Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 126† † Dechanei 1615

Beschreibung

Kamin.1) Schwarzer Marmor. Am oberen Rand die vier Ahnenwappen des Dechanten Heinrich Strauven. Darunter sein Wahlspruch und die Jahresangabe. Der Kamin verschwand beim Abbruch des Hauses 1899.

Text nach Haagen.

  1. A

    Charitate et Patientia

  2. B

    A(nn)o Jubilaei Eccl(esiae) B(eatae) M(ariae) AQUEN(SIS) 1615

Übersetzung:

Durch Nächstenliebe und Geduld.

Im Jahr der Heiligtumsfahrt der Kirche der seligen Maria zu Aachen.

Wappen mit Beischriften:
Hinnesdael, Strauven, De Zieles, A. B. Herckenrode

Kommentar

Das annus iubilaei meint hier wohl das Jahr der Aachener Heiligtumsfahrt2), die 1615 stattfand, bzw. des mit ihr verbundenen vollkommenen Ablasses.3) Seit dem 13. Jh. wurde mit der Heiligtumsfahrt ein vollkommener Ablaß verknüpft, für den allerdings keine päpstliche Bestätigung existiert und der den unechten Ablässen zuzurechnen ist.4)

Heinrich Strauven war ein Sohn des Matthias Strauven und der Barbara Zielis.5) 1590 wurde er in Siena immatrikuliert6) und erlangte den Grad eines Doctor utriusque iuris. Strauven wurde 1589 aufgrund päpstlicher Provision als Kanoniker am Marienstift zugelassen und 1612 zum Dechanten gewählt. Daneben bekleidete er u. a. das Amt eines apostolischen Protonotars7) und Sekretärs des apostolischen Nuntius Frangipani, dessen Biographie er verfaßte.8) Strauven starb 1626.

Anmerkungen

  1. Vgl. Buchkremer, a. a. O., S. 49.
  2. In einem Brief an den Propst bemerken Vizedekan und Kapitel des Marienstifts, die Marienglocke werde zur Zeigung der großen Heiligtümer „tempore iubilei“, d. h. zur Zeit der Heiligtumsfahrt, geläutet (DomA V. 5. 1) von 1524).
  3. Zu iubilaeus i. S. von ‚Ablaß‘ vgl. Ducange IV, 431. Das alttestamentarische annus iobeleus scheint hier hingegen nicht vorbildlich gewesen zu sein. Gemäß dem jüdischen Siebenjahresrhythmus folgte nach sieben mal sieben Jahren, also nur alle fünfzig Jahre, ein annus iobeleus.
  4. Vgl. N. Paulus, Berühmte, doch unechte Ablässe, Hist. Jb. 36, 1915, S. 503ff.
  5. Offergeld, S. 812. Seine Großmutter mütterlicherseits war Maria von Herckenrode. Demnach muß die Großmutter väterlicherseits aus der Familie Hinnesdael stammen.
  6. Die Matrikel der deutschen Nation in Siena (1573–1738), hrsg. v. F. Weigle, Bd. I Tübingen 1962, S. 107 Nr. 1891.
  7. Als solcher 1610 belegt (Offergeld, S. 813).
  8. Vgl. Nuntiaturberichte aus Deutschland. Die Kölner Nuntiatur, Bd. II, 2, bearb. v. B. Roberg, München/Paderborn/Wien 1969, S. XLIV.

Nachweise

  1. Haagen, Geschichte Aachens I, S. 142 Anm. 1.
  2. Buchkremer, Dechanei, S. 49f.

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 126† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0012609.