Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 294 Stadtmuseum, aus Magnuskirche 1483
Beschreibung
Grabplatte des Johannes Jungler und in Zweitverwendung des Meisters Hans Visch.1) Nördlicher Stein an der Westwand der 1. Nische des Kreuzgangsüdflügels, aus der Magnuskirche.2) Hochrechteckige Platte aus hellgelbem Sandstein mit braunen Einschlüssen und Umschrift zwischen Linien; im Feld unter rechts beschädigtem Wappen eine sechszeilige Inschrift, oben und unten mit einer Linie eingerahmt. Am Rand bestoßen, Teil des Wappens abgeplatzt.
Maße: H. 206, B. 105, Bu. 8,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
[+ a]nno D(omi)ni m cccc lxxxiiia) obytb) / honestus vir [J]ohannes Junglerrc) in vigili(a)d) / s(an)c(t)i bartholomei q(uae) fuite) / uicessimaf) quarta augusti cui(us) a(n)i(m)a req(uie)scatg)
Jungler (unter Schlüssel Marke und griechisches Kreuz).3) |
Textkritischer Apparat
- Mit kleineren Buchstaben in der oberen rechten Ecke des Feldes nachgetragen. xxxiv Wörner.
- Der rechte Schaft des y nicht mehr erkennbar.
- miglar Wörner.
- worb Mus.Inv. Wegen hoher Fehlerhaftigkeit werden weitere Varianten nicht mehr festgehalten.
- apli · in Wörner.
- Sic.
- Hier bricht die Inschrift ab, Rest fehlt wegen Platzmangel.
Anmerkungen
- Vgl. Nr. 406.
- Vgl. Wörner u. Hüther, Geschichte der Magnuskirche 382 Nr. 19.
- Vgl. zum Wappen Nr. 234f.
- Vgl. vorangehende Nr.
- Wormser Urkunden Nr. 633 u. Register S. 315. Zu weiteren Grabinschriften der Familie Jungler vgl. zu 1448 und 1479, Nr. 235.
Nachweise
- Wörner, Mittelaltrige Grabmäler 95.
- Mus.Inv. MG Nr. 11.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 294 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0029401.
Kommentar
Die Umschrift zeigt bei einer entwickelten gotischen Minuskel wenige Fremdformen im unzialen d bei Domini, im runden Bogen des h bei honestus sowie in zahlreichen Minuskel-a mit hochgezogenem linken Schaft und Mittelbalken, einem Majuskel-A nicht unähnlich. Imitierend wurde dieser Mittelbalken in den regelhaften Minuskel-a der zweiten Inschrift angewandt. Im Wort des tritt dort ebenfalls ein unziales d mit Anklängen an Entwicklungen in der frühhumanistischen Kapitalis auf. Mit durchaus vergleichbaren Schriftformen, besonders beim Minuskel-a, und ähnlichen Proportionen ist aus eben dem Jahr 1483 der Grabstein des Cles gen. Finck ebenfalls in der Magnuskirche überliefert.4) Beide Steine stammen wohl von derselben Hand oder wenigstens derselben Werkstatt. Der Mittelbalken des a fand später auch Eingang in die innovativen Schriftgestaltungen der Domschlußsteine, ist jedoch noch nicht auf dem Stein der 1479 verstorbenen Gattin Katharina benutzt.
Johannes Jungler/Jungeler wirkte zwischen 1469 und 1483 häufig als Schöffe; zu 1463 ist er mit seiner Ehefrau Katharina urkundlich bezeugt.5)