Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 433 Gernsbach, ev. Friedhof 1606
Beschreibung
Epitaph für den Gernsbacher Bürgermeister Christoph Kast. Aufrecht an der Innenseite der Umfassungsmauer nördlich des Haupteingangs. Hier das zweite Grabmal von Norden. Rötlicher Sandstein. Hochrechteckige Platte, deren Sockelzone teilweise unter Bodenniveau liegt. Zwischen zwei Pilastern, denen oberhalb der Mitte je ein Wappenschild aufgelegt ist, das eingetiefte und von einer abgetreppten Profilleiste umrahmte Binnenfeld. Darin der zeilenweise eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Den oberen Abschluß bildet ein an den Seiten verkröpftes Eierstabgesims. Die gesamte Plattenoberfläche ist stark abgewittert, die Inschrift deshalb nur noch teilweise lesbar.
Ergänzungen nach Photo.1
Maße: H. (sichtbar) 129, B. 79, Bu. 4 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ANNO · [DOM/ – – – 1]606 / DEN 6. IVḶ[IJ I]ṢT / [I]N GOTT SELIG=/LICH [ENTSCHLAFF/EN · DER WOL/. . . . . VND FV̈R/N]EM CHR[I]STOFF / KAST · Ḅ[V]ṚGER=/ṂẸỊṢṬẸṚ · VNND · / DES · GERICHTS · / [. . . .]Ea) · ṢE[. . .]Ṣ / [– – – / . . .]b) GOTT · E[. . . / – – – / – – –]ṢE[. . / – – –]
Christoph Kast2, Christoph Kast3. |
Textkritischer Apparat
- Ergänze vermutlich zu [ALHI]E o. ä.
- SE[. . .]S / [– – – / . . .]] Ergänze vermutlich zu SE[INE]S / [ALTERS – – – / . . .].
Anmerkungen
- Vgl. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Forschungsstelle „Deutsche Inschriften“ (wie unten).
- Schifferzeichen nr. 27 (Schräglinksleiste, oben begleitet von einer kürzeren Schräglinksleiste, unten der Figur nach begleitet von zwei linksschräg verstutzten Schräglinksschindeln). Identifizierung in Analogie zu nrr. 396, 399, 432 erschlossen. Vermutlich das Hauptzeichen des Schiffers; vgl. dazu Scheifele, Murgschifferschaft 133f.; Jägerschmid, Murgthal 170f.
- Schifferzeichen nr. 28 (zwei schräg übereinandergestellte, linksschräg verstutzte Schräglinksschindeln, unten begleitet von einer linksschräg verstutzten Schräglinksschindel). Identifizierung in Analogie zu nrr. 396, 399, 432 erschlossen. Vermutlich das Schwartenzeichen des Schiffers, vgl. wie Anm. 2.
- Vgl. nrr. 396, 399; s. a. Einl. Kap. 5.4, LXXXVIII.
- Vgl. nr. 432.
- Vgl. Hoffmann, Frühe Kast 172f nrr. 15–19.
- Vgl. ebd. 171 nr. 4, 172 nr. 15.
- Vgl. ebd. 172 nr. 15.
- Vgl. Hennl, Gernsbach 283–287.
- Vgl. Weber, Murgschiffer 124.
- Vgl. Renner, Murgflößerei 118.
- Vgl. nrr. 396, 399, 432. Zu den Schifferzeichen allg. vgl. Scheifele, Murgschifferschaft 133f.; Jägerschmid, Murgthal 170f.
Nachweise
- Kdm. Rastatt 149 (unvollst.).
- Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Forschungsstelle „Deutsche Inschriften“, Photo (Aufn. 1976, Anneliese Seeliger-Zeiss).
- Hoffmann, Frühe Kast 173 nr. 18 (erw.).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 433 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0043301.
Kommentar
An den noch deutlich erkennbaren Buchstaben läßt sich beobachten, daß der obere Bogenabschnitt des G in der Regel etwas nach rechts verlängert und der Balken des H gebrochen ist. Der Mittelteil des konischen M endet im oberen Zeilenbereich. Das O ist spitzoval, und das T hat einen rechtsschräg gestellten Schaft. Abgesehen von der letzten Besonderheit besteht eine erkennbare Schriftverwandtschaft zu den Grabmälern für den älteren Christoph Kast und Johann Weiler.4 Der gebrochene H-Balken stellt indessen eine formale Beziehung zur Grabschrift Hans Bernhard Kasts her.5
Der Verstorbene läßt sich nicht mit Sicherheit identifizieren, weil es zu Beginn des 16. Jahrhunderts mehrere Mitglieder der Familie Kast namens Christoph gab.6 Möglicherweise handelt es sich um einen Sohn des Hilpertsauer Schiffers und Schultheißen Jakob Kast d. Ä.7 Nach anderen Quellen soll dieser jedoch bereits vor 1606 verstorben sein.8 Unter den bisher ermittelten Bürgermeistern läßt sich ein Christoph Kast – abgesehen vom Älteren (gest. 1595) – nicht nachweisen.9 Wie die Inschrift bezeugt, war Christoph offenbar auch ein Mitglied des Stadtgerichts. Als Schöffe ist er außerdem für das Jahr 1601,10 als Rheinschiffer bereits für 158811 nachweisbar. Insofern dürften die beiden Wappenschilde in Analogie zu anderen Schiffergrabmälern sein Haupt- und Schwartenzeichen wiedergeben.12