Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 31: Aachen (Dom) (1992)
Nr. 29† Dom, Giebelaufsatz 12. Jh.
Beschreibung
Memorienstein. Kalkstein. In der Mitte senkrecht durchgebrochen, das linke untere Ende abgebrochen. Die Platte wurde in den 70er Jahren des 19. Jh. in einem der Giebelaufsätze des Domes gefunden, wo sie als Spolie eingemauert war. Die Beschädigung entstand angeblich durch das Herabwerfen des Steines im Zuge der Bauarbeiten. Inschrift dreizeilig eingehauen. Über den Verbleib ist nichts bekannt.
Text nach Kessel, der auch eine Nachzeichnung der Inschrift überliefert.
Maße: H. 55, B. 51 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
+ · X · K(A)L(ENDAS) APRILIS O(BIIT) · / MINIA MATER / [..]M[B]ERTI · + ·
Übersetzung:
Am 10. Tag vor den Kalenden des April starb Minia, die Mutter des ...
Datum: 23. März
Anmerkungen
- E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1: Personennamen, München 21901, ND Hamburg 1966, Sp. 1125.
- Faymonville schlägt das 13. Jh. vor (KDM 10,1, S. 150).
- Vgl. Kloos, Einführung, S. 125ff.
- G. Binding, „Memoriensteine“ am unteren Niederrhein, in: Kalender für das Klever Land auf das Jahr 1971, S. 49–61. Vgl. auch DI II (Mainz) Nr. 8 und DI XVI (Mannheim/Sinsheim), Nr. 1 und 3.
- Ein Parallelbeispiel befindet sich auf einem Weihestein von 1026 in der Kirche von Éguilles (Bouches-du-Rhône) (CIFM 14, BR 50) und einem Heidelberger Grabstein (nach 1094, DI XII (Heidelberg) Nr. 1a).
Nachweise
- J. H. Kessel, Ein Memorienstein in der Stiftskirche zu Aachen, Monatsschrift für rhein.-westfäl. Geschichtsforschung und Alterthumskunde 2, 1876, S. 456–459 (456).
- Kraus II, Nr. 483.
- Adenaw, ZAGV 20, 1898, S. 193.
- KDM 10,1, S. 150.
Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 29† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0002902.
Kommentar
Kessel ergänzt den Namen in der dritten Zeile zu Lamberti, doch sind auch andere Ergänzungen möglich, etwa Rimberti oder Humberti. Der Frauenname Minia ist in mehreren Quellen des 10. Jh. bezeugt.1) Kessel datiert den Stein aufgrund dieser Namensbelege ins 10. Jh.2) Seine Datierung wird jedoch durch den Entwicklungsstand der Schrift widerlegt. M kommt sowohl kapital als auch unzial vor. Dasselbe gilt für E und T, wobei aber die kapitale Form nur in der Ligatur verwendet wird. A ist durchgängig pseudounzial ausgeführt. Das unziale T und das pseudounziale A fanden erst im 12. Jh. Verbreitung.3) Man wird den Stein also ins 12. Jh. datieren dürfen, zumal zahlreiche Memoriensteine aus dieser Zeit überliefert sind.4) Die Inschrift enthält bei Aprilis eine ungewöhnliche Kürzung. Das I ist wie bei typischen RI-Kürzungen über das P geschrieben. Das L wurde mit seiner Spitze schräg an den Bogen des P angesetzt, so daß sein Querstrich zugleich die Cauda eines R bildet. Das folgende I ist kleiner ausgeführt, darunter befindet sich ein kleiner waagerechter Strich. Selten ist auch die Kürzung von Kalendas durch einen Kürzungsstrich über K und L statt durch Durchstreichen des L.5)