Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 19 Bad Sooden-Allendorf, St. Crucis-Kirche 15. Jh.

Beschreibung

Schlussstein. Im Gewölbe des östlichen Chorabschlusses befinden sich drei runde, farbig gefasste Schlusssteine mit Darstellungen eines Agnus dei, und vielleicht eines Pelikans und einer Taube.1) Zustand nach Renovierung. Die Steine sind in großer Höhe angebracht und waren unzugänglich. Sie werden daher aus der Ferne und nach einem Foto beschrieben. Der östlichste Stein, der das Agnus dei zeigt, trägt an seinem zur Decke hin abgeschrägten Rand eine umlaufende Inschrift in goldenen Buchstaben auf rotem Grund. Die Inschrift scheint aufgemalt; es handelt sich jedoch um gefasste, nur leicht erhabene Buchstaben. Worttrenner sind Quadrangel, mindestens das letzte mit Zierstrichen in der Senkrechten.

Maße: Dm. ca. 50, Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Majuskelversal.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/4]

  1. + · Angnus · deia) · qui tollis · peccata · mundi · miserere · nobis2) ·b)

Übersetzung:

O Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt, erbarme dich unser!

Kommentar

Die Schrift weist keine Ober- oder Unterlängen auf. Das Kreuz ist gleicharmig und an den Balkenenden mit Dreiecken versehen, eine rudimentäre Variante des Tatzenkreuzes.

Ganßauge nimmt an, dass „der breite, sehr eindrucksvoll gestaltete Chor aus 2 Vorjochen und 5/8-Ostabschluß vom Anfang des 15. Jahrhunderts“ stammt.3) Am Bau sind weitere Inschriften aus dem 15. Jahrhundert.4)

Die Anrufung des Agnus dei hat liturgische Bedeutung in der römischen Messliturgie. Die Invokation erscheint zweifach im sogenannten „Agnus Dei“ und in geringer Modifikation im „Gloria“.

Textkritischer Apparat

  1. Die Fassung des i stellt irrtümlich Verbindungslinien zum nachfolgenden Worttrenner her.
  2. Der letzte Worttrenner anders geformt als die übrigen; nur hier sind Zierstriche zweifelsfrei zu erkennen.

Anmerkungen

  1. So deutet Ganßauge 72 die dargestellten Vögel.
  2. Joh 1,29.
  3. s. Ganßauge 71.
  4. s. v. Kat.-Nr. 9.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 19 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0001906.