Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 359 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1595

Beschreibung

Sterbeinschrift auf der Wappengrabtafel des Ferdinand Offenhaimer, im Chor an der Südwand über dem Denkmal Kaiser (Nr. 98). Hochrechteckige Platte, oben mit gedrücktem Bogen abgeschlossen, der Bogenscheitel durch eine bogenförmige Einbuchtung unterbrochen. Unten in der Mitte ein halbkreisförmiges Ornament mit eingehauenem Kreis angesetzt. Im unteren Teil der Platte unter einem Dreibogen ein Engel, der zwei Wappenschilde hält, darüber Inschrift in zwölf Zeilen. Die Platte ist auf halber Höhe von links nach rechts schräg gesprungen. Kalkstein.

Maße: H. 84 cm, B. 38 cm (Kögerl), Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Annoa) // 1595 / den · 1 · tag May starb des Edlen vnd / Vesten Eustachy Ofenhaimers zue / Guttenegkh und Seuboltstorff / F(ürstlicher) D(urchlauch)t Erczherczog Ferdinants / zue Osterreich Camrer auch Der Edln / thugentsamen Frauen Maria / Offenhaimerin ain geborne · / von Muggenthall Ehelichen / Sohne Ferdinandens seines Alters / zwey Monatt Gott der All=/mechtig habe sein Selle Amen

Wappen:
Offenheimer zu Seibersdorf1), Muggenthal2).

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine in der Kombination ihrer Einzelformen ungelenke Fraktur. Die Buchstabengrößen variieren von Zeile zu Zeile, ohne dass hierbei ein Gestaltungswille erkennbar wäre, auch innerhalb von Zeilen und Worten variiert die Buchstabengröße gelegentlich. Von vielen Buchstaben liegen mehrere Einzelformen vor, die sich in ihrer Gestaltung teilweise widersprechen, so finden sich besonders a und g sowohl in einer disziplinierten, zur Rundung hin tendierenden Form als auch in sozusagen exaltierteren Formen, bei denen der linke Bogen des Buchstabenkörpers unten gebrochen und die Brechung zu einer Art Sporn ausgezogen wird. Auffällig ist auch eine v-Form, die an der rechten Haste eine Einschnürung aufweist, die sie fast als B erscheinen lässt. r tritt als Schaft- und Bogen-r auf, wobei das Bogen-r durch zwei übereinandergestellte gegenläufige Häkchen präsentiert wird. D und h gehen gelegentlich Ligatur mit folgendem e ein.

Ferdinand war ein früh verstorbener Sohn des Kammerherrn des späteren Kaisers Ferdinands II., Eustachius Offenheimer zu Guteneck3) und Seibersdorf4), und der Maria, einer Tochter des Johann Christoph von Muggenthal und der Anna Maria von Sigertshofen5). Eustachius begleitete den jungen Erzherzog nach Ingolstadt zu seinen Studien6). Er war sein ältester Kammerherr. Der Vorname Ferdinand für den frühverstorbenen Sohn weist auf die enge Bindung des Eustachius zu seinem Schützling, vielleicht hatte Ferdinand auch das Patenamt übernommen.

Textkritischer Apparat

  1. Zeile durch Einbuchtung geteilt.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA1 168. 1597 führte Eustachius von Offenheim dann bereits das vermehrte Wappen. Vgl. a.a.O.
  2. Siebmacher Bay 48.
  3. Guteneck, Hofmark, heute Gde. Johanniskirchen, Lkr. Rottal-Inn/NB. Vgl. HAB Altbayern I, 31 (Pfarrkirchen) 222.
  4. Seibersdorf, Hofmark, heute Gde. Kirchdorf a. Inn, Lkr. Rottal-Inn/NB. Vgl. HAB Altbayern I, 31 (Pfarrkirchen) 312f.
  5. Vgl. Cgm 2290/18 fol. 248r.
  6. Vgl. Pölnitz, Matrikel 1589, 1222,9.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 375. 393; Clm 2105 fol. 203v, Nr. 444; Cgm 3017 fol. 55r; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 12, Nr. 13; Kögerl, Garnisonskirche 63.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 359 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0035900.