Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 722 Domhof, Trenbachkapelle 1598

Beschreibung

Grabplatte für den Bischof Urban von Trenbach, im Boden vor der Trenbach-Tumba. Querrechteckige Rotmarmorplatte ohne Darstellung.

Maße: H. 72 cm, B. 144 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/1]

  1. VRBANVS PATAVIENSIS INDIGNVS / EPISCOPVS MEMOR · HVMANAE / FRAGILITATIS · VIVENS . P(OSVIT)a) .

Übersetzung:

Urban, unwürdiger Bischof zu Passau, eingedenk der menschlichen Gebrechlichkeit, setzte (sich dieses Denkmal) zu Lebzeiten.

Kommentar

Urban von Trenbach wurde am 10. März 1525 geboren1). Sein Vater war der herzogliche Küchenmeister Rudolf Trenpeck von Trenbach zu St. Martin, die Mutter dessen zweite Gemahlin Juliana Radlkover, sein Halbbruder der Passauer Dompropst Christoph von Trenbach2). Urban war Kanoniker in Regensburg, Salzburg und Passau, Pfarrer zu Uttigkofen3) und Kirchberg am Wagram4), seit 1556 Dompropst zu Passau. 1561 wurde er Nachfolger des Fürstbischofs Wolfgang von Closen5). Unter Urbans Regierung setzte eine erfolgreiche Reform des kirchlichen Lebens ein. Er berief 1564 die Franziskaner nach Passau. Eine „Instruktion für Dechante“ ist als Neuordnung der Diözesanorganisation im Zuge der Gegenreformation zu sehen. Er war auch ein eifriger Bauherr an den Festen Oberhaus, Niederhaus und der Residenz6). Als Grablege für sich und seine Familie erbaute er die Dreifaltigkeitskapelle am Domkreuzgang7). Eine großangelegte Ahnentafel an der Nordwand sollte seine adelige Abkunft auch den Zweiflern im Domkapitel beweisen. Als großem Förderer von Kunst und Wissenschaft verdankt ihm seine Residenzstadt neben den Bauten die Gründung und erste Ausstattung der fürstbischöflichen, der heute Staatlichen Bibliothek und eine Sammlung astronomischer und mathematischer Instrumente. Er starb am 09. August 1598 und wurde in der von ihm erbauten Grabkapelle beigesetzt. Dort befindet sich eine inschriftenlose Tumba8), neben der er im Boden der Kapelle bestattet ist, darauf die Grabplatte. Das Epitaph9) in der Andreaskapelle für ihn und seinen Halbbruder Christoph ist vor Urbans Wahl zum Passauer Bischof entstanden.

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt in einer neuen Zeile † 9. AU(GUST) 1598. Das Todesdatum Urbans wurde um 1861 anlässlich der Restaurierung der Trenbachkapelle angefügt; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte, die letzten beiden auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. Zu Urban von Trenbach vgl. Eichhorn, Beichtzettel 4–6; Krick, Domstift 5.
  2. Vgl. Krick, Stammtafeln Nr. 194 B, 429.
  3. Uttigkofen, Gde. Aldersbach, Lkr. Passau.
  4. Kirchberg am Wagram, Pol. Bez. Tulln/NÖ, Pfk. St. Stephan. Eiselt, Kirchberg 89f.
  5. Zu Wolgang von Closen vgl. Nr. 580†; laut seiner Grabschrift ließ ihm Urban von Trenbach das Grabmal setzen (vgl. ebenda).
  6. Von der Bautätigkeit Urbans zeugen zahlreiche Wappensteine in der Stadt Passau und vereinzelt auch im Gebiet des ehem. Hochstifts Passau. Vgl. hierzu Bauinschriften in der Stadt Nr. 587, 588, 665, im Oberhaus Nr. 619, 620, 621, 624, 699, 717, im Niederhaus Nr. 586, in der Alten Residenz Nr. 592, 596, 636, und in der Neuen Residenz Nr. 690, 691†; daneben wird er auch in der Bauinschrift für den ehem. Kapitelbrunnen genannt, vgl. Nr. 718†, und in der heute verlorenen Bauinschrift für das Rosenbergerhaus, vgl. Nr. 720†.
  7. Die sog. Trenbachkapelle. Vgl. auch Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 1, 169 Anm. 35; vgl. hierzu auch die Bestattungsrechtsinschrift Nr. 630†.
  8. Rotmarmor. Überlebensgroße Figur des Verstorbenen in hellem Marmor, Bischof im Ornat mit gefalteten Händen auf einem Kissen ruhend, mit Inful und Pedum (Abb. Kdm Passau, Fig. 137). Im linken Bein der Figur vermutl. nicht zeitgenössisch Künstlersignatur (?) (Fraktur Bu. 2 cm. Sutor). An der unteren Schmalseite Angabe zur Person, bei der Profanierung der Kapelle unter Bischof Hofstätter um 1861 angebracht (Urban Edler v(on) Trenbach · / Fürstbischof von Passau / 18. August 1561 – † 9. August 1598 .).
  9. Vgl. Nr. 539.

Nachweise

  1. Krick, Domstift 229 Nr. 22; Krick, Inschriften 6 Nr. II 2c; Schrödl, Passavia Sacra 337–345; Leidl, Bischöfe 35f.; Leidl, Bistumsgeschichte 42–44; Abb. 24; Erhard, Geschichte II, 71; Weber, Gedenktafeln 46.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 722 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0072207.