Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 258† Ottersweier, ehem. Pfarrhaus 1544?

Beschreibung

Drei Wappenscheiben. Im Jahre 1575 in den Fenstern zweier Stuben bezeugt.1 Die Scheiben zeigten je ein Vollwappen mit Beischrift.1 Scheibe (I) befand sich ursprünglich im Erker der einen Stube, wurde aber noch vor 1575 in ein anderes Fenster desselben Raumes umgesetzt.2 Im gleichen Zimmer die Scheibe (II), deren Wappen zwei Helme trug.3 In einer anderen Stube die Scheibe (III) „im dritten Fennster“.4 Für diesen Raum ist außerdem eine Wappenscheibe ohne Inschrift bezeugt.5 Verlustumstände unbekannt; vermutlich während des Dreißigjährigen Krieges mit dem gesamten Pfarrhof verbrannt.6

Inschriften nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

  1. I

    Sebastian vonn Winndeckha) Kirchherr zuo Ottersschwÿr. Anno 1531.

  2. II

    Wolff vonn Winndeckhb), Amptman der Pflegdt Orttenberg7). A(nn)o 1542.c)

  3. III

    Herr Reinhardt von Windeckh Kirchherr zuo Otterschwÿr.

Wappen:
Windeck8, Windeck9, Windeck10, Windeck11.

Kommentar

Die Anfertigung der Scheiben steht vermutlich im Zusammenhang mit der Renovierung des Pfarrhauses im Jahre 1544.12 Die inschriftliche Erwähnung Wolfgangs von Windeck (II) ist ein weiteres Indiz dafür, daß die Baumaßnahmen und mithin auch die heraldisch verzierten Fensterscheiben offenbar aus seinem Vermögen bezahlt wurden. Bereits in den Jahren 1512, 1516 und 1518 hatte er sich an der Finanzierung der Verglasungen an der St. Barbara-Kapelle im Ottersweierer Kirchhof, am Bühler und am Ottersweierer Chor beteiligt.13 Da der Stifter bereits im angegebenen Jahr 1542 verstorben war, beruhte die Erneuerung des Pfarrhauses vermutlich auf einer testamentarischen Verfügung.14

Bei dem Kirchherrn Reinhard von Windeck handelt es sich offenbar um den 1480 verstorbenen Priester.15 Sebastian von Windeck, dessen Todesjahr (1531) auch auf der Scheibe vermerkt war, ist durch seine Grabmäler und zahlreiche Stiftungen gut bezeugt.16

Textkritischer Apparat

  1. Windeck GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.
  2. Windeckh GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch.
  3. A(nn)o 1542.] Kürzung im Ms. durch Punkt auf der Grundlinie. Über der Jahreszahl ein langer Balken mit einer Ausbuchtung nach oben. Im Anschluß folgt als offenbar nicht mehr zur Inschrift gehöriger Zusatz: „Des Jetzt lebendten Juncker Jeörgen vonn Winndecks Vatter.“ Siehe hierzu Gartner, Die Windecker, o. S. (hinterer Klappeinband, Stammtafel).

Anmerkungen

  1. Vgl. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 67r–70r; GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 57r–60r.
  2. Vgl. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 67r: „Stath Jetzo in gemelter stuben, in einem andern Fennster.“
  3. Vgl. ebd. fol. 68r.
  4. Vgl. ebd. fol. 70r.
  5. Vgl. ebd. fol. 69r.
  6. Vgl. Reinfried, Pfarrei Ottersweier 61.
  7. Landgericht Ortenberg (Ortenaukreis), vgl. Land Baden-Württemberg, Bd. 6, 398f. S. a. nr. 259.
  8. Zu (I). Nach tingierter Wappenskizze in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 67r. Linksgewendet. Helmzier: ein golden gekrönter Jungfrauenrumpf mit einem goldenen und einem silbernen Büffelhorn anstelle der Arme. Auf dem blauen Kleid ein goldener Schrägbalken.
  9. Zu (II). Nach tingierter Wappenskizze in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 68r. Rechte Helmzier: zwischen zwei mit dem Schildbild bezeichneten Fähnchen an roten Stangen mit silbernen Spitzen ein rot bebandetes, goldenes Jagdhorn, dessen Schallöffnung mit einem grünen Hahnenfederbusch besteckt ist. Linke Helmzier: ein golden gekrönter Jungfrauenrumpf mit einem silbernen und einem goldenen Büffelhorn anstelle der Arme. Auf dem blauen Kleid ein goldener Schrägbalken (die obere linke Ecke des Kleides nicht vollständig tingiert).
  10. Zu (III). Nach tingierter Wappenskizze in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 70r. Linksgewendet. Helmzier: ein golden gekrönter und blau gekleideter Jungfrauenrumpf mit einem goldenen und einem silbernen Büffelhorn anstelle der Arme.
  11. Ohne Beischrift. Nach tingierter Wappenskizze in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 69r. Helmzier: ein golden gekrönter Jungfrauenrumpf mit einem blauen und einem silbernen Büffelhorn anstelle der Arme. Auf dem blauen Kleid ein goldener Schrägbalken.
  12. Vgl. nr. 257.
  13. Vgl. nrr. 173, 186, 196.
  14. Vgl. zum Todeszeitpunkt Wolfgangs von Windeck (zwischen 29.1.1542 und Juni 1542) Regesten von Windeck 202f. nrr. 745, 748; zu seiner Biographie vgl. Gartner, Die Windecker 32–34.
  15. Vgl. nr. 105.
  16. Vgl. nrr. 237, 241; s. a. Nrr. 168, 173, 186, 189, 190, 200.

Nachweise

  1. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 67r–70r.
  2. GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 57r–60r.
  3. Reinfried, Inschriften 275 (nach GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch).
  4. Regesten von Windeck 173 nr. 641 (nach Reinfried, Inschriften).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 258† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0025808.