Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 707 Stadtmuseum 1655?
Beschreibung
Ehemals Grabstein eines unbekannten Lothringers, wohl mit Namen Schredal, Bürger in Wien und kaiserlicher Pastetenbäcker, dann zu einem Kreuz umgearbeitet. Innen auf der Fensterbank der Glockenstube. Steinkreuz aus rotem Sandstein, aus einer Platte mit sechs Inschriftenzeilen herausgeschnitten, unten abgebrochen und allseitig bestoßen.
Maße: H.(erh.) 65, B. 58,5, Bu. 3,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
[......] A(NNO) 1655a) [....... / ....OC]T(OBRIS)b) H(ERR) [....... / SC]HREDAL AVS LOTHARING/[EN] BVRGER IN WIEN KEIS(ERLICHER) / [ME]Ÿ(ESTÄT) PASTETENBECKER · D(ER) / S(EEL) · G(OTT) · G(NAD) · A(MEN)
Textkritischer Apparat
- So wohl abgewitterte Reste zu lesen; das überhöhte A kann nur zu A(NNO) oder (A(NN)o ergänzt werden.
- Schwach erkennbar ein angeschnittenes C vor T mit Doppelpunkt.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 707 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0070704.
Kommentar
Anhand der angeschnittenen links erkennbaren Buchstaben der beiden ersten Zeilen und der Buchstabenfüßchen über der dritten Zeile geht klar hervor, daß das heutige Kreuz aus einem ehemaligen schlichten Stein mit sechs Inschriftenzeilen herausgeschnitten wurde. Die Verteilung des verbliebenen Textes nötigt zu einer Formularergänzung: Der Text fuhr wohl nach dem Jahr mit einer Sterbeformel fort; es fehlen dann Tagesangabe und nach HERR der Taufname. Die regelmäßige Kapitalis mit klassischer Proportion fand zu Beginn der zweiten Jahrhunderthälfte wieder häufiger Verwendung.
Der bisher nicht weiter belegbare Verstorbene, mit Familienname wohl Schredal geheißen, starb in Worms, falls der Stein sich wirklich früher in Worms befand, anscheinend während einer Reise zwischen dem Kaiserhof in Wien und seiner Heimat Lothringen. Sein vermutlich letzter Dienstherr war Kaiser Ferdinand III. (†1657).