Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 408 Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis), Burgruine Windeck 1600

Beschreibung

Ziehbrunnen. Ehemals in Ottersweier im Hof des Grundstücks Max Seiler (heute Eisenbahnstr. 20).1 Am 12. August 1908 auf die Burgruine Windeck bei Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) verbracht.2 Hier über dem Brunnenschacht zwischen dem zweigeschossigen, spätgotischen Gebäude im Norden und dem Kemenatenbau im Süden aufgestellt.3 Rötlicher Sandstein. Über einem annähernd quadratischen Brunnentrog der auf zwei Pfosten ruhende Galgen.4 Auf dessen Westseite in der Mitte ein reliefierter Wappenschild, der die Ziffernfolge der Jahreszahl (A) unterbricht. Das Wappenbild ist im Schild von den Initialen (B) umgeben. Links der Jahreszahl (A) das Stz. nr. 51, flankiert von den Namensinitialen (C). Darunter auf der Westseite des Pfostens die undeutliche Ritzzeichnung eines Pfeilerkapitells (?) über einem querrechteckigen Feld mit der Jahreszahl 1727. Etwa in gleicher Höhe auf der Nordseite des Pfostens ein reliefierter Wappenschild mit erhaben ausgehauenem Schildbild. Auf der Ostseite des Galgens die eingemeißelte Jahreszahl 1753. Sämtliche Inschriften eingemeißelt. Sie sind aufgrund der Verwitterung nur noch bei starkem Streiflicht lesbar. Die zu unbestimmter Zeit zerschnittenen Pfosten werden in der Mitte von Eisenklammern zusammengehalten. An anderen Stellen weitere Verklammerungen.

Maße: H. 184, B. 175,5, Bu. 2,5 (B), 4,5–5 (C), Zi. 3–6 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/7]

  1. A

    · 1 · //a) 6 0 0 ·

  2. B

    J V Sb)

  3. C

    T //c) Kṛd)

Wappen:
unbekannt5, unbekannt6.

Kommentar

Die Kerben der Buchstaben sind gleichbleibend schmal geschlagen. Die Schrägbalken des K treffen rechtwinklig aufeinander. Der untere ist etwas verkürzt und steht vom Schaft stärker ab als der obere. Die Schrägschäfte des V sind deutlich nach innen eingebogen. Der etwas nach rechts durchgebogene Schaft der 1 endet unten in einer Schleife; die 6 ist offen. Beide 0 sind kreisrund ausgeführt und liegen etwa auf halber Zeilenhöhe. Als Zifferntrenner dienen kräftige Quadrangel.

Während die Initialen innerhalb des Wappenschildes am Brunnengalgen offenbar den Namen des ehemaligen Auftraggebers bzw. Eigentümers abkürzen, verweisen jene zu beiden Seiten des Steinmetzzeichens zweifellos auf den ausführenden Handwerker. Eine Urheberschaft Thomas Königs läßt sich jedoch aufgrund der Marke ausschließen.7

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung durch den Wappenschild.
  2. J V S] Die Lesung des J ist unsicher. Der oben nach links umgebogene Schaft trifft senkrecht auf das linke Blatt des Kleeblattes.
  3. Unterbrechung durch das Stz.
  4. Das Bogen-r etwa in der Mitte der Zeile. Lesung unsicher; möglicherweise auch ein Kürzungzeichen oder eine Beschädigung der Steinoberfläche.

Anmerkungen

  1. Vgl. Karl Knüttel, Ottersweier. Ein Gang durch die Jahrhunderte, hg. v. d. Gemeinde Ottersweier, Ottersweier 1975, 155. Für die Bekanntgabe der heutigen Adresse des Gehöfts danke ich Herrn Jürgen Pfetzer, Bürgermeister in Ottersweier, und Herrn Waldemar Friedmann, Historischer Bürgerverein Ottersweier.
  2. Vgl. Knüttel (wie Anm. 1).
  3. Vgl. zur Lokalisierung den Grundriß der Burgruine Windeck in Rainer Kunze, Burg Windeck bei Weinheim. Eine Revision der Baugeschichte, in: Mannheimer Geschichtsblätter NF 2 (1995) 475–483, hier 478; s. a. Kdm. Lkr. Mannheim 441 (Abb. 330).
  4. In Kdm. Mannheim 448 wird irrtümlich angegeben, der Brunnengalgen stamme aus Ebersteinburg. Die Herkunft aus Ottersweier ist aber durch Fridegar Mone zweifelsfrei bezeugt, vgl. GLA Karlsruhe N Mone 111, Mone (wie unten).
  5. Am Galgen. Kleeblatt am Zweig, oben, links und rechts begleitet von den Initialen J, V und S.
  6. Am Pfosten. Steigender Eber; hier linksgewendet. Fridegar Mone verweist auf die noch im 19. Jahrhundert in Ottersweier ansässige Familie Eberle, vgl. GLA Karlsruhe N Mone, Mone (wie unten). Das gleiche Wappenbild führte das Adelsgeschlecht von Schlatt, vgl. nr. 244; DI 4 (Wimpfen) nr. 58.
  7. Vgl. zu Thomas König nr. 436 und Einl. Kap. 5.4, LXXXVIII; s. a. sein Stz. nr. 59.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe N Mone 111, Mone, Aufzeichnungen Büllot, fol. 87br (Abb.).
  2. Kdm. Mannheim 448 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 408 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0040808.