Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 93 Hessisch Lichtenau-Velmeden, Friedhof nach 1593

Beschreibung

Grabstein der Orsala Gieseler. An der Westseite der Friedhofskapelle aufgestellt, als zweiter rechts neben dem Holztor. Hochrechteckige Platte. Lag mit dem „Gesicht nach unten“ – vermutlich seit der Kirchenrenovierung von 1759 – im Kirchenfußboden und wurde 1970 gefunden und herausgenommen. Dann war der Stein einige Zeit im Außenbereich der Kirche aufgestellt. An der linken Seite einfacher geometrischer Schmuck: zwei Rechtecke mit kreisförmigen Wülsten in der Mitte. Auf der Vorderseite zwei annähernd quadratische Felder, die Inschrift im unteren Bereich verloren. Die Steinoberfläche, die beide Felder umgibt, weist zahlreiche Unebenheiten und Vertiefungen auf; sie kann in dieser Form nicht das Ergebnis ordentlicher Steinmetzarbeit sein. Eher ist sie das Resultat von Verwitterung oder gewaltsamer menschlicher Einwirkung. Dem sind Teile der Inschriften zum Opfer gefallen. Denn die im oberen Feld erhaltene Inschrift ist sowohl am Anfang als auch am Ende unvollständig. Aus dem ersten Umstand folgt, dass der Rand mindestens zum Teil beschriftet gewesen sein muss. Der zweite Umstand zeigt auf, dass es eine Fortsetzung der Inschrift gab, entweder im unteren Feld oder im Zwischenraum zwischen den beiden Feldern. Cornelius scheint noch Schriftreste wahrgenommen zu haben, konnte sie aber nicht genau deuten.1) Inschrift eingehauen. Worttrenner auf der Zeilenmitte unspezifisch, ggf. Quadrangel.

Maße: H. 80, B. 40 (nach Cornelius ursprünglich 41,5), oberes Feld: H. 27, B. 22,5, unteres Feld: H. 24,5, B. 21,5, Bu. 3,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/1]

  1. [– – –] IST ORSALA · / GIESELER · SE= /LIGa) · IM · HER/ENb) ENTSCHc)/[LAFEN]

Kommentar

Die Buchstaben sind schmal und hoch. Das R erscheint in zwei Formen: als kapitales R aus Schaft, Bogen und Cauda im Namen GIESELER und als Bogen-R in ORSALA.

Zum Formular vergleiche man Kat.-Nrr. 56, 99, 101 und jüngere sowie ähnliche Formeln in Kat.-Nrr. 71, 73.

Die Verstorbene ist wohl identisch mit der Kanzelstifterin Orsla Gissellers Witwe,2) daraus ergibt sich eine Datierung der Inschrift nach 1593.3) Der Abstand dazu wird nicht groß sein, ist aber anhand des Steines nicht zu bestimmen. Mit Cornelius wird man vermuten, dass im unteren Feld der Leichtext bzw. seine Bibelstelle angegeben war.

Textkritischer Apparat

  1. Trennzeichen: einfacher waagerechter Strich auf Zeilenmitte.
  2. HERR/EN Cornelius.
  3. ENTSCLA Cornelius.

Anmerkungen

  1. Am Original und auf dem Foto in der Chronik Velmeden sind sie nicht zu erkennen. Die Inschrift ist auf dem Foto besser lesbar als am Stein.
  2. s. Kat.-Nr. 93; dort auch zu Person und Familie.
  3. So zu Recht Cornelius, s. Chronik Velmeden 357.

Nachweise

  1. Chronik Velmeden 357f.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 93 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0009303.