Inschriftenkatalog: Aachen (Dom)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 31: Aachen (Dom) (1992)

Nr. 113(†) Dom, Kreuzgang 1578

Beschreibung

Kanzel aus Eichenholz. Grundriß sechseckig. Die Wände sind mit Kassetten belegt, die Pfosten des Korpus bis unter das Fußgesims herabgezogen. An den vier vorderen Seiten sind am unteren Rand des Korpus die Inschriften (A) bis (D) in eine schmale, bogenförmige Leiste mit profiliertem Rand eingeschnitten. Der verlorene Schalldeckel trug die Inschrift (E).

Text von (E) nach KDM.

Maße: H. 155, Bu. 1,0 cm (A–D).

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    HEC EST VITA AETERMAa)1) VT A(NN)O 1578 ETEA[E]Ib) QVIAMTAC

  2. B

    HEC EST VIA AETERNA VT A(NN)O 1578 BEATE M[.N]E[I] PARENTQVIE

  3. C

    [.........]AETERMAa) VT A(NN)O 1578 BEATI MVN[I]T[VI]AV

  4. D

    HEC EST VITA ATERMAa) VT A(NN)O [....] BEAT QVIAVE[.....]

  5. E

    Nos autem praedicamus Christum cruzifixum 16. V. XXIIIc)

Übersetzung:

Dies ist das ewige Leben...

Wir aber predigen den gekreuzigten Christus.

Kommentar

Die Inschriften bestätigen das von Noppius mitgeteilte Entstehungsjahr der Kanzel.2) Sie war für einen vom Stiftskapitel berufenen jesuitischen Prediger errichtet worden, der aber bereits 1578 Opfer einer Seuche wurde.3) Die stark verderbten Texte (A) bis (D)4) sollen vermutlich Zitate bzw. Paraphrasen der Seligpreisungen nach Mt. 5,3–10 darstellen. Die Buchstaben sind unbeholfen ausgeführt, V, A und M sehr breit, A mit gebrochenem Querstrich. Die Kanzel war bis 1902 am südöstlichen Oktogonpfeiler befestigt, mußte dann aber wegen der Anbringung der Marmorverkleidung an den unteren Oktogonpfeilern entfernt werden. Sie wurde unter Beibehaltung der alten Teile so umgebaut, daß sie frei vor dem Pfeiler stehen konnte.5)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Vielleicht T.
  3. Da die Inschrift 1. Cor. 1,23 zitiert, geht die in KDM überlieferte Lesart 16. V. XXIII wahrscheinlich auf einen Lesefehler zurück.

Anmerkungen

  1. Nach Io. 17,3: Haec est autem vita aeterna....
  2. Noppius, S. 90.
  3. M. Scheins, Geschichte der Jesuitenkirche zum hl. Michael in Aachen, Aachen 1884, S. 10.
  4. Der Stadtrentmeister De Bey befand die Inschriften bereits zu Beginn des 19. Jh. als „nicht wohl zu lesen“. Fürth, Beiträge III, S. 532.
  5. Buchkremer, BJbb. 110, 1903, S. 254.

Nachweise

  1. KDM 10,1, S. 143 (nur E).

Zitierhinweis:
DI 31, Aachen (Dom), Nr. 113(†) (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di031d001k0011302.