Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 395 Baden-Baden-Fremersberg, Klostergut Fremersberg 1594

Beschreibung

Grabplatte (?) für den Klostervorsteher Franz Braun. An der Außenseite der ehemaligen Klostermauer südlich des Spitzbogenportals aufrecht an der Wand. Ursprünglicher Standort unbekannt, der heutige erstmals 1934 bezeugt.1 Rötlicher Sandstein. Hochrechteckige Platte, umrahmt von einer breiten Leiste, die in den inneren Ecken Voluten und dazwischen Beschlagwerkverzierungen ausbildet. Im oberen Bereich des Binnenfeldes der zeilenweise eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Darunter eine runde Beschlagwerkkartusche mit einem reliefierten Wappenschild. Geringfügige Ausblühungen an den Plattenrändern.

Maße: H. 165, B. 96, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno 1594 Den / 28 tag Febuarisza) Starb / der Ehrwirtig herr vnd vatter / Frantz Braun von weisen horn2) / gewesner bresedent vnd ein getreuer / vorsteher vff die 38 Jar dises / gottesb) hausz Fremersperg / Dem Gott //c) genedig sein / wolled) //c) Amene)

Wappen:
Priesterwappen.3

Kommentar

Die Buchstaben sind schmal proportioniert. Der Schaft des h mündet oben bisweilen in eine kreisrunde Zierschleife, der Bogen ist stets in den Unterlängenbereich hinein verlängert. Am Wortende steht nur das Bogen-r, das aus zwei gegenläufigen, übereinandergesetzten Bögen besteht. Der Balken des t sitzt ungewöhnlich tief. Über dem u befindet sich als diakritisches Zeichen ein waagerechter Strich. Der Schaft der 1 bricht oben nach links um und ist unten gespalten. Der linke Abschnitt mündet unter der Grundlinie in eine Schleife. Die gedrungene 2 hat einen stark verlängerten Balken. Die 3 ist spitz. Der ovale Bogen der 9 beansprucht die gesamte Zeilenhöhe. Hinsichtlich der Schrift ist das Grabmal eng verwandt mit jenem für Margareta Baldung.4 Offenbar stammen beide Inschriften von derselben Hand.

Der inschriftliche Sterbevermerk wird durch einen Eintrag im Totenbuch des Klosters Fremersberg ohne nähere Angaben bestätigt.5

Textkritischer Apparat

  1. So statt Februarisz.
  2. Das Bogen-s in der Größe eines Versals ausgeführt.
  3. Unterbrechung durch das Beschlagwerk der Wappenkartusche.
  4. Das w beginnt mit einer Zierschleife, das e mündet in eine Fadenranke.
  5. Der untere Bogen des in Form eines Minuskelbuchstaben wiedergegebenen A mündet oben in eine Zierschleife, das n in eine eingerollte Fadenranke, die den Rest der Zeile füllt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Vinyard (wie unten).
  2. Weißenhorn (Lkr. Neu-Ulm).
  3. Meßkelch mit Hostie.
  4. Vgl. nr. 375; s. a. Einl. Kap. 5.5, XCIf.
  5. Vgl. Liber Mortuorum 42; s. a. GLA Karlsruhe 65/222, Annales 12.

Nachweise

  1. GLA Karlsruhe 65/222, Annales 12 (erw.).
  2. Franz Vinyard, Kloster Fremersberg bei Baden-Baden, in: Mein Heimatland 21 (1934) 50–54, hier 54 (erw.).
  3. Kdm. Baden-Baden 403.
  4. Bleibrunner, Fremersberg 15 (Abb.).
  5. Wolfgang Müller, Das Franziskanerkloster Fremersberg, in: Die Klöster der Ortenau 438–444, hier 440 Anm. 15.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 395 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0039504.