Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 879 Fk. St. Severin (1649)

Beschreibung

Grabplatte für einen Bürgermeister, vermutlich Christoph Weber (Wober) d. Ä. seine Ehefrau, eine geborene Weinder, seinen Sohn Gottfried und dessen Ehefrau, an der Südwand, innen. Rotmarmor. Kartusche mit Rollwerk in rechteckigem Profilrahmen: längsovales, konvexes Schriftfeld oben, unten quereliptisches Feld mit Relief Vollwappen unten; in den Ecken außerhalb der Kartusche Totensymbole: oben je ein Totenschädel, unten je eine Sanduhr. Oberfläche abgewittert und beschädigt, erheblicher Textverlust.

Maße: H. 131 cm, B. 87 cm, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. [– – –]a) / Ligt [begra]ben der Wohl[e]dl / Her[r C]h[risto]ph W[ober g]ewest[er] / Burgermaister zu Passau [v]on anno / 1601 bis 1616 in wolchem Jahr [– – –]b) / sellge Entschlaffen und auch sein E[he]licher [Sun] / der Wohl Edle Herr Gottfr[it]t Wober so [...] / 1601 gebohrn vnd [nach – – –/– – –] obdachten Burgermaister [– – –] / den 29 . Augusti von diser W[elt – – –]c) / den so [– – –]c) H [errn Chri]/stoph Wobers Eheliche Hausfrau [– – –]c) / geborne Weinderin sam[bt 1]2 Eheliche[– – –] / khindern vnd [– – –] Herrn G[ottfrid] Wo[– – –] / mit s[einer] lieben Hausfrau Eine ge[borne – – –/– – –]c) / REQ[UIESCANT] I[N P]ACE

Wappen:
Weber1).

Kommentar

Die Weber oder Wöber waren ursprünglich ein kleinbürgerliches Geschlecht der Ilzstadt. Mit dem ersten in der Gedenkinschrift erwähnten Christoph begann der Aufstieg der Familie, der am Ende des 17. Jahrhunderts in der Aufnahme seines Enkels in den österreichischen Ritterstand ob der Enns gipfelte. Christoph Weber wurde bereits 1592 als Ratsbürger und Rechtssprecher für die Ilzstadt designiert, 1593 erhielt er dieses Amt, zog jedoch bereits 1594 in die Stadt. Von 1598 bis zu seinem Tode 1616 war er Bürgermeister. 1595 ist er als Mitglied der Waagbruderschaft belegt. Seine Ehefrau war eine Elisabeth, laut Grabinschrift eine geb. Weinder. Er hatte sicher einen Sohn, Gottfried, der in der Grabplatte genannt wird. Dieser ist als Ratsbürger und Rechtssprecher in der Stadt wohl schon 1626, sicher jedoch 1628 belegt2). Laut Aussage der Stifterplatte für die St. Johannes-Kapelle in der Ilzstadt (heute in der Vorhalle von St. Bartholomäus)3) war er ebenfalls Bürgermeister und starb im Jahr 16494). Folgt man jedoch mit Eichhorn dem Ratsbericht von 1649, so wurde nicht Gottfried, sondern Christoph Weber d. J. (sein Bruder?) 1649 zum Bürgermeister ernannt, starb jedoch im August des gleichen Jahres. Dieser Christoph ist jedoch nur durch diesen Ratsbericht belegt, so dass dort möglicherweise eine Verschreibung vorliegt5). Christoph Weber d. Ä. hatte außerdem eine Tochter Anna Maria, der mit der Eheschließung mit dem kaiserlichen Geheimen Kriegsrat Erasmus Constantius Sattler 1646 bereits ein Aufstieg in den Adel glückte. Ein Sohn Gottfried Webers und seiner Ehefrau Eva, geb. Enzler, Johann Adam, war zunächst Concipist, dann Sekretär beim Hofkriegsrat, zuletzt wirklicher Hofkriegsrat. 1690 erhob ihn Kaiser Leopold I. in den österreichischen Ritterstand4).

Textkritischer Apparat

  1. Am Anfang der Platte Buchstabenreste erkennbar; evtl. Hier unden.
  2. Ergänze evtl. er in got.
  3. Buchstabenreste.

Anmerkungen

  1. NÖ2 680.
  2. Eichhorn, Beichtzettel 386.
  3. Weber, Gedenktafeln 108–110.
  4. So auch die Genealogien in den Wappenbüchern, NÖ2 680; OÖ 652
  5. Eichhorn, Beichtzettel 387.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 879 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0087902.