Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 822 Pfk. St. Bartholomäus nach 1631 Juli 12 / 1639

Beschreibung

Grabtafel für Gotthard Voytl den Jüngeren und seine Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Beryll von Aldorf, in der Vorhalle an der Südwand, fünfte von Westen. Kalkstein. Im oberen Teil der Platte Schriftfeld, darunter Wappen in zwei hochovalen Medaillons, in den Zwickeln Laubwerk.

Maße: H. 38 cm, B. 31 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno 16⟨31,⟩ den ⟨12. Jullij⟩ Starb Der Hochf(ü)r(stlich) / Dh(u)r(chlauch)t zu Passau, Statt Richter zu Iltz vnd Preuver=/Walter alda, Gotthard Voytta) Dan die Edl Tugentreich / Frau Anna Elisabeth Geborne Berryllin von Aldorffb) / sein Ehefrau, so den ⟨3 Jullij⟩ Anno 16⟨39⟩ in / Christo seeligelich entschlaffen, vnd bede alda begraben / ligen, Denen Gott die Ewige Freid verleichen wolle Amen

Wappen:
unbekannt1), unbekannt2).

Kommentar

Gotthard Voytl der Jüngere war mit Anna Elisabeth, geb. Beryll, verheiratet.

Folgt man Eichhorn, war er ein Sohn des Gotthard Voytl des Älteren und der Maria, geb. Gruber, und hatte noch vier Geschwister. Er folgte seinem Vater Gotthard Voytl dem Älteren unmittelbar nach seinem Tode als Ilzstadtrichter und bischöflicher Bräuverwalter nach. Bis 1632 war er Hofkanzlist. Das auf dem Grabstein angegebene Todesdatum wäre demnach falsch, laut Eichhorn verstarb er am 08. September 16543). Anders Kellermann, der das Denkmal einem Ilzstadtrichter Gotthard (II.) Voytl zuweist, der nach der Resignation Gotthards (I.) im Jahre 1611 das Amt übernahm und bis zu seinem Tode 1631 ausübte. Das Verwandtschaftsverhältnis dieses Gotthard (II.) mit Gotthard (I.) wird durch Kellermann nicht geklärt4).

Da beide jedoch das gleiche Wappen führen, welches auch der Vater Gotthards (I.), Georg (vgl. Nr. 692) führte und für das am 20. April 1598 durch den Hofpfalzgrafen Rasso Gotthard ein Wappenbrief für Gotthard Voytl und seine ledigen Brüder Hans, Fridrich und Georg ausgestellt wurde, ist jedenfalls von einer engeren Verwandtschaft zwischen Gotthard (I.) und Gotthard (II.) auszugehen5).

Für eine engere Verbindung zwischen den beiden Gottharden Voytl spricht auch die große formale Ähnlichkeit der Grabplatten, die zumindest die gleiche Werkstatt, wenn nicht eine gleichzeitige Anfertigung der Platten nahelegt – vermutlich anlässlich des Todes von Gotthard (I.), dessen Todesdatum (02. Oktober 1632) als einziges nicht nachgetragen ist. Warum auf der Platte für Gotthard (II.) das falsche Todesdatum eingetragen wurde (Theorie Eichhorn + Voytls 08. September 1654) oder warum (Theorie Kellermann) die Platte erst posthum angefertigt und das Todesdatum nachgetragen wurde, ist nicht zu klären.

Textkritischer Apparat

  1. Wahrscheinlich Verschreibung für ursprünglich Voytl.
  2. Schleifenförmiges Zierelement mit Punkt dahinter, evtl. auch Kürzung für etcetera.

Anmerkungen

  1. Geteilt, oben ein bekrönter Mann einen Falken auf der Hand, unten eine Krone vor zwei gekreuzten, natürlichen Lilien.
  2. Ein Balken mit einem schreitenden Löwen belegt, beseitet von zwei Garnelen. Helmzier: aus einer Krone heraus zwischen Büffelhörnern ein gekrönter Kopf.
  3. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 320.
  4. Vgl. Kellermann, Ilzstadtrichter 7f.
  5. Zur Problematik vgl. ausführlich bei Nr. 824.

Nachweise

  1. Kellermann, Ilzstadt VI, 30.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 822 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0082200.