Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 452 Gerolfing, Pfk. St. Rupert 1615

Beschreibung

Sterbe- und Stifterinschrift auf dem Epitaph des Johann Neser. Innen, Südseite. Dreiteiliger, reicher Aufbau. Die beiden unteren Zonen mit Seitenhängen. Unten, zwischen zwei Konsolen, querovale Inschriftentafel (I) in Rahmenleiste, darüber, zwischen zwei verzierten Pilastern, in einer Rundbogennische, Relief Auferstehung mit Stifter: in der Mitte der Auferstandene mit Siegesfahne in der Linken, die Rechte segnend erhoben, auf der Tumba stehend, Kopf des Auferstandenen vermutlich mit Spolie ergänzt, über dem Kopf Initialen (?) (III). Links im Vordergrund der Verstorbene kniend in Talar und Albe, einen Zehner in Händen, hinter ihm sein Vollwappen. Die Tumba umgeben vier erwachende Soldaten. Auf dem Schild des Linken, hinter dem Vollwappen stehenden, Initialen und Jahreszahl (?) (IV). Darüber Auszug mit gesprengtem Rundgiebel, in der Mitte von einer Vase bekrönt, auf dem Sockel der Vase Iesusmonogramm, erhaben (II). Teilweise Zerstörungen am Relief, es fehlt der Kopf des Verstorbenen und die Hand eines Soldaten. Kalkstein, wohl anlässlich einer Restaurierung mit Schutzschicht überzogen.

Maße: H. 112 cm, B. 72 cm, Bu. 1,1 cm (I), 1,8 cm (II), 0,6 cm (III), 0,8 cm (IV).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/5]

  1. I.

     R(EVEREN)DI ET PERDOCTI D(OMI)NI IOANNIS NESERI / AMBERGENSIS AN(NOS)a) . 20b) IN GEROLFING PLEB(ANI) / AD S. EMERAMVM INa) SPALT AN(NOS)a) 9 CANONICI / RVRALIS CAP(ITV)LI INGELSTATT(I) AN(NOS) 3 CAMERARI(I) / 1615. DIE. 4 IVNY. AETATIS VERO SVAE 48. HIC / IN CH(RIST)O DEFVNCTI CVI(VS) A(N)I(M)A DEO VIVAT / HAEREDES ET T(ESTAMEN)T(ARII) D(E)D(ICARVNT)

  2. II.

     IE(SV)Sc)

  3. III. Über dem ergänzten Christuskopf:

     S P

  4. IV. Auf der Schildinnenseite des Soldaten:

     O P / 16 // 1̣4d)

Übersetzung:

Dem hochwürdigen und überaus gelehrten Herrn Johann Neser aus Amberg1), 20 Jahre lang Pfarrer in Gerolfing, neun Jahre lang Kanoniker zu St. Emmeram in Spalt2), drei Jahre lang Kämmerer des Ruralkapitels zu Ingolstadt, am 4. Juni in seinem 43. Lebensjahr hier in Christus entschlafen, seine Seele lebe bei Gott, widmeten die Erben und die Testamentsvollstrecker (dieses Denkmal).

Wappen:
Neser3).

Kommentar

Die Kapitalis zeigt die zeittypische Ausprägung mit vergrößerten Anfangsbuchstaben bei den tragenden Worten und Ligaturen der Buchstabenverbindung AE. Linksschrägenverstärkung begegnet noch bei A und teilweise bei N. Auffällig ist die Benutzung eines Doppelpunktes auf Höhe der Grundlinie und der oberen Begrenzungslinie, der wohl nicht als Kürzungszeichen sondern als Hinweiszeichen zu deuten ist, ebenso die Benutzung eines us-Hakens als Kürzung bei CVIVS. M tritt in konischer Form auf, die Cauda des R ist teils stachelförmig, teils gebogen ausgeführt. Die Formen der arabischen Zahlen wirken eher konservativ im Vergleich zur Textschrift.

Nicht zu deuten sind die im Relief angebrachten Initialen, vielleicht bietet zumindest Inschrift IV eine Künstlersignatur verbunden mit einer Jahreszahl, die dann jedoch vor dem genannten Todesdatum läge, was mit einer posthumen Stiftung nicht in Einklang zu bringen ist.

Ein Johann Neser immatrikulierte sich am 26. November 1592 an der Hohen Schule, seine Matrikel enthält den Zusatz „Abenbergensis dioecesis Eystadianae ad Divae Virginis hic diuinorum cooperator theologiae studiosus“. Ob der mit der Mithilfe in der Seelsorge an der Münsterkirche betraute Theologiestudent mit dem späteren Pfründeninhaber zu Gerolfing und Kanoniker zu Spalt identisch ist, ist nicht gesichert, zumal da das Grabdenkmal als Herkunftsort Amberg statt Abensberg nennt4). Für Georg Neser gab es neben dem Epitaph noch ein weiteres Wandgrabmal in Gerolfing (vgl. die folgende Nummer).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgen zwei Punkte auf Grundlinie und oberer Begrenzungslinie der Buchstaben.
  2. Z-förmige 2.
  3. IHIS mit epigraphischem Kürzungszeichen, wohl Verschreibung.
  4. Zeile durch Arm des Soldaten geteilt.

Anmerkungen

  1. Amberg/OPf.
  2. St. Emmeram, Kanonikerstift in Spalt, Lkr. Roth/MF.
  3. Vogel nach rechts.
  4. Pölnitz, Matrikel 1592, 1274,26. Abensberg, Lkr. Kehlheim/NB.

Nachweise

  1. DiB I.1 (Ingolstadt) 537 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 452 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0045207.