Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 849 Kapuzinerstraße 1637

Beschreibung

Bauinschrift, ehemals über der Haustür des Leprosenhauses bei St. Ägid, dann am Rest der Mauer gegenüber dem Haus Kapuzinerstraße 67. Kalkstein. Am oberen Rand Schriftband (I), in der Mitte Wappenrelief mit drei Vollwappen, links und rechts in den Ecken kleinere, in der Mitte großes Wappen, unten breites Schriftband mit eingerollten Schmalseiten (II). Schrift dem Verlauf der Schriftbänder folgend. Oberfläche ohne Verluste leicht abgewittert.

Maße: H. 61 cm, B. 54 cm, Bu. 2,5–3 cm (I), 1,5–2 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Universität Passau Lst. f. mittelalterliche Geschichte [1/1]

  1. I.

    SOLI DEO HONOR ET GLORIAa)

  2. II.

    IOANNES GEORGIVS L(IBER) BARO AB HERBERSTAIN . / CATHEDRALIS ECCLESIAE PASSAVIENSIS DECA/NVS HOC LEPRODOCHIVM PROPRIIS EXPEN/SIS E FVNDAMENTIS FIERI CVRAVIT . / ANNO . M . DC . XXXVIIb) .

Übersetzung:

Allein Gott sei Ehre und Ruhm (I). Johann Georg Freiherr von Herberstein, Dekan der Kathedralkirche zu Passau, ließ dieses Leprosenhaus mit eigenen Mitteln von Grund auf errichten im Jahre 1637 (II).

Wappen:
Herberstein1), Herberstein2), Herberstein3).

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LXIII.

Das Leprosenhaus bei St. Ägid wurde 1160 von dem Kanoniker Sighard von Stockstall und dem Pfarrer Heinrich von St. Paul gestiftet. Der Passauer Domkanoniker und nachmalige Regensburger Bischof Johann Georg von Herberstein, Neuberg und Gutenhaag4), ließ 1637 das baufällig gewordene Gebäude aus eigenen Mitteln als Armenhospital neu errichten5). Das Spital wurde 1968 mit dem Johannis-Spital vereinigt und das Gebäude abgebrochen. Die Platte wurde zusammen mit einer modernen Metallplatte an dem vorerst stehengebliebenen Mauerrest neben der ehemaligen Einfahrt angebracht6). Beide Platten wurden im Mai 1990 anlässlich von Neubaumaßnahmen entfernt.

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerte Anfangsbuchstaben.
  2. Letzte Zeile zentriert; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. OÖ 113 (Herberstein IV).
  2. OÖ 113 (Herberstein V, Neuberg).
  3. OÖ 113 (Herberstein II, Hag).
  4. Vgl. OÖ 119.
  5. Vgl. Krick, Seelsorgevorstände 73.
  6. Inschrift auf der modernen Metallplatte, (H. 28, B. 72, Bu. 2,5.). HIER STAND BIS 1968 / DAS SIECHENHAUS ZUM HL. ÄGIDIUS / IN DER LEPROSENAU / GESTIFTET IM JAHRE 1160

Nachweise

  1. MB 12, 339; Krick, Seelsorgevorstände 73; Kdm Passau 332; Krick, Inschriften 19; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 5, 191 Anm. 1; Weber, Gedenktafeln 200.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 849 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0084900.