Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 171 Privatbesitz 1512

Beschreibung

Medaillon mit dem Bildnis Markgräfin Elisabeths von Baden, geb. von Brandenburg-Ansbach. Während der Versteigerung der markgräflichen Sammlungen aus dem Neuen Schloß zu Baden-Baden durch das Auktionshaus Sotheby’s im Jahre 1995 an einen unbekannten Käufer veräußert.1 Herkunft und gegenwärtiger Standort unbekannt.2 Solnhofener Kalkstein.3 Im Binnenfeld das reliefierte Brustbild der Markgräfin im Halbprofil vor floral graviertem Hintergrund. Sie trägt einen flachen, breitkrempigen und mit Straußenfedern besetzten Hut sowie ein Kleid mit kurzen Puffärmeln. Ihr Haupt flankieren zwei gravierte Schilde, deren tingierte Wappenbilder jedoch anscheinend nur aufgemalt sind. Auf dem Rand verläuft zwischen zwei Doppelstegen der erhaben ausgeführte Bildtitel (A). Im Anschluß folgt die datierte Meistersignatur (B), wobei die kleiner ausgeführte Jahreszahl unter die Initialen in das Binnenfeld gesetzt wurde. Die Gestaltung der Rückseite unbekannt. Das Medaillon rechtsschräg gesprungen und wieder zusammengesetzt.

Inschrift nach Sammlung.

Maße: Dm. 17,5, Bu. ca. 0,8 (A, B), Zi. ca. 0,5 cm (B).4

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    ELISABETHa) MARGGR(EVIN)b) //c) ZV BADEN IRS ALTERS XVIII ·d)

  2. B

    L(VDWIG) K(RVG)e) // 1512

Wappen:
Brandenburg5, Baden.

Kommentar

Die Buchstaben weisen deutliche Bogen- und Linksschrägenverstärkungen auf und sind nach klassischen Vorbildern ausgeführt. Sie werden von kräftigen Sporen begrenzt, die an den freien Balkenenden stets einseitig zur Zeilenmitte ausgerichtet sind. Der Mittelteil des M endet im unteren Zeilendrittel, die Cauda des R ist stachelförmig oder geschwungen.

Elisabeth war die Tochter von Markgraf Friedrich II. von Brandenburg-Ansbach aus dessen Ehe mit Sophia, der Tochter König Kasimirs IV. von Polen.6 Sie wurde am 25. März 1494 geboren und am 29. Mai 1510 in Pforzheim mit Markgraf Ernst von Baden vermählt.7 Als Elisabeth am 31. Mai 1518 starb, bestattete man sie in der Stuttgarter Stiftskirche.8

Das Medaillon stellt gegenwärtig die früheste signierte und datierte Schnitzarbeit des Nürnberger Goldschmieds, Kupferstechers, Malers sowie Stein- und Holzschneiders Ludwig Krug dar.9 Er war der Sohn von Hans Krug d. Ä. und erwarb 1522 das Meisterrecht in seiner Heimatstadt.10 Für seinen frühen Ruhm ist es bezeichnend, daß man ihn bereits 1512 auch in Baden den einheimischen Künstlern vorzog und mit der Anfertigung dieses sowie eines weiteren Medaillons beauftragte. Das Abbild der Markgräfin Elisabeth schnitt er nochmals in eine andere Solnhofener Steinplakette, die jedoch weder Umschrift noch Signatur aufweist.11 Sie befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum.12

Textkritischer Apparat

  1. Vor dem Wort als florales Ornament eine von zwei Blättern flankierte Frucht am Stiel.
  2. Abkürzung durch einen einzelnen Punkt auf halber Zeilenhöhe.
  3. Unterbrechung der Inschrift durch zwei in die Randleiste hineinragende Straußenfedern am Hut der Markgräfin, dazwischen ein einzelnes gestieltes Blatt.
  4. Vierblättrige Blüte auf halber Zeilenhöhe.
  5. L(VDWIG) K(RVG)] Zwischen den Initialen ein Henkelkrug.

Anmerkungen

  1. Freundliche Auskunft der Markgräflichen Verwaltung, Salem, vom 29.9.2003.
  2. Zur Provenienz des Medaillons ist in Sammlung (wie unten) lediglich die Inventar-nr. 6036 aufgeführt. In Anbetracht der dargestellten Markgräfin ist jedoch zu vermuten, daß es sich auch ursprünglich in markgräflichem Familienbesitz befand. Der Vermittlungsversuch des Auktionshauses Sotheby’s vom Januar 2004 mit dem gegenwärtigen Besitzer blieb leider erfolglos.
  3. Sämtliche beschreibende Angaben nach Sammlung (wie unten).
  4. Die Maßangaben nach Sammlung (wie unten); die Buchstaben- und Zifferngrößen anhand des dort abgebildeten Photos errechnet.
  5. Der rote Adler hier anscheinend doppelköpfig; vermutlich im Zuge einer Erneuerung der Tingierung falsch ergänzt.
  6. Vgl. Schwennicke, Europ. Stammtafeln NF, Bd. 1.1, Taf. 139.
  7. Vgl. ebd.; zu Markgraf Ernst von Baden-Durlach vgl. DI 57 (Pforzheim) nr. 129.
  8. Vgl. Schwennicke (wie Anm. 6). Ihr mit Bronze belegtes Grabmal ist erhalten, vgl. Gustav Wais, Die Stuttgarter Stiftskirche, Stuttgart 1952, 27, 72, nr. 27.
  9. Vgl. zum Künstler ThB, Bd. 22, 4–7; The illustrated Bartsch, vol. 13, 299–310; Jörg Rasmussen, Kleinplastik unter Dürers Namen, in: Städel-Jahrbuch NF 9 (1983) 131–144, hier 138 zu den frühesten signierten Werken.
  10. Vgl. ThB, Bd. 22, 4.
  11. Vgl. Sammlung (wie unten).
  12. Vgl. Theodor Müller, Katalog der Bildwerke in Holz, Ton und Stein, München 1959, nr. 279.

Nachweise

  1. Sammlung, Bd. 2, 22f. nr. 260 (Abb. 260).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 171 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0017106.