Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 432 Gernsbach, ev. Friedhof 1606

Beschreibung

Epitaph für Hans Bernhard Kast. Im westlichen Bereich des Friedhofsgeländes innerhalb der Kastschen Familiengrablege. Rötlicher Sandstein. Hochrechteckige Platte mit einfacher, innen karniesförmig gestalteter Rahmung. Im Binnenfeld der zeilenweise eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte (B). Im Anschluß die flacher eingeritzte Inschrift (C), von der nur noch zwei Zeilenanfänge lesbar sind. Im unteren Viertel zwei reliefierte Wappenschilde nebeneinander. In den Schilden über den jeweiligen Wappenbildern die erhaben ausgeführten Namensinitialen (D, E). Als Plattenaufsatz ein Kielbogen mit der eingemeißelten Jahreszahl (A). Die Wappenbilder und die Inschriften (C–E) stark verwittert.

Maße: H. 202, B. 92, Bu. 5–6 (B), 4 (C–E), Zi. 7–10 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis (B, D, E), Fraktur (C).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    · 1a) · 6 · 0 · 6 ·b)

  2. B

    ANNO 1606 · DEN 26̣c) APRILIS / IST · IN · GOTT · VERSCHIDEN / DER · EHRNHAFT · HANS · / BERNHART · KAST · BVR=/GER · VND · SCHIFFHER / ALHIE · DEM · GOT GNAE=/DIG · VND · BARMHERTZIG / SEŸ · VND · EIN · FROELICHE / AVFFERSTEHEVNG VER=/LEŸEN · WOLLE · AMEN .

  3. C

    Wer ṃịṭ G̣ọṭṭ [– – – / – – –]d) / Der ṃ[– – – / – – –]d)

  4. D

    H(ANS)e) B(ERNHART)e) K(AST)f)

  5. E

    H(ANS)e) B(ERNHART)e) K(AST)f)

Versmaß: Deutsche Reimverse? (C).

Wappen:
Hans Bernhard Kast1, Hans Bernhard Kast2.

Kommentar

Im Gegensatz zu den Versen in Fraktur, die nur flach eingeritzt sind, weisen die Jahreszahl (A) und der Sterbevermerk (B) kräftige Kerben auf. Die Balken des A und des H sind gebrochen. Die Cauda des G ist eingestellt, die des R ausgestellt und gewölbt. Über dem I sitzt stets ein Punkt. Das freie Balkenende des L ist rechtwinklig nach oben umgebrochen. Der Mittelteil des geraden M ragt geringfügig in die untere Zeilenhälfte, und das O ist spitzoval. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe. Über das A und das H läßt sich eine formale Beziehung zum Grabmal des jüngeren Christoph Kast herstellen; ob jedoch ein Werkstattzusammenhang vorliegt, steht mangels weiterer Indizien dahin.3

Der Verstorbene läßt sich in die Stammfolge der Familie Kast nicht sicher einordnen. Möglicherweise handelt es sich um einen Sohn des Jakob Kast d. Ä. in Hilpertsau und folglich um einen Bruder des vermögenden Murgschiffers Jakob Kast aus Hörden.4 Er wird erstmals 1588 als Rheinschiffer erwähnt.5 Seine erste Ehefrau Odilia starb bereits vor 1600.6 Die zweite Ehe schloß er mit Katharina Drück am 12. August 1600. Hans Bernhard starb am inschriftlich überlieferten Tag offenbar durch einen tödlichen Sturz. Die auf dem Grabmal angebrachten Wappen dürften unter Berücksichtigung anderer Schiffergrabmäler das Haupt- und das Schwartenzeichen des Hans Bernhard Kast darstellen.7

Textkritischer Apparat

  1. Der linke Abschnitt des unten gespaltenen Schaftes der 1 mündet in eine Zierschleife.
  2. Quadrangel nur konturiert ausgeführt.
  3. Das obere Bogenende der 6 nur noch unsicher wahrnehmbar.
  4. Die zweite Zeile zentriert gesetzt.
  5. Kürzung durch Doppelpunkt. Der obere Teil des Buchstaben beschädigt.
  6. Kein Kürzungszeichen erkennbar. Der obere Teil des Buchstaben beschädigt.

Anmerkungen

  1. Identifizierung in Analogie zu nrr. 396, 399, 433. Über dem Schifferzeichen nr. 25 (drei schräg übereinandergestellte Schrägschindeln, davon die obere lotschnittig und die mittlere schräg verstutzt) die drei Buchstaben H: B: K waagerecht nebeneinander. Zu Schifferzeichen allg. vgl. Scheifele, Murgschifferschaft 133f.; Jägerschmid, Murgthal 170f.
  2. Identifizierung in Analogie zu nrr. 396, 433399, 433. Über dem Schifferzeichen nr. 26 (ein schwebender und oben mit zwei Längsschindeln besteckter Leistenschragen, unten bewinkelt von einer Längsschindel) die drei Buchstaben H: B: K waagerecht nebeneinander. Zu Schifferzeichen allg. vgl. wie Anm. 1.
  3. Vgl. nr. 433 und Einl. Kap. 5.4, LXXXVIII.
  4. Vgl. Hoffmann, Frühe Kast 171 nr. 4; Weber, Murgschiffer 123, hier unter Berufung auf Franz Kappler. Zu Jakob Kast aus Hörden vgl. nr. 391; Scheifele, Jacob Kast 738–746. Zu Jakob Kast d. Ä. vgl. nr. 353.
  5. Vgl. Hennl, Gernsbach 199.
  6. Vgl. wie auch zu den folgenden Angaben Hoffmann, Frühe Kast 172 nr. 14.
  7. Vgl. 396, 399, 433. Zu Schifferzeichen allg. vgl. wie Anm. 1.

Nachweise

  1. Kdm. Rastatt 150.
  2. Weber, Murgschiffer 123f.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 432 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0043204.