Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 354 Baden-Baden-Lichtental, Kloster Lichtenthal, Museum 2.–3. V. 16. Jh.?

Beschreibung

Kreuzanhänger.1 Silber, gegossen, graviert. Stamm und Balken sind mit den Leidenswerkzeugen belegt. Im Kreuzungsfeld, das von der Dornenkrone umschlossen wird, ein durchstochenes Herz. Darüber ein querrechteckiges Schild mit keilförmigen Aussparungen an beiden Seiten. Darauf der eingravierte Kreuztitulus. Unter dem Herz ein Kelch mit einem im Schnitt querovalen Nodus und einem in mehrere Pässe gegliederten Fuß. Die kugelförmigen Stammenden sind durchbohrt; am oberen ist ein Ring befestigt. Am unteren Stammansatz ein Totenkopf, hinterlegt von zwei schräggekreuzten Knochen. Darauf stehen schräg aufgerichtet die Lanze und das Rohr mit dem Essigschwamm. An den Balkenenden hängen Rute und Geißel.

Maße: H. 3,6, B. 2,0, Bu. 0,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal, Baden-Baden [1/1]

  1. INRI2)

Kommentar

Die Buchstaben haben eine konstant schmale Kerbe und werden von dreieckigen Sporen begrenzt. Der Schaft des I besitzt in der Mitte einen Nodus. Die leicht stachelförmige Cauda des R endet weit oberhalb der Grundlinie.

Die Datierung stützt sich vor allem auf die Schriftformen und die Gestalt des abgebildeten Kelches. Nodi in Form einer gepreßten Kugel in Verbindung mit noch relativ stark gegliederten Pässen am Kelchfuß deuten auf eine Entstehung im 16. Jahrhundert hin.3 Diese Zeitspanne läßt sich hier in Anbetracht der stark verkürzten Cauda des R und der Nodi am I, womit noch Zierformen der Frühhumanistischen Kapitalis zur Anwendung kamen, vermutlich auf das zweite oder dritte Quartal des Jahrhunderts eingrenzen.4

Anmerkungen

  1. Inv.-nr. 35, vgl. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp (wie unten).
  2. Io 19,19.
  3. Vgl. z. B. nr. 389; Fritz, Abendmahlsgerät 349 nr. 29, 101 (Abb. 66); Goldschmiedekunst Regensburg 62f. nr. 96 (Abb. 5); SpGORh 311 nr. 285 (Abb. 164), 235 nr. 189 (Abb. 164f.) u. a.; s. a. den ganz ähnlich wiedergegebenen Kelch auf dem Grabstein für Bernhart Fischer (gest. 1523) in Blankenloch (Gde. Stutensee, Lkr. Karlsruhe) in DI 20 (Karlsruhe) nr. 156 (Abb. 60).
  4. Vgl. die verkürzten R-Caudae in nrr. 188, 223, 224. Einen ähnlichen, jedoch vermutlich etwas jüngeren Kreuzanhänger siehe in nr. 497. Zur Frühhumanistischen Kapitalis vgl. Einl. Kap. 5.3, LXXXIVf.

Nachweise

  1. KA Lichtenthal o. Sig., Krupp, Inventar, Bd.: Museum, Fürstenzimmer 5, Eckvitrine mit Bernhardsvision unten, o. S.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 354 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0035405.