Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 442† Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1613

Beschreibung

Stifterinschrift für das Grab des Philipp Menzel und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Peysser.

Text nach Clm 2105, Wappen nach Cgm 3017.

  1. I.

     Saxea ni vena est1) plorabis et ipse Viator.

  2. II.

     Deo optimo maximo sacruma). Philippus Menzelius Sandsehensis Noricus philosophiae et medicinae doctor, poeta laureatus. Natus est anno domini MDCXLVb) XVI. Octobris, denatus anno MDCXIII die VII. Aprillc), dominica paschalid) vixit annis LXVII, mensibus V, diebus XXI maritus cum Elisabetha Peysserinae) pientissima foemina annis XXXII mensibus II diebus XXVII quae diem clausit extremumf) XIII. Novembris anno MDCVIIg) academiam Ingolstadiensem illustravit profitendo poesin annis duobush) medicinam XXXIX cuius praxin constanti et paterna cura inter summos medios infimos annis XL et amplius successu salutis felici exercuit. Liberi moestissimi monumentum hoc parentibus desideratissimis pie posuerunti).

Übersetzung:

Wenn die Ader nicht aus Stein ist, dann wirst du, Wanderer, auch selbst weinen. (I)

Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen geweiht. Philipp Menzel aus Sandsee in Bayern, der Philosophie und der Medizin Doktor, Poeta laureatus. Er ist geboren im Jahre des Herrn 1645, am 16. Oktober, gestorben im Jahre 1613, am 7. Tag April, dem Ostersonntag, hat also 67 Jahre, fünf Monate und 21 Tage gelebt. Verheiratet war er 32 Jahre, zwei Monate und 27 Tage mit Elisabeth Peysser, einer sehr frommen Frau, die am 13. November im Jahre 1607 ihren letzten Lebenstag beschloss. Den Ruhm der Ingolstädter Akademie vermehrte er dadurch, dass er dort zwei Jahre lang die Dichtkunst und 39 Jahre lang die Medizin vertrat; deren Praxis er mit beständiger väterlicher Sorge um die Höchsten, die Mittleren und die Niedrigsten 40 Jahre und länger mit glücklichem Heilungserfolg ausübte. Von Trauer tief gebeugt, haben die Kinder ihren zutiefst vermissten Eltern in frommem Gedenken dieses Denkmal gesetzt. (II)

Versmaß: Hexameter. (I)

Wappen:
Menzel2), Peysser3).

Kommentar

Philipp Menzel stammt aus Schloss Sandsee4), er war der Sohn des dortigen bischöflich Eichstättischen Kastners. Er immatrikulierte sich am 28. Januar 1561 an der Hohen Schule, studierte zuerst die freien Künste, dann Medizin. Ab 1568 unterrichtete er zunächst an der Philosophischen Fakultät als Poetiklehrer. 1571 wurde er zum Poeta laureatus gekrönt und ging im selben Jahr nach Italien, wo er 1573 in Bologna zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Ab 1574 war er Professor für Medizin an der Ingolstädter Universität. Er heiratete 1576 Elisabeth, die Tochter des Hilarius Peysser (vgl. Nr. 281), mit der er mindestens zwei Söhne hatte, die wiederum an der Hohen Schule lehrten, Albert (verstorben 1632), ebenfalls Mediziner, und Leo, Professor der Theologie und Pfarrer von St. Moritz (vgl. Nr. 521)5). Ostermair weist noch eine Tochter Johanna (geboren 1599) nach6).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Clm 1533.
  2. In Römische Jahresangabe X nachträglich eingefügt; MDCLV Cgm 3017; beide Angaben sicher falsch; wohl richtig: anno 1545 Clm 1533, oder anno 1546. die 15 Mederer und Strauß.
  3. Sic für April(is).
  4. Paschatis Strauß.
  5. Peisserin Strauß.
  6. diem extremum clausit Strauß; die folgt zusätzlich Clm 1533.
  7. 1608 Clm 1533, Mederer und Strauß, Tagesangabe fehlt Mederer und Strauß.
  8. 6 Strauß.
  9. PP evtl. auch nur Pluralkürzung Posuerunt.

Anmerkungen

  1. Vielleicht Anspielung auf das Werk des Philipp Menzel Theses de Venae sectione, Ingolstadt 1575.
  2. Siebmacher Bg3 50.
  3. Siebmacher Bg3 51.
  4. Gde. Pleinfeld, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen/MF.
  5. Zur Person s. Biographisches Lexikon 277; zur Matrikel Pölnitz, Matrikel 1561, 807,42.
  6. Ostermair, Bürgerbuch IV, 14.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 373; Clm 2105 fol. 196r, Nr. 424; Cgm 3017 fol. 52v; Mederer, Annales II, 207; Strauß, Viri scriptis 322; Götz, Grabsteinbuch 94f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 442† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0044209.