Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 411 Mainz, Dom- und Diözesanmuseum, aus Worms? 1.V.16. Jh.

Beschreibung

Namensinschriften auf spätgotischem Kelch. Schatzkammer des Museums, ausweislich der Wappen aus dem Bestand des Wormser Stiftes oder einer von Bischof Reinhard von Rüppur bedachten Kirche. Schlichter silbervergoldeter Kelch, über dessen Sechspaßfuß sich ein mit stilisierten Blättern und Blumen geschmückter Nodus erhebt; die Inschriften auf jeweils sechsseitigen Zwischenstücken des Schaftes erhaben in schraffierten und gerahmten Feldern. Auf dem Fuß eingraviert griechisches Kreuz, gegenüber aufgelegt zwei Wappen.

Maße: H. 18,4, Dm.(Fuß) 13, Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel, erhaben, mit Merkmalen der Übergangsschrift zur frühhumanistischen Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/2]

  1. IHESVS+a) MARIA

Wappen:
Bistum Worms-Rüppur.

Kommentar

Gotische Schwellung der Buchstabenteile ist kombiniert mit Übergangsformen, wie sie sich nahe der Zeitenwende bei frühhumanistischen Kapitalisschriften finden; neben dem epsilonartigen E stehen hier nur kapitale Buchstaben, so typisch H mit Nodus, konisches M mit kurzem Mittelteil, A mit kräftigem Deckbalken. Die Wappenkombination weist als Stifter den 1503 bis 1533 amtierenden Bischof Reinhard von Rüppur aus;1) die Schriftformen legen nahe, daß der Kelch zu Beginn seiner Amtszeit entstand, wobei man freilich noch in der zweiten Dekade mit einer gotischen Ausgestaltung der Schrift rechnen muß.2) Die genaue Herkunft des Kelches ist nicht belegt; während des Exils des Wormser Klerus residierte Bischof Reinhard von Rüppur in Ladenburg, ab 1509 wenigstens zeitweise in Worms, bis er 1520 die Geschäfte einem Koadjutor, Heinrich von der Pfalz, übertrug und sich ins Privatleben zurückzog. Begraben wurde er allerdings in der Krypta des Hochchores.3)

Textkritischer Apparat

  1. Rosette.

Anmerkungen

  1. Schannat, Hist. ep. Worm. I 423-429.
  2. Vgl. oben S. LXIII.
  3. Zorn, Chronik bei Arnold 215; nach Schannat 429: 1523.

Nachweise

  1. F.V. Arens, Ein gotischer Kelch aus Worms, in: Der Wormsgau 2,6 (1942) 388.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 411 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0041107.