Inschriftenkatalog: Stadt Worms

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 29: Worms (1991)

Nr. 232 Martinsstift 1448

Beschreibung

Grabplatte wohl des Kanonikers Franco von Oberheimbach (Lkrs. Mainz-Bingen). Nördlicher Stein an der äußeren Wand des Nordturmes, das ist ehemals in der Vorhalle der Kirche.1) Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien; im Feld kleines Kielbogenrelief mit Hostienkelch, darüber Monumentalbuchstaben (B). Besonders die untere Hälfte sehr stark abgewittert.

Maße: H. 229, B. 113, Bu. 10-11 (A), 21,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel, spät (A,B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Rüdiger Fuchs) [1/1]

  1. A

    + AN(N)O · D(OMI)NI · Mo · / CCCCo · XLVIIIoa) · DIE · [TERCI. ...] / IVLII · O(BIIT) · [FRA(N)CKO / DE ........] CA(N)O(N)IC(VS) · H(VIVS) · EC(LES)IE · C(VIVS) · A(N)I(MA)b)

  2. B

    HF

Kommentar

Aus den wenigen deutlich erhaltenen Buchstabenresten läßt sich nicht erkennen, ob auch dieser Stein aus der Werkstatt zweier weiterer Steine desselben Jahres stammt; die zum Ende hin kleiner werdenden Formen der späten Majuskel sprechen zumindest nicht dagegen, freilich lassen sich kongruente Besonderheiten wie etwa keilartige Cauden bei R und K wegen der Steinzerstörung nicht erkennen.2)

Zum Jahr 1448 erwähnt das Kunstdenkmalinventar bei St. Martin den Grabstein des Kanonikers von „Heubach“;3) mit guten Gründen ist diese Angabe auf Franco von Heimbach zu beziehen, dessen Name aus undeutlichen Resten noch zu erahnen ist. Er hatte ab 1381 in Heidelberg studiert und 1411 ein Kanonikat an St. Martin erlangt; nachdem er 1438 die Dekanswürde resigniert hatte, war er anschließend als Prokurator in Boppard tätig.4) Die hypothetischen Lesungen von Name und Resten des Tagesdatums passen gut zu einer unter dem 3. Juli eingetragenen Stiftung von 90 Goldgulden für die Präsenz.5)

Die Monumentalbuchstaben des Grabmarkierungssystems stimmen nur zufällig mit den Initialen des Verstorbenen überein.6)

Textkritischer Apparat

  1. Hier bricht Reuter ab.
  2. Trotz Buchstabendrängung Formel unvollständig, auffälligerweise ebenso bei zwei weiteren Steinen des Jahres 1448, die zudem aus einer Werkstatt stammen, vgl. Nr. 234f.

Anmerkungen

  1. Como, Kollegiatstift St. Martin 30, nach Liber animarum S. Martini fol. 5: „extra magna ianua“.
  2. Wie Anm. b.
  3. Kdm. 238.
  4. Como 29f.
  5. Liber animarum S. Martini fol. 42v.
  6. Vgl. oben S. XCVIIf.

Nachweise

  1. Reuter, Grabsteine 77 Nr. 12.

Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 232 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0023208.