Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 112a Paulusstift 1.V.14.Jh.
Beschreibung
Fragmentarische Grabplatte wohl der Margaretha Becker, in rückseitiger Zweitverwendung.1) Bei Ausschachtungsarbeiten im Februar 1991 im westlichen Kreuzgangflügel unter dem Fundament des modernen Anbaues gefunden. Hochrechteckige Platte aus gelbrotem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien; im Feld Monumentalname (B). Am oberen Plattenende knapp beschnitten,2) unten stark ausgebrochen.
Maße: H. (erh.) 140, B. (erh.) 82 cm, Bu. 10,5 (A), 19 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
- A
[..... / ...D](OMI)NI · Mo · C[... / ..... / ...]ETA · BECK(ER) [...]
- B
[....]RETA
Anmerkungen
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 112a (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k00112a1.
Kommentar
Der fragmentarische Text läßt über dem Wort BECK noch den Rest einer Kürzung erkennen, so daß zusammen mit dem Schluß des monumentalen Taufnamens die Verstorbene mit guten Gründen namhaft gemacht werden kann. Die Anbringung des Namens in der Feldmitte und die durchaus unüblichen Buchstabenformen stimmen mit den Merkmalen der Inschrift der Katharina Rosenbaum von 1321 in hohem Maße überein.3) Kombiniert wird die Tendenz unter die Zeile reichender Cauden mit gegen den Schwung rechtwinkliger Abbiegung laufender Aufschwellung. Von den wenigen erhaltenen Buchstaben sind übereinstimmend im Namen ein A mit verdoppeltem Bogen links und höchst ähnliche unziale T zu vermerken. Zur offensichtlichen Werkstattähnlichkeit und damit annähernden Zeitgleichheit muß man zusätzlich erwägen, daß beide Platten ursprünglich Gräber in derselben Institution deckten. Es ist daher möglich, daß jene bislang nicht sicher lokalisierte Platte der Katharina Rosenbaum aus dem Paulusstift zusammen mit Museumsgut in das Stadtmuseum im Andreasstift gelangte.
Auch ohne diese Annahme stützt der Neufund die schon aus wenig älteren Grabungsfunden gewonnene Erkenntnis,4) daß der Inschriftenbestand des alten Paulusstiftes ein künstliches Defizit aufgrund von Zerstörungen und Zweckentfremdungen von Grabplatten aufweist, vielmehr wie in den anderen Stiften ursprünglich auch dort bürgerliche Begräbnisse mit entsprechenden Umschriftplatten vorhanden waren. Überdies zeigen sogar beide Plattenseiten die ebenso in den anderen alten Stiften von St. Andreas und St. Martin gehandhabte Kennzeichnung von Platten durch Monumentalnamen.
Der früheste urkundliche Beleg des Namens gehört einem Wormser Bürger Peter gen. Becker, der 1333 dem Dekan und dem Kapitel von St. Paul(!) Zinsen verkaufte5) und somit ein Verwandter der Verstorbenen gewesen sein könnte.