Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 70 Witzenhausen, Ermschwerder Straße 4 1579

Beschreibung

Steintafel und Schwellbalken. Traufenständiges Fachwerkhaus, dreigeschossig, zwölf Gefache breit. Inschrift A am Schwellbalken des 1. Obergeschosses, B auf einer Steintafel über der Tür unter einer Hausmarke. Inschrift A vertieft geschnitzt, die Kerbe hell gefasst, Inschrift B eingehauen, Kerbe weiß, die Fläche hellocker gefasst. Die beiden Teile der Inschrift A werden durch ein Wappen mit Marke getrennt; das Zeichen erscheint auch über Inschrift B auf der Steintafel. Inschrift A ist nicht mehr im Original erhalten, sondern der sichtbare Text ist das Ergebnis einer Restaurierung. Die kopiale Überlieferung bewahrt wahrscheinlich die originalen Formen. Mehrere Trenner in Form von Doppelpunkten (A) und Quadrangeln (B).

Inschrift ergänzt nach Eckhardt.

Maße: Tafel mit Inschrift B: H. 60, B. 50, Bu. 6 (B), ca. 12 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/14]

  1. A

    CONTVLIT HAVD [F]ACILES SVMTVS WIDEKINDVS IN AED[ES]a)MEINHARTVS · DEVS HAS VICIBVS SERVARE MEMENTO ·IN DOMINO CONFIDO · PS · XI1) · A(NN)O DOMINI 1579

  2. B

    WEDEKINTVS MEIN/HART · ALENDORP/HENSIS · AETIFICAVITb) · / HAS · AEDES ANNO · P(OST) O(RBEM) R(EDEMPTVM) 1579

Übersetzung:

(A) Keine geringen Kosten verwandte Wedekind Meinhart auf dieses Haus. Gott, denke daran, es vor Wechselfällen zu bewahren. Ich traue auf Gott. Psalm 11. Im Jahr des Herrn 1579.

(B) Wedekind Meinhart aus Allendorf hat dieses Haus im Jahr 1579 nach der Erlösung der Welt gebaut.

Versmaß: Zwei Hexameter (A).

Wappen:
Meinhart (Marke Nr. M3).

Kommentar

Die Marke des Wappenbildes ist einem Steinmetzzeichen (Nr. S2) sehr ähnlich, das 1476 am Turm von St. Crucis in Allendorf angebracht wurde. Wenn uns kein Zufall narrt, ist zu schließen, dass ein Vorfahr des aus Allendorf stammenden Wedekind Meinhard Steinmetz war.2)

Wedekind Meinhart war verheiratet mit Margarete Motz, einer Tochter des Schultheißen Hans Motz (vgl. Kat.-Nr. 94).3)

Textkritischer Apparat

  1. So Eckhardt; Befund nach Restaurierung: AED, danach in einigem Abstand ein Doppelpunkt. Falls ES, das in die Lücke passt, tatsächlich nicht vorhanden war, dient dieser Doppelpunkt hier zur Abkürzung, nicht wie die beiden anderen der Interpunktion.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. PsH 11,1.
  2. Es gab ähnliche Steinmetzzeichen; auf dem Taufstein von Trubenhausen ist eines, Steinmetzzeichen S8, neben den Initialen DK zu finden: ein Vierkopfschaft, unten Göpelfuß, links durchgestrichen, s. Kat.-Nr. 72. Nach Eckhardt haben die Brüder(?) David und Jakob Kappus (s. Kat.-Nr. 72) die Steinmetzarbeiten an diesem Haus verrichtet; hier steht das Wappen aber eng bei den Inschriften des Bauherrn.
  3. Vgl. Eckhardt, Bürgerbauten 32; s. a. Eckhardt, Familien 141/1911 Buchst. A.

Nachweise

  1. Eckhardt, Bürgerbauten 31ff.
  2. Reyer, Handbuch 39.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 70 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0007004.