Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 52: Stadt Zeitz (2001)
Nr. 223 Schloßkirche 1603
Beschreibung
Epitaph des Stiftsrats und Stiftshauptmanns Jakob von Etzdorf und der Elisabeth von Bernstein. Holz, farbig gefaßt. Das Epitaph befindet sich an der Nordwand des Langhauses, früher an der Südwand.1) Im Mittelfeld das verstorbene Ehepaar in Bethaltung, hinter dem Ehemann ein Sohn. Die knienden, halbplastischen Figuren vor zwei Rundbogennischen mit Darstellungen der Grablegung (rechts) und der Auferstehung (links). Das Mittelfeld wird flankiert von zweimal zwei Säulen, zwischen denen in Muschelnischen die Figuren Johannes des Täufers und Moses stehen. Moses mit den Gesetzestafeln, darauf die Inschrift (C), schwarz und rot auf weißem Grund gemalt. Der Inschrifttext ist in zwei Spalten, die einzelnen Gebote sind blockweise angeordnet. Unterhalb des Mittelfeldes, in der Sockelzone des Epitaphs ein Relief mit einer Darstellung des letzten Abendmahls und ein weiteres, das die Fußwaschung zeigt. Links neben der Abendmahlsszene in einem nahezu quadratischen Feld in 14 Zeilen Inschrift (A), rechts neben der Fußwaschung ebenfalls in nahezu quadratischem Feld in 14 Zeilen Inschrift (B). Die Inschriften sind erneuert; der heutige Befund weicht von der noch erkennbaren früheren Fassung ab. Von den Figuren der verstorbenen Eheleute im Mittelfeld gehen zwei verschlungene Äste aus, die sich im unteren Teil der Bekrönung zu einem wappentragenden Baum verzweigen. Die Wappen an diesem Baum waren in vier Reihen angeordnet, von denen heute die oberste fehlt. Auch die unteren Reihen sind lückenhaft. Mehrere Wappen wurden nachträglich vertauscht. Die Oberwappen sind vielfach verstümmelt; die Farbfassung teilweise verändert. Die Wiedergabe der Wappen erfolgt – soweit rekonstruierbar – nach der ursprünglichen Anordnung. Den oberen Abschluß des Epitaphs bildet Ranken- und Zweigwerk, in das Rosen und Blätter eingefügt sind.
Wortlaut der Inschriften nach derzeitigem Befund.
Maße: Bu. 1,5 cm (A, B), 1 cm (C).
Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur mit Versalien (B, C).
- A
ANNO DOMINI 1590 DEN 12 / DECEMBRIS FRÜE UM 5 UHR / IST DER GESTRENGE UND EDLEa) / IACOB VON ETZDORF. / CHURFÜRSTLICHER SECHSISCHER / RATH DES STIFTS NAUMBURGK / UND HAUPTMANN ZU ZEITZ GOT=/SELIGK ENTSCHLAFEN, DESSEN / SEHLEN DER GETREUE GOTT / GNEDIGK GERUHEN, UND DEM / LEIBE EINE FRÖLICHE AUFER =/STEHUNG VERLEIHEN WOLLE. /SEINES ALTERS NOCH NICHT 44 IAHR.
- B
Anno Christi 1603 am Charfreitag2) / Nach 7 Uhr morgensb), ist in Gott seh=/liglich entschlaffen, die Edle und / ehrenvieltugendsame Frau Elisabet, / geborne von Bernstein, aus dem / hause Börten, des weiland Gestrengenc) / und ehrenfesten / Jacob von Etzdorf Churf(ürst)l(ich) Sächs(ischen) / stifts Hauptmann zu Zeitz, selige / nachgelassenen Witwe, derer Seelen / der getreue Gott mit geruhen, und / dem Leibe, sampt allen Auserwähl=/ten eine fröhliche Auferstehung / verleihen wolle.
- C
Die Zehen Gebot1 / do solt kein / ander götter haben2 / du solt den / Namen dei/=nes Gottes / nicht unütz=/lich führen3 / do sollt den / Feier tag / Heiligen4 / du solt Vattr / vnd mutter / Ehren5 / du solt nicht tetten6 / du solt nicht / Ehbrechen7 / du solt nicht / stellen8 / du solt nich / falchs gezei/nis Reden9 / du solt nicht Begeren deins / Nesten Haus10 / du solt nicht / Begeren deins / Nesten Weib3)rc4)
unterste Reihe (Elterngeneration): [Etzdorf], Creutz5), Bernstein6), [Hirschfeld]; |
zweite Reihe von unten (Großelterngeneration): Etzdorf7), unbekannt8), Creutz, [Kitzscher], Bernstein, Breitenbach9), Hirschfeld10), [Ende]; |
dritte Reihe von unten (Urgroßelterngeneration): Etzdorf, Metzsch11), unbekannt12), Wahre von Wedelwitz?13), Creutz, Schönberg14), Kitzscher15), [fehlt], Bernstein16), Karras17), Breitenbach18), Colbitz?19), [Hirschfeld], [fehlt], Ende20), [Körbitz]21); |
obere Reihe: von den ursprünglich vollständig vorhandenen(?) 16 Wappenpaaren der Urgroßelterngeneration sind nur mehr zwei Wappenpaare erhalten, die jetzt an falscher Stelle in den beiden Reihen darunter anstelle dort fehlender Wappen angebracht sind; es handelt sich um das 4. und das 12. Wappenpaar von rechts: Colbitz?, Gersdorf?22), Wahre von Wedelwitz?, Planitz?23). |
Textkritischer Apparat
- Zader/O: gestrenge Edele v(nd) Ehrenveste.
- Ebd.: Vormittage.
- Ebd.: Gestrengen Edlen.
Anmerkungen
- Zader/O II, S. 30. Er berichtet hier außerdem über die nahe der Kanzel im Fußboden liegenden Grabplatten des Ehepaares: „sein und seines weibes stein seindt uber die helffte mit stulen verbauett haben aber an der Mittagsseite ein stadlich Epitaphium ...“
- 28. März 1603.
- Nach 2. Mo. 20,2–17.
- Die Initialen konnten nicht aufgelöst werden.
- Wappen Creutz. Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 51 und Tafel 20.
- Wappen Bernstein. Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 15 und Tafel 9.
- Wappen Etzdorf. Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 44 und Tafel 27.
- Wappen ? (blauer Schragbalken in Silber; Helmzier: silberner Mannesrumpf?). Die einzige Familie im sächsisch-thüringischen Raum, für die ein solches Wappen nachgewiesen ist (allerdings ohne Tinkturen), sind die von Kotzau, vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 12, S. 101 und Tafel 79.
- Wappen Breitenbach (Oberwappen drei Helme, alle Helmzierden zerstört). Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 25 und Tafel 16. Das Wappen ist jetzt an falscher Stelle angebracht.
- Wappen Hirschfeld. Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 71 und Tafel 45.
- Wappen Metzsch (blauer Sparren in Silber). Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 107 und Tafel 69. Vgl. auch die Ahnenprobe in DI 33 (Stadt Jena), Nr. 233.
- Wappen ?, wie Anm. 8.
- Wappen Wahre von Wedelwitz (geteilt, oben in Silber wachsender Löwe, unten silber-schwarz gerautet, Helmzier fehlt). Vgl. Johann Siebmacher, New Wappenbuch ..., Nürnberg 1605 (oder spätere Auflage), Tafel 163.
- Wappen Schönberg. Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 151 und Tafel 99.
- Wappen Kitzscher. Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 85 und Tafel 54.
- Das Wappen jetzt an falscher Stelle.
- Wappen Karras. Vgl. Siebmacher wie Anm. 13, Tafel 159.
- Wappen Breitenbach (im Oberwappen nur ein Helm). Vgl. Anm. 9.
- Wappen Colbitz? (drei grüne Lindenblätter in Silberzier; Helmzier: drei Pfauenfedern). Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 12, S. 32 und Tafel 20.
- Wappen Ende. Vgl. Siebmacher, Bd. 2, Abt. 3, S. 9 und 26, Tafel 8 und 27.
- Wappen Körbitz (durch genealogische Zusammenhänge erschlossen).
- Wappen Gersdorf? (rot-silber-schwarz geteilt und halbgespalten; Helmzier: mit Hahnenfedern besteckter gestulpter Hut). Vgl. Siebmacher wie Anm. 13, Tafel 162. Vielleicht auch Körbitz (Helmziervariante in Siebmacher, Bd. 7, Abt. 3, S. 28 und Tafel 21).
- Wappen Planitz? (silber-rot gespalten; Helmzier fehlt). Vgl. Siebmacher wie Anm. 13, Tafel 162; Siebmacher, Bd. 2, Abt. 3, S. 42 und Tafel 47; Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 122 und Tafel 80.
- Fischer, Bd. 4, T. 13: Ahnenreihe Familie von Creutzen, Stammtafel 1; Fischer, Bd. 4, T. 13, Zur Genealogie der Familie von Creutzen, Stammtafel 3.
- Fischer, Bd. 4, T. 16: Zur Genealogie der Familie von Bernstein, Stammtafel 5.
- Fischer, Bd. 4, T. 13: Zur Genealogie der Familie von Creutzen, Stammtafel 3 (Heirat vor 1485).
- Fischer, Bd. 4, T. 13: Unterreihe Familie von Creutzen, Stammtafel 1.
- Fischer, Bd. 4, T. 13: Unterreihe Familie von Creutzen, Nr. 18 und Stammtafel 1; Fischer, Bd. 4, T. 15: Zur Genealogie der Familie von Creutzen, Stammtafel 3.
- Fischer, Bd. 4, T. 16: Zur Genealogie der Familie von Bernstein, Stammtafel 5.
- Fischer, Bd. 4, T. 20: Reihe von Birbicht, Ahnenzusammenhang von Körbitz I; Fischer, Bd. 4, T. 16: Zur Genealogie der Familie von Bernstein, Ahnenreihe Bärenstein I und Stammtafel 5.
- Fischer, Bd. 4, T. 16: Zur Genealogie der Familie von Bernstein, Nr. 17.
- Fischer, Bd. 4, T. 20: Reihe von Birbicht, Ahnenzusammenhang von Körbitz I; Fischer, Bd. 4, T. 16: Zur Genealogie der Familie von Bernstein, Stammtafel 5.
- Fischer, Bd. 4, T. 12: Reihe von Lüttichau V, Nr. 18; Fischer, Bd. 4, T. 16: Zur Genealogie der Familie von Bernstein, Nr. 17, und Stammtafel 5.
- Fischer, Bd. 4, T. 12: Reihe von Marschall I, 4. und 5.; Fischer, Bd. 4, T. 15: Reihe von Hirschfeld, S. 1, Stammtafel 1.
- Fischer, Bd. 4, T. 12.
- Für seine wertvolle Hilfe bei der Erarbeitung dieser Katalognummer, insbesondere bei der Identifizierung der Wappen, gilt H. Drös, Heidelberg, freundlicher Dank.
Nachweise
- Zader/O II, S. 30.
- Wollesen, Kreuzgang, S. 254.
- Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 504.
Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 223 (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0022309.
Kommentar
Jakob von Etzdorfs gleichnamiger Vater (gestorben 1564) war verheiratet mit Anna von Creutz (gestorben 1580), der Tochter des Hans von Creutz auf Heukewalde (um 1460–1520) und der Sibylla von Kitzscher (um 1470–1520).24) Der Vater Jakobs des Älteren war Kadenz von Etzdorf (urkundlich erwähnt 1506–1535), die Mutter ließ sich nicht nachweisen.25) Von den Urgroßeltern läßt sich die Eheverbindung des Dietrich von Creutz (um 1430–1484) mit Elisabeth von Schönburg26) belegen. Von den Ururgroßeltern waren die Eltern des Dietrich von Creutz Dietrich von Creutz (der Ältere, gestorben 1439) und eine geborene von Stange27); Dietrichs des Jüngeren Ehefrau Elisabeth hatte die Eltern Nickel von Schönburg und Martha von Kauffungen.28) Die übrigen genealogischen Zusammenhänge sind noch nicht erforscht.
Elisabeth von Bernstein war die Tochter Hans Christophs von Bernstein auf Borthen (1522–1580) aus dessen erster Ehe mit Elisabeth von Hirschfeld (gestorben 1574).29) Die Großeltern waren: Christoph von Bernstein (gestorben 1522), in zweiter Ehe verheiratet mit Anna von Breitenbach (gestorben 1554) sowie Bernhard von Hirschfeld (gestorben 1551) und Katharina von Ende (gestorben 1545).30) Aus der Urgroßelterngeneration lassen sich zuordnen: Hans von Bernstein (gestorben 1505), verheiratet mit Dorothea von Karras (gestorben 1511)31); Georg von Hirschfeld (1463–1523), verheiratet mit Barbara von Einsiedel (gestorben 1504); Ehrenfried von Ende (gestorben 1545), verheiratet mit Elisabeth von Körbitz (geboren 1470/75).32) Von den Ururgroßeltern können bestimmt werden: Heinrich von Bernstein (gestorben um 1445), verheiratet mit Elisabeth von Lüttichau (um 1425–um 1445)33); Hans von Hirschfeld (gestorben 1503), verheiratet mit Mechthild Marschall von Mockritz34); Heinrich von Einsiedel auf Gnandstein, verheiratet mit Katharina von Schönberg; Ulrich von Ende (gestorben 1493), verheiratet mit Felicitas Starschedel (geboren um 1435)35).
Die Grabinschrift des Jakob von Etzdorf s. Nr. 184.36)