Bühl Kernstadt, Alte Post (jetzt Fortuna) in Bühl (Aufn. 1954/55?).
  2. Johann Schreiber, Von alten Grenzsteinen, in: Bühler Blaue Hefte 1 (1957) 51–53, hier 52 (Abb.).
  3. Stadtgesch. Inst. Bühl So 53, Schleh, Geschichte Bühl 256f. (Abb. 206).
  4. Karl Knüttel, Ottersweier. Ein Gang durch die Jahrhunderte, hg. v. d. Gemeinde Ottersweier, Ottersweier 1975, 101 (Abb.).
  5. Wolfgang Frey, Bühl und das Postwesen, in: Heimatbuch Lkr. Rastatt 3 (1976) 96–104, hier 96, 98 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 439 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0043900.