Inschriftenkatalog: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 78: Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt (2009)

Nr. 151 Bühl-Kappelwindeck, kath. Kapelle St. Johannes Nepomuk 1502

Beschreibung

Portalgewände. An der Nordwand der zweite Eingang von Westen. Sandstein, rötlich gefaßt. Das aus mehreren Werksteinen zusammengesetzte Gewände schließt oben trapezförmig ab. Außen sind der Sturzstein und die oberen zwei Drittel der Pfosten an den Innenkanten mit tiefen Kehlungen und Stäben verziert, die sich an den Enden überschneiden. Auf dem trapezförmig gebrochenen Sturz die eingemeißelte Jahreszahl mit Amtsträgernennung, die sich auf den schrägen Abschnitten zeilenweise fortsetzt und hier durch die Türöffnung unterbrochen wird.

Maße: H. 244, B. 166,1 Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. · 1 · 5 0 · 2 · IST · CLAVS · GAHLa) · V(N)Tb) · ERHARTc) · KIST · / HE//LGE · / PEL//EGERd)

Kommentar

Die Inschrift weist einige Buchstabenenklaven auf. Das A hat einen beiderseits überstehenden Deck- und einen gebrochenen Mittelbalken. Das E ist sowohl epsilonförmig als auch als Kapitalisbuchstabe ausgeführt, das G leicht eingerollt und oben fast geschlossen. Der Schaft des I besitzt stets eine Ausbuchtung nach rechts. Das S wurde retrograd wiedergegeben. Die 1 hat einen leichten Schwellschaft, der oben mit einem rechtwinklig ansetzenden Anstrich versehen und unten nach links umgebogen ist. Die 5 ist S-förmig ausgeführt. Die runde 2 befindet sich in der oberen Hälfte der Zeile, wobei lediglich ihr Balken halbkreisförmig zur Grundlinie herabgezogen ist.2 Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Die genannten Heiligenpfleger sind anderweitig nicht nachweisbar. Ihre inschritfliche Erwähnung belegt jedoch eindeutig, daß die St.-Johannes-Nepomuk-Kapelle nicht – wie lange Zeit irrtümlich angenommen – mit der Bach’schen Grabkapelle identisch ist, sondern ein gesondertes, aus dem Kirchenfonds finanziertes Beinhaus darstellt, das später mehrfach verändert und zeitweilig auch für den Gottesdienst benutzt wurde.3

Textkritischer Apparat

  1. Das H kleiner ausgeführt und unter den Mittelbalken des A gestellt.
  2. Das T kleiner ausgeführt und über das V gestellt. Sonst kein Kürzungszeichen erkennbar.
  3. Der Balken des H mit Ausbuchtung nach unten. Das R kleiner ausgeführt und unter den Mittelbalken des A gestellt. Offenbar bilden der rechte Schrägschaft und der Deckbalken des A mit dem T einen Nexus litterarum.
  4. HE//LGE · / PEL//EGER] So für HEILIGENPFLEGER. Unterbrechungen durch die Türöffnung. Das erste und das dritte E in PELEGER in Kapitalis wiedergegeben. Die Endung ER kleiner ausgeführt und in das G eingestellt.

Anmerkungen

  1. Die Maßangaben beziehen sich auf die Größe des gesamten Portals. Die Gewändestärke beträgt 32 cm.
  2. Vgl. zur Form der 2 Terminologie 85, 89.
  3. Vgl. hierzu grundlegend Rumpf, Bach’sche Grabkapelle 56–63; s. a. Brommer, Pfarrkirche 33f.

Nachweise

  1. PfA Kappelwindeck o. Sig., Albert, Notabilienbuch Kappelwindeck 16 (unvollst.).
  2. GLA Karlsruhe N Mone 111, Mone, Aufzeichnungen Büllot, fol. 114v, 116v.
  3. Beust, Ritter 62 (unvollst.).
  4. Reinfried, Bautätigkeit, o. S. (unvollst.).
  5. Karl Reinfried, Geschichtlicher Überblick über das Landkapitel Ottersweier, 2. Forts., in: Oberrheinisches Pastoralblatt 2 (1900) 33–35, hier 34.
  6. Engelbert Spitz, Heimatkunde für den Amtsbezirk Bühl, für Schule und Haus, Bühl 1926, 163 (unvollst.).
  7. Stadtgesch. Inst. Bühl So 53, Schleh, Geschichte Bühl 86.
  8. Erika Schappeler-Honnef, Kapellen zwischen Rhein und Schwarzwaldhochstraße. Betrachtungen kulturhistorischen Erbes, Bühl 1987, 30 (erw.).
  9. Brommer, Pfarrkirche 33 (unvollst.).
  10. Coenen, Baukunst 105 (erw.).
  11. Landkreis Rastatt, Bd. 1, 394 (erw.).
  12. Rumpf, Bach’sche Grabkapelle 57f. (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 151 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0015104.