Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 65 Witzenhausen, Gutshof Bischhausen 1576?, 1618

Beschreibung

Scheitelstein und Steintafel. Am Pächterhaus auf der Westseite über rundbogigem Kellereingang ein Scheitelstein mit Inschrift I, teilweise verwittert. Am Stallgebäude, das an der Westseite des Hofes liegt, Tafel mit zwei Vollwappen und Inschrift II. Worttrenner: Punkte. Inschrift I erhaben in vertiefter Zeile, II eingehauen.

Maße: H. 25, B. ca. 60, Zi. 7 (I), Tafel: H. ca. 60, B. ca. 80, Bu. ca. 8 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis (II).

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/3]

  1. I

    15[.]6a)

  2. II

    O(TTO) W(ILCKE) V(ON) B(ISCHOFFSHAVSEN) · M(ARGARETHE) V(ON) B(ISCHOFFSHAVSEN) · G(EBORENE) V(ON) B(VTTLAR) / 1 6 1 8

Wappen:
Bischoffshausen1)Buttlar2)

Kommentar

In Inschrift I anscheinend eine 1, an deren verwitterten Schaft unten ein nach links gezogener Bogen anschließt; die 5 ist rechtsgewendet mit senkrechtem Schaft und leicht durchgebogenem Balken. Zwischen der 5 und der 6, von der man nur den linken, nicht aber den eingerollten Teil erkennen kann, ist ein Stück der Steinoberfläche abgeplatzt, die Fehlstelle hat etwa die Breite, die man für eine Ziffer braucht. Dort hat auch eine Ziffer gestanden, weil die Stelle rechts neben der 6 von einem kreisförmigen Ornament, nicht einer 0 eingenommen wird – eine kreisförmige Null scheidet aus, sie müsste die Zeile einhalten. Die fehlende Ziffer ist nicht mehr ergänzbar, da die überkommenen Lesungen uneinheitlich sind und zwischen 1556 und 1596 schwanken.3)

Auch die an der Haustür angebrachten Wappen – links Bischoffshausen, rechts Bodenhausen oder Hanstein – helfen nicht weiter, da die passende Ehe nicht zweifelsfrei ausfindig gemacht werden konnte; im Zeitrahmen sind allerdings nur zwei Ehen mit Frauen aus der Familie von Bodenhausen bekannt. Wenn Berlt von Bischoffshausen und Anna von Bodenhausen für die Inschrift gesorgt haben, ist eher die frühere Jahreszahl richtig; waren es Hans Wilhelm von Bischoffshausen und Anna von Bodenhausen, so trifft eher eine spätere Lesung zu. Die Endziffer 6 der Jahreszahl spricht für 1576, denn in dem Jahr heirateten Hans Wilhelm und Anna. Zwar scheint das nur ein schwaches Indiz zu sein, doch stammt die zweite Bauzahl (samt Wappen und Namen) von ihrem Sohn Otto Wilcke und dessen Gattin Margarethe. So kann die Bauzahl I nur mit Vorbehalt als 1576 gelesen und die Baumaßnahme nur bedingt genauer als in das 4. Viertel des 16. Jahrhunderts datiert werden; der frühe Ansatz dürfte wegen der sich damals erst zögernd vollziehenden Schreibung der 5 mit Schaft ausscheiden.

Otto Wilke von Bischoffshausen, Sohn des Hans Wilhelm von Bischoffshausen und der Anna von Bodenhausen, heiratete am 24. 3. 1601 zu Ermschwerd Margarethe von Buttlar (*18. 11. 1583 zu Ermschwerd). Er starb in Gefangenschaft in Einbeck am 22. 10. 1632. Das genaue Todesdatum seiner Frau ist nicht bekannt, doch ist sie vor 1641 verstorben.4)

Textkritischer Apparat

  1. Zu Lesungen vgl. den Kommentar.

Anmerkungen

  1. Wappen Bischoffshausen (Kopf und Hals eines nach rechts blickenden Adlers), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 12, S. 51, Taf. 39; hier in Courtoisie gewendet.
  2. Wappen Buttlar (Bütte), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 6, Taf. 4.
  3. M. E. erkennt man das untere Ende einer 7. Ganßauge liest 1556 und setzt ein Fragezeichen, Lücke liest 1596.
  4. s. Stammbuch, Bischoffshausen I; Buttlar IV.

Nachweise

  1. Ganßauge 213.
  2. Lücke 2,85.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 65 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0006507.