Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 859 Domhof, Sakristei nach 1641

Beschreibung

Epitaph für Maria Hefellner, geb. Amwald, und ihren ersten Ehegatten Wilhelm Sollinger, im Flur zum Residenzplatz an der Westwand bei der Treppe. Heller Kalkstein. Volutenaufsatz mit Engelskopf und drei Vollwappen, im Mittelteil Relief: Christus am Kreuz mit Titulus (II), links der Stifter und der verstorbene, erste Ehemann, rechts die Ehefrau vor dem Kreuz kniend, im Hintergrund Stadtlandschaft, unten Schriftfeld (I) in Rankenumrahmung, in der Mitte ein Engelskopf. Mit geringem Buchstabenverlust gesprungen (beim Versetzen 1972?), leicht abgewitterte Oberfläche. Standort 1919 im Domkreuzgang an der Südwand, seit 1972 am heutigen Platz.

Maße: H. 102 cm, B. 53 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/1]

I.

  1. Anno Domini 1641 J[ar] der Hochf(ürs)t(lich) D(u)r(chlauc)ht zu Passau Stattgrichtschreiber / alda Christoph Hefellner zuvorderist Gott dem Allmechtigen zu Ehren dan zu ewig/er gedechtnus seiner Haußfrauen Mariae Hefellnerin geborner am vnd / vom Walda) so den · 2 May A(nn)oa) · 1641 in Gott entschlaffen Vnd ihres Ersten / Ehevogts herrn Wilhelm Sollingers Hechstgedachter Hochf(ü)r(st)l(ich) d(u)r(c)hl(aucht) gewesten / Hoffregistratoris daselbst welcher den · 6 · decembris A(nn)ob) · 1633 · gestorben vnd baide / hieneben begraben ligen dises Epithauium machen lassen denen Gott / genedig Sein Wolle Amenc)

II. Titulus:

  1. INRI

 
Wappen:
unbekannt1), unbekannt2), unbekannt3).

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LX.

Maria Hefellner war die Tochter des Buchbinders Jacob Amwald d. J. und der Afra, die als Witwe 1606 Johann Capus heiratete. Sie führte zu unrecht den Titel ihres Onkels, des berühmten Arztes Georg am Wald, der sich als reich gewordener Arzt und Unternehmer das adelige Gut Durnhoff (Lkr. Feuchtwangen) gekauft hatte und zu unrecht behauptete, altadeliger Herkunft zu sein4). Wie ihr Großvater, der Buchhändler Jacob am Wald d. Ä., war ihr Onkel evangelisch. Trotzdem stand Maria, obwohl Ehefrau hochrangiger passauischer Hofbeamter, zeitlebens in enger Verbindung mit ihm5). Christoph Hefellner war ein Sohn des Salzstadelschreibers Joseph Hehenfellner und der Elisabeth, geb. Mayr. Er war notarius publicus und Stadtgerichtssschreiber. Er und Maria, geb. Amwald, verwitwete Sollinger, heirateten am 13. Februar 1635 im Dom zu Passau. Der erste Mann Marias, Wilhelm Sollinger, war fürstlicher Registrator6). Maria ist im Sterbebuch Dom unter dem 06. Mai 1641 verzeichnet, Christoph unter dem 15. April 16427).

Textkritischer Apparat

  1. Kdm liest Waldsoden.
  2. o hochgestellt.
  3. Es folgt ein Quadrangel mit rechts ausgezogenem, um das Quadrangel herum eingerolltem Zierstrich.

Anmerkungen

  1. Quadriert: (1/4) drei Flammen, (2/3) dreimal geteilt.
  2. Quadriert: (1/4) ein Löwe, (2/3) dreimal geteilt.
  3. Ein Wilder Mann zwischen zwei Bäumen.
  4. Müller-Jahncke, Georg am Wald.
  5. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 165 Anm. 18 mit weiterer Literatur
  6. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 292 Anm. 18.
  7. Vgl. Nebinger, Totenbuch 111f. (vgl. dazu auch Nr. 735†, Anm. 4).

Nachweise

  1. Kdm Passau 120f.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 859 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0085904.