Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 430(†) Altschweier (Stadt Bühl), Bühlertalstr. 161 1605?, 1623
Beschreibung
Rundbogenportal und Eckständer. Auf dem Grundstück ist heute nur noch der Keller einer ehemaligen Zehntscheuer1 vorhanden. Der Zugang im Süden ist derzeit vermauert; hier befand sich ehemals ein zur Hälfte unter Bodenniveau liegendes Rundbogenportal. Dessen Gewände war an der Innenkante mit einem Stufenprofil und im Scheitel mit der Jahreszahl (I) versehen.2 Nach Alois Schreiber soll es zu unbestimmter Zeit aus dem Mauerverband gelöst und am ehemaligen Nachbarhaus nr. 57 (ehem. Metzgerei Waßmer, heute Bühlertalstr. 159?) als Spolie wiederverwendet worden sein.3 Die Umstände des hier offenbar erst nach 1959 eingetretenen Verlustes sind unbekannt.4
Über dem Zehntkeller errichtete man nach Abriß des ursprünglichen Obergebäudes ein zweigeschossiges, giebelständiges Wohnhaus, dessen Fachwerk in der Gründerzeit grundlegend erneuert wurde.5 Auf der Verschalung des südöstlichen Eckständers befand sich das nachträglich eingekerbte und mit heller Farbe nachgezogene Baujahr 1623.6 Nach Auskunft eines Anwohners wurde das Haus in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen.7 Dabei stellte man fest, daß auf dem Eckständer unter der Verschalung die originale Jahreszahl (II) eingeritzt war. Das entsprechende Teilstück wurde damals von Herrn Thomas Baumann, Altschweier, sichergestellt und befindet sich noch heute in seinem Besitz.8
Inschrift (I) nach Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv.
Maße: Bu. 7–11 cm (II).8
- I†
1605a)
- II
1623
Textkritischer Apparat
- 1563 (?) Brief Alban Meiers.
Anmerkungen
- Vgl. Schreiber (wie unten) 51f.
- Beschreibung nach Photo in Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv (wie unten).
- Vgl. Schreiber (wie unten) 52. Diese Nachricht ist äußerst fragwürdig, weil ein entsprechendes Photo (Aufn. 1954/55?) aus Johann Schreibers Nachlaß entgegen der dabei angegebenen Lokalisierung („Haus Franz Waßmer“) den Rundbogen immer noch im Kellereingang vom Haus Bühlertalstr. 161 wiederzugeben scheint, vgl. Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv (wie unten) sowie Schreiber (wie unten) 51 (Abb.: Fachwerkhaus, Nr. 57, Agnes Meier, Altschweier). Auch Herr Alban Meier, Kehl, als ehemaliger Bewohner des Hauses weiß von einem Ausbau des Portalgewändes nichts (mündl. Mitteilung vom 12.12.2007) und hat überdies eine abweichende Jahreszahl in Erinnerung (vgl. Anm. a).
- Letztmalig 1959 durch Schreiber (wie unten) bezeugt.
- Vgl. RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Liste der Kulturdenkmale (wie unten).
- Beschreibung nach Photos in RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv (wie unten).
- Nach RP Karlsruhe (Denkmalpflege) o. Sig., Liste (wie unten) war es im August 1989 noch vorhanden; im Jahre 2000 bestand es nicht mehr, vgl. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Forschungsstelle „Deutsche Inschriften“, Vermerk auf Literaturzettel.
- Für die freundliche Auskunft danke ich Herrn Thomas Baumann, Oberer Mühlenweg 25 in Altschweier.
- Beschreibung nach Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv (wie unten).
- Siehe Anm. a.
Nachweise
- Stadtgesch. Inst. Bühl, Photoarchiv, Gruppe 14: Kunst-, Natur- und Baudenkmale, 4.) Spolien, Ziegel, Eckbalken, 9.) Bühl-Altschweier, Haus Franz Waßmer (Quelle: Photoalbum Johann Schreiber, Bd. 2, 132; nur I).
- Johann Schreiber, Alte Fachwerkhäuser unserer Heimat, in: Bühler Blaue Hefte 4 (1959) 48–54, hier 52.
- RP Karlsruhe (Denkmalpflege), Photoarchiv, Neg.-nrr. 3331/22, 3331/24 (nur II; Aufn. 12.1984).
- RP Karlsruhe (Denkmalpflege) o. Sig., Liste der Kulturdenkmale, Altschweier, Bühlerstalstr. 161, Lgb./Parz.-nr. 70, 1989 (nur II).
- Privatbesitz Suso Gartner, Altschweier, Brief von Herrn Alban Meier, Pfarrer i. R. in Kehl, vom 27.11.2007, o. S.
- Suso Gartner, Jahrhunderte überdauert. Gewölbekeller als bauliche Zeugnisse bäuerlicher Kultur, in: Acher und Bühler Bote, Ausg. v. 17.12.2007, o. S.
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 430(†) (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0043000.
Kommentar
Der stark nach rechts durchgebogene Schaft der 1 in Inschrift (I) endete unten in einer Schlinge.9 In (II) ist der Bogen des 6 spitzoval gestaltet und die spitze, kleiner ausgeführte 2 in den oberen Zeilenbereich gerückt. Die 3 ist ebenfalls spitz.
Die Jahreszahlen datierten offenbar die Errichtung des Zehntkellers und des Wohnhauses. Dabei beruht jedoch Inschrift (I) auf einer widersprüchlichen Überlieferung,10 die bisher nicht aufzuklären war.