Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 322 Bühl, Gasthaus „Zum Badischen Hof“ (Hauptstr. 36) 1563
Beschreibung
Wappentafel. Ehemals am sog. Windecker Schloßhof, einer etwa an derselben Stelle gelegenen Tiefburg, die nach mehrfachem Wechsel der Eigentümer 1790 in den Besitz von Bernhard Geppert überging.1 Unter ihm wurde um 1800 das heutige Hauptgebäude als Gastwirtschaft errichtet.2 Die vom Vorgängerbau stammende reliefierte Wappentafel seither über einem Erdgeschossfenster der Straßenfront. Sandstein, heute farbig gefaßt. Im Zentrum zwei Eheallianzwappen unter einem Helm. Als Schildhalter sind seitlich die heraldisch bezeugten Eheleute wiedergegeben. Über ihren Köpfen ein Feston aus Lorbeerblättern, der in der Mitte von einem Täfelchen überdeckt wird, dessen Ränder als sich einrollende Akanthusblätter gestaltet sind. Hier die erhaben ausgearbeitete Jahreszahl (A), die von der Helmzier des Allianzwappens unterbrochen wird. Darunter sind die dem jeweiligen Schild zugeordneten Namen der Wappenführer eingemeißelt (B). Die Tafel ist an der linken unteren Ecke leicht abgearbeitet und durch mehrere Einschüsse geringfügig beschädigt.
Maße: H. ca. 130, B. ca. 130, Bu. ca. 5, Zi. ca. 10 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
156//3a)
- B
WINDECKb) //a) REINACH
Windeck, Reinach.3 |
Textkritischer Apparat
- Unterbrechung durch Helmzier.
- Die Buchstaben I und N durch Einschüsse leicht beschädigt.
Anmerkungen
- Zur Besitzgeschichte vgl. Coenen, Baukunst 28–30; Reinfried, Edelhöfe 80–82.
- Vgl. Coenen, Baukunst 30.
- Helmzier: Windeck (gekrönter Jungfrauenrumpf, das Kleid mit dem Schildbild bezeichnet, statt der Arme Büffelhörner).
- Vgl. Gartner, Die Windecker 34, o. S. (Klappeinband hinten); Schleh, Allianzen 35; Reinfried, Kondominat 105 Anm. 32.
- Vgl. nr. 291.
- Vgl. Coenen, Baukunst 28.
- Die Burg Altwindeck wird 1562 als ruinös bezeichnet, vgl. Kieser u. a., Kunst- u. Kulturdenkmale RA/BAD 138; Karl-Bernhard Knappe, Die Burg Alt-Windeck, in: Burgen und Schlösser 150–160, hier 156 (1561 in Trümmern).
Nachweise
- Reinfried, Geschichte Bühl 10 Anm. 2.
- Reinfried, Stadt- u. Pfarrgemeinde Bühl 74 Anm. 2.
- Naeher, Burgen u. Schlösser, o. S.
- Naeher, Ortenau, Bl. 6.
- Welte, Burgen 9f.
- Der Windeckische Schloßhof, in: Acher und Bühler Bote 1897 nr. 141–144, o. S.
- Reinfried, Inschriften 279.
- Reinfried, St. Peters- u. Paulskirche Bühl 299 Anm. 1.
- Reinfried, Edelhöfe 81.
- Reinfried, Kondominat 105 Anm. 32.
- Heimatkunde Bühl 34, 134f. (Abb.).
- Walter Daub, Altwindeck bei Bühl in der Ortenau, in: Mein Heimatland 16 (1929) 129–140, hier 136.
- Joseph Harbrecht, Bühl und das Bühler Tal. Bunte Bilder aus dem Obstbaum-Paradies, in: Badische Heimat 22 (1935) 231–243, hier 243 (Abb.).
- Karl Peter, Geschichte von Bühl in Baden. I. Teil: Der Marktflecken Bühl, in: Geschichte der Stadt Bühl in Baden, hg. v. Otto Gerke, Offenburg 1936, 7–24, hier 13 (Abb.).
- Otto Gerke, Geschichte von Bühl in Baden. II. Teil: Die Stadt Bühl, in: Geschichte der Stadt Bühl in Baden, hg. v. Otto Gerke, Offenburg 1936, 25–60, hier 39f. (erw.).
- Joseph Harbrecht, Gaststätten in Alt-Bühl, in: Bühler Blaue Hefte 3 (1959) 48, 57 (Abb.).
- Theodor Glaubitz, Die Burgen Alt- und Neuwindeck mit den Bühler Edelhöfen, in: Bühler Blaue Hefte 5–7 (1960) 22–37, hier 35.
- Fritz Kober, Formung der Wappen der Ritter von Windeck, in: Die Ortenau 43 (1963) 186–189, hier 188 (Abb. 4).
- Wappenbuch Lkr. Bühl 55 (Abb.).
- Harbrecht, Grablegen 77 (Abb.).
- Stadtgesch. Inst. Bühl So 53, Schleh, Geschichte Bühl 151.
- John, Wappen 41 (Abb.).
- RP Karlsruhe (Denkmalpflege) o. Sig., Liste der Kulturdenkmale, Lkr. Rastatt, Bühl, Hauptstr. 36, o. S.
- Doris Hasel / Dionys Heß / Claus Krespach, Begegnungen. Lese- und Arbeitsbuch zur Geschichte der Stadt Bühl, Bühl 1991, 37 (Abb.).
- Regesten von Windeck 216 nr. 800.
- Coenen, Baukunst 28f. (Abb.).
- Karl Hanß, Geschichte der Ortenau in Dokumenten, Bd. 1: Adel und Klerus, 2. Aufl., Offenburg 1995, 127 (Abb.).
- Kieser u. a., Kunst- u. Kulturdenkmale RA/BAD 132 (erw.).
- Landkreis Rastatt, Bd. 1, 392 (erw.), 412 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 322 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0032203.
Kommentar
Während die Kerben der Buchstaben gleichbleibend schmal gemeißelt sind, zeigen die Ziffern bis auf die 6 deutliche Bogenschwellungen sowie keilförmig verdickte Schaft- bzw. Balkenenden. Der Schaft der 1 ist unten nach links hakenförmig umgebogen, der Balken der 5 setzt direkt am oberen Bogenende an, die 6 ist offen, die 3 spitz. Die Buchstaben tragen keine Sporen. Die Balken des E sind allesamt von gleicher Länge.
Die Eheallianzwappen verweisen auf Jakob, den ältesten Sohn Wolfgangs von Windeck und Johannas von Thann, sowie auf Elisabeth von Reinach, mit der er im Jahre 1550 die Ehe schloß.4 Merkwürdigerweise ist deren Tod bereits für das Jahr 1551 bezeugt, doch scheint die Überlieferung fragwürdig.5 In jedem Falle hat Jakob um das Jahr 1563 die schon ältere Anlage6 zu Wohnzwecken neu herrichten lassen, da der bisherige Stammsitz, die Burg Altwindeck, wegen ihres baufälligen Zustandes nicht mehr als angemessene Behausung dienen konnte.7