Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 172† Ottersweier, kath. Pfarrhof 1512

Beschreibung

Jahreszahlen am Pfarrhaus und an der Umfassungsmauer des Hofes (I–IV). Verlustumstände unbekannt; vermutlich allesamt während des Neubaus von Kirche und Pfarrhaus in den Jahren 1906–09 abgegangen.1

I. Pforte. Innerhalb der Umfassungsmauer „über dem westlichen Pfarrhofpförtlein“2 die eingemeißelte Jahreszahl. Letztmalig 1877 bezeugt.3

Inschrift nach Reinfried, Pfarrei Ottersweier.

  1. 1512

II. „Gießfaßkensterlein“. Letztmalig 1575 bezeugt: „Jnn einem güeszfass Kensterlin volgent eingeschnitten wapen vnd Jarzahl.“4 In der beigefügten Skizze ist die Jahresangabe über dem Schild wiedergegeben.5

Inschrift nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

  1. 1512.

 
Wappen:
Windeck.6

III. Kammertür. Daran ein Wappenschild und die Jahreszahl.5 Letztmalig 1575 bezeugt.5

Inschrift nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

  1. 1512.

 
Wappen:
Windeck.6

IV. Tür zu einem unteren Hausgang7. Daran ein Wappenschild mit Jahreszahl.5 Letztmalig 1575 bezeugt.5

Inschrift nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch.

  1. 1512.

 
Wappen:
Windeck.8

Kommentar

Die überlieferten Jahreszahlen bezeugen Baumaßnahmen unbestimmten Umfangs, die Sebastian von Windeck als Kirchherr der Ottersweierer Pfarrkirche im angegebenen Jahr hatte durchführen lassen.9 Dazu zählte auch die Errichtung der ehemaligen St.-Barbara-Kapelle.10

Was mit dem Begriff „Gießfaßkensterlein“ gemeint ist, läßt sich aus dem überlieferten Text leider nicht sicher erschließen. Ein „Gießfaß“ konnte jedes Gefäß sein, das sich zum Gießen eignete.11 Ein Kenster bezeichnet indessen ein kastenartiges Wandgelaß, das als Schrank diente.12 Da sich die im Manuskript bezeugten Wappen vor und nach der Anführung des „Gießfaßkensterleins“ im bzw. am Pfarrhaus befanden,13 dürfte diese Lokalisierung auch hierfür zutreffen. Möglicherweise handelte es sich um eine Wandnische zur Aufbewahrung von Gießkannen.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Baugeschichte der heutigen Pfarrkirche Coenen, Baukunst 155–159.
  2. Reinfried, Pfarrei Ottersweier 60f.
  3. Vgl. ebd.
  4. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 71r.
  5. Vgl. ebd.
  6. Nach Wappenskizze ebd., hier linksgewendet.
  7. Im Ms. steht „hauss Öhr“; vgl. zum Begriff „Haus-ern“ Badisches Wörterbuch, Bd. 2, Sp. 581: „unterer bäuerlicher Hausgang“.
  8. Nach Wappenskizze in FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 71r. Anbei die Notiz: „das eckh auf der lincken seiten“; der Schild in Anbetracht der linksgewendeten Wappenskizze folglich nicht linksgewendet.
  9. Zu Sebastian von Windeck vgl. nrr. 168, 173, 186, 189, 190, 200, 237, 241, 258.
  10. Vgl. nr. 168.
  11. Vgl. Grimm/Grimm, Dt. Wörterbuch, Bd. 7, Sp. 7415.
  12. Vgl. ebd., Bd. 11, Sp. 171.
  13. Vgl. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 67r–72r.

Nachweise

  1. FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 71r (nur II–IV).
  2. GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 61r (nur II–IV).
  3. Reinfried, Pfarrei Ottersweier 60f. (nur I).
  4. Reinfried, Inschriften 275 (nach GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch).
  5. Regesten von Windeck 173 nr. 641 (nach FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 172† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0017203.