Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 368 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Museum 1579?

Beschreibung

Kasel. Schwarzer Samt, am Rand ein goldener Saum. Auf der Vorder- und Rückseite je zwei vertikale Stäbe aus gold-silberner Rautenspitze. Diese werden im oberen Bereich der Rückseite von einem weiteren, V-förmig geschnittenen Streifen überlagert. Unter dessen Spitze zwischen den vertikalen Stäben und knapp über dem unteren Saum ein gestickter Wappenschild, überwölbt von einem an beiden Enden geschlitzten und mit Quasten versehenen Schriftband. Darin die goldenen, in Anlegetechnik konturiert gestickten Namensinitialen auf einem von Silberlahn durchschossenen Seidengewebe. Die Vorderseite der Kasel wurde vermutlich nachträglich im Schnitt der Baßgeige neu zugeschnitten.1

Maße: H. 100, B. 76, Bu. 2,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/3]

  1. P(HILIPS) M(ARGGRAVE) Z(V) B(ADEN) V(ND) H(OCHBERG)a)

Wappen:
Baden-Baden.2

Kommentar

Die in Kontur eingestickten Buchstaben sind an den freien Schaftenden keilförmig verbreitert, zeigen jedoch nur geringfügige Bogenverstärkungen. Der Mittelteil des leicht konischen M endet auf halber Zeilenhöhe. Das Z besitzt einen linksschräg geschnittenen Mittelbalken, der Balken des H eine Ausbuchtung nach unten.

Markgraf Philipp II. von Baden-Baden schenkte dem Kloster Lichtenthal vier Meßkaseln und eine Dalmatika.3 Da auf einer Kasel unter einem applizierten Astkreuz anscheinend das Jahr 1579 eingestickt war, darf angenommen werden, daß die Stiftung in diesem Jahr erfolgte.4 Zumindest die Wappenstickereien stammten von Meister Albrecht Wörl, der als Seidensticker nachweislich im Dienst der Markgrafen Philipp II. und Eduard Fortunat von Baden-Baden stand.5

Textkritischer Apparat

  1. Auflösung der Initialen nach den Umschriften auf den Gnadenpfennigen Markgraf Philipps II. von Baden-Baden aus der Zeit von 1584 und 1587, vgl. Wielandt/Zeitz, Medaillen 31f. nrr. 17f.

Anmerkungen

  1. Schlußfolgerung aus dem für das 16. Jahrhundert ungewöhnlichen und erst im 17. Jahrhundert aufkommenden Schnitt der Baßgeigenkasel, vgl. Stolleis, Messgewänder 25, 95f., 109.
  2. Geviert und mit Mittelschild (Baden) belegt: 1. Vordere Grafschaft Sponheim (hier grün-gold geschacht), 2. geviert: 1/4. Alt-Eberstein, 2/3. Neu-Eberstein, 3. gespalten: vorn Lahr, hinten Mahlberg, 4. Hintere Grafschaft Sponheim. Vgl. hierzu Das Wappen des Grossherzoglichen Hauses Baden 30.
  3. Vgl. Schindele (wie unten). Siehe hierzu auch die Stickereien in nrr. 367, 369.
  4. Vgl. nr. 367.
  5. Vgl. Rott, Kunst 47 Anm. 3 (Nachweis Albrecht Wörls im markgräflichen Dienstbuch von 1587); GLA Karlsruhe 92/165, Schenkung, o. S.: „(…) vnd meister Albrecht dem sÿden stücker, das er Euwer fürstlicher Gnaden wapen unden an das crücz macht wie er gemacht hat an die ornaten so margraff Philipps hoch loblichen gedechtnis in vnser closter geschencket hat (…).“ S. a. Agnes Wolters, Prinzessin Charitas Wasa, Konventualin in Lichtenthal, in: FDA 82/83 (1962/63) 287–298, hier 290.

Nachweise

  1. Kdm. Baden-Baden 490 nr. 4.
  2. Schindele, Abtei Lichtenthal (1985) 77 (erw.).
  3. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Bd.: Sakristei, Paramente 2, 256-300, o. S.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 368 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0036809.