Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 187† Steinmauern, kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1516?

Beschreibung

Steinquader. Ehemals außen an der Südwand des Chores auf der Stirnseite des dritten Strebepfeilers westlich des Chorscheitels.1 Hier oberhalb des Sockels etwa in Kopfhöhe2 zwischen zwei Linien die Bauinschrift. Die Jahreszahl zusätzlich eingerahmt. Am oberen Ende desselben Strebepfeilers unterhalb seines Gesimses ein Wappenschild. Im Zuge der Niederlegung der Kirche 1836 abgegangen.3

Inschrift nach PfA Steinmauern o. Sig., Grundriß.

Schriftart(en): Kapitalis.4

  1. 1 · 5 · 1̣ · 6a) / I H Ab)

Wappen:
Baden-Sponheim.4

Kommentar

Aus der anscheinend originalgetreuen Abzeichnung läßt sich ersehen, daß das A einen beiderseits überstehenden Deckbalken hatte, daß die erste 1 wie ein retrogrades S ausgeführt, der Bogen der 5 gekrümmt sowie am freien Ende nach rechts eingerollt, und die 6 offen war. Die dritte Ziffer entspricht in der Abbildung einem schmalen, leicht rechtsschräg gestellten S und könnte deshalb auch als 5 gelesen werden.5 Jedoch deuten alle übrigen zur Verfügung stehenden Indizien auf die oben vorgeschlagene Lesart: In einer Urkunde des Speyerer Bischofs Georg, Pfalzgrafen bei Rhein, vom 22. April 1522 wird die schon 1480 nachgewiesene6 Kirche als „ex fundamentis de novo reaedificatum“ bezeichnet.7 Überdies befindet sich unter den wenigen erhaltenen Spolien dieses Baus auch ein Wappenstein mit dem Namen Georg Dürrs,8 der sich zumindest für das Jahr 1531 als Schultheiß von Steinmauern nachweisen läßt, während 1553 Simon Müller und 1560 Hans Kühn diese Funktion innehatten.9 Die verwendeten Schriftformen lassen sich viel besser in das einsetzende, und nicht in die Mitte des 16. Jahrhunderts einordnen. Dies trifft ebenso für die Buchstaben des Kreuztitulus zu, der auf einem weiteren Steinfragment der 1836 abgerissenen Kirche ausgeführt ist.8 Schließlich wurde die Jahreszahl nicht nur von Franz Josef Mone, der sie vermutlich noch selbst gesehen hat, sondern auch in der Grundsteinlegungsurkunde für den neuen Kirchenbau von 1837 mit 1516 angegeben.10

Textkritischer Apparat

  1. 1 · 5 · 1 · 6] 1 · 5 · 5 · 6 Kdm. Rastatt; 1456 Bericht der Gemeindeversammlung.
  2. I H A] I(NCEPTVM) H(OC) A(NNO) Trenkle; Kraemer; Kdm. Rastatt.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Lokalisierung und Beschreibung Grundriß (wie unten).
  2. Vgl. Kraemer, Steinmauern 121: „etwa 6 Schuh in der Höhe“; s. a. Trenkle, Beiträge Karlsruhe 50.
  3. Zum Abriß vgl. Kdm. Rastatt 356. Der Quader mit der Inschrift sollte laut Grundsteinlegungsurkunde von 1837 in den Neubau übernommen werden, was jedoch offenbar unterblieb, vgl. Grundsteinlegungsurkunde.
  4. Nach Grundriß (wie unten) identifiziert.
  5. Vgl. Anm. a.
  6. Vgl. Kdm. Rastatt 354; Bischof, Heimatbuch 375.
  7. Vgl. Kdm. Rastatt 355f.; Bischof, Heimatbuch 84; Trenkle, Beiträge (1877) 57.
  8. Vgl. nr. 188.
  9. Vgl. Bischof, Heimatbuch Steinmauern 336.
  10. Vgl. Mone, Beiträge (1827) 134; Grundsteinlegungsurkunde (wie unten).

Nachweise

  1. Grundriß, Seitenansicht, Schnitte und Choransicht der alten Kirche (1782), angefertigt von Jakob Köpple und Franz Ignaz Krohmer (1782), abgedr. in Kdm. Rastatt 355f. (Abb. 205f.), hier 356 (Abb. 206).
  2. Mone, Beiträge (1827) 134.
  3. Bericht der Gemeindeversammlung in Steinmauern (1833), wiedergegeben in Lenz, Beitrag 18.
  4. Grundsteinlegungsurkunde (1837), abgedr. in Bischof, Heimatbuch Steinmauern 382.
  5. Trenkle, Beiträge (1877) 57.
  6. Trenkle, Beiträge Karlsruhe 50.
  7. Lenz, Beitrag 9.
  8. Kraemer, Steinmauern 121.
  9. Kdm. Rastatt 356.
  10. Bischof, Heimatbuch Steinmauern 16f.

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 187† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0018704.