Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)
Nr. 157 Ottersweier, kath. Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer 1504, 1528
Beschreibung
Epitaph für Jakob d. Ä. von Windeck und seine Frau Guta, geb. von Homburg. Ursprünglicher Standort unbekannt. Seit unbestimmter Zeit innen an der Nordwand des ehemaligen Chores, der 1517 errichtet wurde und im heutigen Kirchengebäude als westliche Eingangshalle dient.1 Rötlicher Sandstein. Hochrechteckige, gerahmte Tafel, die bis auf das untere Viertel mit den zeilenweise eingemeißelten Sterbevermerken und der Fürbitte für beide Eheleute versehen ist. Darunter zwei erhaben ausgehauene Eheallianzwappenschilde, die an den Strängen einer Kette von einem Haken herabhängen. Die unteren beiden Zeilen der Inschrift werden davon unterbrochen. Die Kerben der Buchstaben in jüngerer Zeit schwarz nachgezogen.
Maße: H. 78, B. 108, Bu. 6, Zi. 5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
· Anno d(omi)ni M ccccc iiij / vf de(n) ostertag starb der fe=/ste Ju(n)cker · Jacob vo(n) win/decka) Anno d(omi)ni M ccccc ⟨28⟩ ·b) / starb sei(n) eliche gemahel · / fraw Guta vo(n) hon(n)bu(r)gc) / den beiden //d) got gne=/dig seÿ //e) amen ·
Datum: 7. April 1504.
Windeck2, Homburg. |
Textkritischer Apparat
- Die Silbe deck in das rechte Ende der neuen Zeile gesetzt. Der nachfolgende Text beginnt am Anfang derselben Zeile.
- Nach dem Quadrangel die zweite Silbe des Namens win/deck, vgl. Anm. a.
- Die Kürzung des r durch einen Haken über dem u.
- Unterbrechung durch den Haken, an dem die Wappen hängen.
- Unterbrechung durch die zwei Kettenstränge, die die Wappenschilde mit dem Haken verbinden.
Anmerkungen
- Zur Baugeschichte der heutigen Kirche vgl. Coenen, Baukunst 155–159; zur Grundsteinlegung des 1517 begonnenen Chores siehe nr. 189.
- Linksgewendet.
- Vgl. Gartner, Die Windecker, o. S. (hinterer Klappeinband).
- Vgl. nr. 100. Zu den ehemals am Bodensee ansässigen Herren von Homburg vgl. Oberbad. Geschlechterbuch, Bd. 2, 98–104, insbes. 103.
- Vgl. Regesten von Windeck 155 nr. 572; Reinfried, Kondominat 99–102.
- Vgl. ebd. 166f. nr. 617.
- Vgl. ebd. 167f. nr. 621.
Nachweise
- PfA Ottersweier A 34, Verzaichnüs, fol. 6v.
- FGvAGA Ebnet D 206, Windecksches Wappenbuch, fol. 39r.
- GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch, fol. 29r.
- GLA Karlsruhe 65/345, Neveu, Beschreibung, fol. 124r.
- GLA Karlsruhe N Mone 143, Mone, Skizzenbuch, fol. 60r.
- Mone, Beiträge (1827) 134.
- Beust, Ritter 37.
- PfA Kappelwindeck o. Sig., Albert, Notabilienbuch Kappelwindeck 74.
- Reinfried, Grablegen 255 (nach Verzaichnüs).
- Reinfried, Inschriften 273 (nach GLA Karlsruhe 67/1414, Windecksches Wappenbuch).
- Baugewerke-Schule Karlsruhe, o. S. (Abb.).
- Wappenbuch Lkr. Bühl 47 (Abb.).
- Stadtgesch. Inst. Bühl o. Sig., Fauler, Repertorium, fol. 14r (nach Verzaichnüs).
- Harbrecht, Grablegen 74f. (Abb.).
- Regesten von Windeck 167f. nr. 621 (nach Reinfried, Inschriften).
Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 157 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0015706.
Kommentar
Die qualitätvolle Schrift weist tief geschlagene, dreieckige Kerben auf. Der gebrochene obere Bogenabschnitt des oberen g-Bogens ist als linksschräg gestellter Deckbalken ausgeführt, der rechts über den Schaft hinausragt. Der Bogen des h ist unter der Grundlinie nach links gekrümmt und am Ende hakenförmig nach rechts umgebogen. Über dem i sitzt regelmäßig ein dünnes, verschieden ausgerichtetes Häkchen. Unter den Versalien erscheint das A in der Grundform des Minuskelbuchstaben, wobei der linke Teil des oberen gebrochenen Bogens im ersten Anno weit nach links verlängert ist. Innerhalb der vierten Zeile ist dieser Bogenabschnitt in Anno ausgerundet und am linken Ende nach innen eingebogen. Der geschlossene Bogen des G ist oben senkrecht nach innen umgebrochen und im unteren Bereich mit einer rechtsschräg gestellten doppelten Zierlinie durchstrichen. Die linke Kante des J-Schaftes und die Außenkante des linken M-Bogens sind gezackt. Als Interpunktionszeichen dienen paragraphzeichenförmige Quadrangel im unteren Zeilenbereich.
Jakob d. Ä. war der Sohn Berchtolds von Neu-Windeck und Annas von Alt-Windeck.3 Am 5. März 1473 schloß er auf der Burg Alt-Windeck die Ehe mit Guta von Homburg.4 Als Vogtsherr des Amtes und Fleckens Bühl erließ er 1488 gemeinsam mit Reinhard d. Ä. von Windeck und dem badischen Landhofmeister Wilhelm von Neipperg in Vertretung des Markgrafen Christoph von Baden eine neue Polizei-Ordnung.5 Zum Ende seines Lebens war er markgräflich badischer Rat.6 Im Jahr seines Todes wurde für ihn ein Anniversar gestiftet.7