Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 23 Bad Sooden-Allendorf-Dudenrode, Meißnerstraße 3 (Pfarramt) 15. Jh., 1616

Beschreibung

Kelch. Kupfer, versilbert und vergoldet. Ohne Marken und Beschauzeichen. Mit Reparaturen (Neubefestigung von Fuß und Kuppa). Sechspassfuß über kreisförmiger profilierter Zarge, in den Pässen des Fußes Inschrift C, eingeritzt. Zwei Paare von Löchern im Fuß deuten auf verloren gegangene Teile hin. Über dem Fuß ein gestufter sechsseitiger Schaft. Seitenfelder der unteren Stufe leer, aber rechteckig gerahmt. Felder der oberen Stufe ebenfalls rechteckig gerahmt, darin die Buchstaben der Inschrift A, erhaben in vertieftem, nicht geglättetem Feld. Darüber Nodus, abgeflacht, mit rippenförmigen Ornamenten. Über dem Nodus sechsseitiges Schaftstück, Seitenfelder rechteckig gerahmt, darin die Buchstaben der Inschrift B, erhaben in vertieftem, nicht geglättetem Feld. Kuppa glockenförmig. In der Unterseite des Fußes ist die Jahreszahl D eingeritzt, sie ist nur noch schwach erkennbar.

Maße: H. 20,9, Dm. 12,6 (Kuppa), 14,6 (Fuß), Bu. ca. 0,8 (A, B, C), Zi. 0,2 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B), Kapitalis (C).

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/14]

  1. A

    ihesvs

  2. B

    ihesvs

  3. C

    HANS HEINEMAN / IORGE · SIBOLTT / CELIAXa) · WERNER / PAVL · ENGELHARTT / · A · F · Gb) ·/ HANS · IMMEKE

  4. D

    1616

Kommentar

Die genannten Personen sind unbekannt, mit Ausnahme von Paul Engelhart. Bei ihm handelt es sich wohl um den Pfarrer von Dudenrode, der ab 1607/1610 bis 1637 im Amt war und beim Brand Allendorfs ums Leben kam.1) Er war als Sohn des Schulmeisters in Allendorf Johannes Engelhard im Jahr 1560 geboren, hatte in Marburg studiert und war seit 1590 Adjunkt in Frankershausen gewesen; dann war er Pfarrer in Wolfterode, examiniert und ordiniert am 26. 7. 1592. Nach dem Tode des Pfarrers Hesener wurde er auch Pfarrer (Spezialvikar?) von Dudenrode (6. 9. 1592).2)

Es ist nicht wahrscheinlich, dass die genannten Personen den Kelch anfertigen ließen. Denn dann würden alle Inschriften in derselben Schriftart, nämlich in Kapitalis erscheinen. Sie könnten aber für die Aufarbeitung des Kelches, so z. B. für eine neue Vergoldung gesorgt haben. Zwar sind auch hier einige florale Verzierungen angebracht, doch weniger elaboriert und außerdem weicht etwa das h in Proportion und Strichstärke von den h der übrigen Kelche in Dudenrode ab; hier sind auch einige Eigenheiten wie Spitzen am Schaft des langen s hervorzuheben. Trotzdem wird man alle Kelche zeitnah datieren dürfen. Die Namen auf den alten Pässen gehören zur Umgestaltung, die wohl auch für die runde Grundplatte verantwortlich ist.3)

Textkritischer Apparat

  1. Lokale Variante für Ciliax / Cyriacus.
  2. Nicht auflösbar.

Anmerkungen

  1. s. Chronik Dudenrode 78.
  2. Zu diesen und weiteren Angaben s. Hütteroth 75 s. v. Engelhard(t), Paul.
  3. Unter den zahllosen Kelchen mit Sechspassfuß in der Fritzschen Sammlung des evangelischen Abendmahlsgerätes in Deutschland befinden sich zwei mit runder Grundplatte, die bei beiden wohl zur Erneuerung gehörte, s. Fritz Nrr. 45, 159.

Nachweise

  1. Chronik Dudenrode 81.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 23 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0002303.