Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 192† Rastatt, kath. Pfarrkirche St. Bernhard 1518

Beschreibung

Grabmal für den Schultheißen Bernhard Wigersheim. Im Jahre 1826 von Franz Josef Mone im Chor bezeugt und als „große[n] Grabstein“ beschrieben.1 Darauf der Sterbevermerk mit Fürbitte. Die Umstände des noch vor 1854 eingetretenen Verlustes sind unbekannt.2

Inschrift nach Mone.

  1. Anno domini M vc xviij am xxiij tage Septembris ist verscheiden der ersam Bernhart Wigerßheim schultheis alhie zu Rastetten, der selen got gnedig un[– – –]a) amen. Das werd war.

Kommentar

Bernhard Wigersheim wurde 1491 zum Schultheißen von Rastatt ernannt und übte dieses Amt über 27 Jahre bis zu seinem Lebensende aus.3 Er stand in dieser Funktion einem zwölfköpfigen Schöffengremium vor, das die städtische Gerichtsbarkeit in zivilen und strafrechtlichen Dingen innehatte.4 Dieser Verantwortung soll er mit Konsequenz und Beharrlichkeit nachgekommen sein. Davon zeugt die überlieferte Episode, er habe am 12. März 1506 ohne Nachsicht zwei Tonnen Hering öffentlich verbrennen lassen, nachdem diese für faul befunden worden waren.5 Ihm gelang überdies die Wiederherstellung des alten Privilegs, daß einheimische und fremde Händler in Rastatt keinen Zoll zu entrichten brauchten.6 Auch dürften die meisten historischen Eintragungen im sog. Rastatter Dorfbuch nr. 1 auf seine Veranlassung geschehen sein.7 Sein dort überlieferter Todesvermerk weicht allerdings von dem inschriftlich bezeichneten Tag um eine Woche ab. Danach starb er “uff Duerstag nach exaltatio crucis anno xviij“, also bereits am Donnerstag, dem 16. September 1518.8

Textkritischer Apparat

  1. Lücke vom Kopisten durch fünf Kreuzchen gekennzeichnet. Lies vermutlich: un[d barmherzig seÿ], vgl. nrr. 165, 261, 295; DI 20 (Karlsruhe) nrr. 130 (1502), 133 (1503), 141 (1514) etc.

Anmerkungen

  1. Vgl. Mone, Beiträge (1826) 241f. Anm. *.
  2. In Eisinger, Beiträge 52 Anm. 1, bereits als verloren bezeugt.
  3. Vgl. Mone, Beiträge (1826) 241f. Anm. *; s. a. Eisinger, Beiträge 51–53; Becht, Beschreibung 80–83.
  4. Zum Aufgabenbereich eines Schultheißen in Rastatt vgl. Becht, Beschreibung 97f; Eisinger, Beiträge 31f.
  5. Vgl. Mone, Beiträge (1826) 241 nach StdtA Rastatt B 34, Dorfbuch nr. 1, fol. 18ar. An weiteren Quellenbelegen zu Bernhard Wigersheim s. a. StdtA Rastatt B 34, Dorfbuch nr. 1, fol. 9r (1498 erw.), 17ar (1506 erw.), 31ar (Entscheidung im Streit mit Herrn Jörg v. 5.9.1498), 36ar (Kaufurkunde v. 25.4.1501); s. a. die teilweise entsprechenden Regesten in Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Rastatt, verzeichnet v. Jakob Köhler, in: ZGO 47 NF 8 (1893) m103–m127, hier m114; Archivalien der Stadt Rastatt, verzeichnet v. Jakob Köhler, in: ZGO 43 NF 4 (1889) m69–m80, hier m72 nrr. 28, 31, 33, 35.
  6. Vgl. Becht, Beschreibung 81.
  7. Vgl. StdtA Rastatt B 34, Dorfbuch nr. 1; hierzu Mone, Beiträge (1826) 241f. Anm. *.
  8. StdtA Rastatt B 34, Dorfbuch nr. 1, fol. 68r, hier zitiert nach Mone, Beiträge (1826) 241f. Anm. *.

Nachweise

  1. Mone, Beiträge (1826) 241f. Anm. *.
  2. Becht, Beschreibung 79f. Anm. *.
  3. Gutmann, Grabsteine, o. S. (fehlerhaft nach Becht).
  4. Neininger, Grabsteine o. S.
  5. Ziegler, Friedhöfe 165 (unvollst.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 192† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0019200.