Frühchristliche Inschriften

Wie zuvor in den römischen Provinzen Galliens wurden nach dem endgültigen Ende der römischen Herrschaft auch im Bereich der beiden ehemaligen germanischen Provinzen an Rhein und Mosel mit ihrer im Lauf der Zeit christianisierten galloromanischen bzw. der einwandernden, sich mit ihr vermischenden germanischen Bevölkerung Grabdenkmäler unterschiedlicher Art zum Gedenken an die Verstorbenen errichtet. Das Setzen eines Grabdenkmals in spätantiker römischer Tradition und dessen individuelle Kennzeichnung durch eine stets in lateinischer, niemals in „germanischer“ (also althochdeutscher) Sprache verfassten Inschrift können bei beiden Bevölkerungsgruppen als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer höheren sozialen Schicht, bei der germanischen Bevölkerung zudem als Ausdruck ihrer kulturellen Romanisierung verstanden werden. Da solche Inschriften nördlich der Alpen in der Regel auf Grabsteinen der christianisierten Bevölkerung zu finden sind, spricht man von „frühchristlichen Inschriften“, die in die Zeit zwischen dem 5. Jahrhundert und dem Beginn der karolingischen Renaissance um 800 fallen. Bei der räumlichen Verteilung nimmt Trier als zeitweilige Kaiserresidenz und Hauptstadt der Gallia Belgica mit weit über 1300 erhaltenen Inschriften eine absolute Ausnahmestellung ein, gefolgt von der Provinzhauptstadt Mainz und Umgebung mit knapp 100 Inschriften, der Provinzhauptstadt Köln und dem Niederrhein mit etwa 50 Inschriften sowie den christlichen Gemeinden an Mittelrhein und Mosel mit knapp 100 Inschriften. Die sorgfältige formale und inhaltliche Analyse dieser in vorkarolingischer Kapitalis ausgeführten Grabinschriften erlaubt nicht nur neue Einblicke in die soziokulturellen Strukturen der damaligen, sonst kaum fassbaren Bevölkerungsschichten, sondern auch in die Schrift- und Sprachentwicklung dieser Zeit, speziell die Entwicklung vom (gesprochenen) Provinziallateinischen hin zu einer Vorstufe des Moselromanischen.

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