Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 809† Domkreuzgang 1626

Beschreibung

Grabschrift für die Kammerjungfrau Ursula Gienger von Wolfseck mit Wappennennung1). Zur Zeit von UBM 2o cod. ms. 397 in der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle.

Text nach Clm 1302.

  1. Hier ligt begraben, die edl tugenthafte jungfrau Ursulaa) Giengerin von Wolfeckh, zweyer könnigin von Pollen Catharina vnnd Anna höchstseelligsten angedenckhens wieb) auch derc) fürstlichen durchlauchtd) Erzherzogen Maria vone) Oesterreich gebohrne Pfalzgräfin bey Rhein, in Ober vnnd Niderbayrn herzogin, vill jahr lang gewestef) cammer iungfraug) welcheh) den 3ten aprill 1626sten jahrs in Christo seellig verschiden vnnd in dieser capellen begraben worden Gott der allmechtige verleiche dero seell vnnd allen christglaubigen die ewige ruehe amen

Kommentar

Kdm Passau verweist auf die vorliegende Inschriftenüberlieferung aus Clm 1302 in Zusammenhang mit einem Relief, wahrscheinlich Teil eines Epitaphs, das bereits damals ohne Inschrift war. Das Relief zeigt die Krönung bzw. Himmelfahrt Mariens: Oben im Wolkenkranz links Jesus mit dem Kreuz, rechts Gottvater mit der Weltkugel, etwas darunter in der Bildmitte auf Wolken Maria (Kopf fehlt), darunter die Apostel, im Vordergrund links eine kniende Dame mit vor der Brust verschränkten Händen, wahrscheinlich die Verstorbene. Mader vermutet, dass dieses Relief zu der verlorenen Grabschrift für Ursula Gienger gehört haben könnte. Er nimmt an, dass es sich bei dem Bild um eine Salzburger Arbeit handelt. Unter Umständen könne man an den Bildhauer Hans Waldburger denken2).

Ursula Gienger von Wolfseck war der Inschrift nach Kammerjungfrau Katharinas von Österreich3), Annas von Österreich4) und Marias von Bayern5). Sie selbst ist jedoch nicht belegt6).

Textkritischer Apparat

  1. Abschrift beginnt direkt mit Vrsulae, die Einleitung fehlt, UBM 2o cod. ms. 397.
  2. Höchstseelligsten bis wie fehlt, UBM 2o cod. ms. 397.
  3. ihr StBP Hist. eccl. 130 VII gr.
  4. der bis d(u)r(chlauch)t fehlt, UBM 2o cod. ms. 397.
  5. zu UBM 2o cod. ms. 397.
  6. bey bis geweste fehlt, UBM 2o cod. ms. 397.
  7. Camerfreile für Kammerfräulein, UBM 2o cod. ms. 397.
  8. Rest der Inschrift nach Welche fehlt, es folgt dafür gestorben 1626 UBM 2o cod. ms. 397.

Anmerkungen

  1. Gienger Clm 1302; Gienger von Wolfeck StBP Hist. eccl. 130 VII gr.
  2. Kdm Passau 124.
  3. Katharina von Österreich (*1533, †1572) war eine Tochter Kaiser Ferdinands I. und war mit dem polnischen König Sigismund II. August verheiratet.
  4. Anna von Österreich (*1573, †1598) war eine Tochter des Erzherzogs Karl II. von Innerösterreich und dessen Gemahlin Maria von Bayern. Sie war mit dem polnischen König Sigismund III. verheiratet.
  5. Maria von Bayern (*1551, †1608) war eine Tochter Herzog Albrechts V. von Bayern. Sie war mit Erzherzog Karl II. von Innerösterreich, einem Sohn Kaiser Ferdinands I. und Bruder Katharinas, verheiratet und war die Mutter Annas.
  6. Sie könnte sich als Kammerjungfrau im Reisehofstaat Annas von Österreich aufgehalten haben, wird dort jedoch nicht namentlich erwähnt, vgl. Formentini, Reisehofstaat.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 55v; Clm 1302, p. 28; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 66 (zitiert nach Clm 1302); StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 66 (zitiert nach Clm 1302); Kdm Passau 124, Fig. 83.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 809† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0080904.