Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 700 Niedernburg, Kreuzgang vor 1593

Beschreibung

Epitaph für den Gruftkaplan Johann Freilinger, im Westflügel an der Westwand, erstes Joch von Norden. Kalkstein. Oben Abschluss, aus zwei von einer Herme und einer Karyatidherme getragenen, konvex gebogenen, mit Rollwerk versehenen Leisten gebildet, am Schnittpunkt der beiden Leisten der Wappenschild, auf den Leisten ruht je eine Putte. Im Bildfeld in der Mitte Jesus im Jordan, über ihm die Heiliggeisttaube, darüber in einem Wolkenkranz Gottvater segnend, vor ihm ein Reichsapfel. Rechts von Jesus am Ufer Johannes der Täufer Wasser über Jesu Haupt gießend, hinter Johannes ein Engel das Gewand Jesu haltend. Links im Vordergrund der Verstorbene in Albe auf einem Podest kniend, die Hände zum Gebet gefaltet, zu seinen Füßen Kelch auf Buch. Im Hintergrund Flusslandschaft mit zahlreichen Pflanzen, links Johannes der Täufer predigend, rechts eine Stadt. Unten Schriftfeld in Rollwerkrahmen, in der Mitte jeweils durch einen Engels- bzw. einen Dämonenkopf unterbrochen. Inschrift gut erhalten; Darstellung zum Teil abgeplatzt, Diagonalsprung. Das Epitaph befand sich ursprünglich im Domkreuzgang1).

Maße: H. 100 cm, B. 63 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ANNO D(OMI)NI . M . D . LXX ⟨– – –⟩a) . DIE VEROb) / MEN(SIS)c) ⟨– – –⟩ O(BIIT) V(ENERABI)LISd) D(OMINVS) IO(HANN)ES FREILINGER / CRIPTARIVS . AC R(EVERENDISSI)MIe) E(PISCOPI) P(ATAVIENSIS) CAPELLANVS . HIC / SEPVLTVS . EXPECTATVRVSf) RESVRRECTIO(N)EMg) / CARNISh) ET VITAM AETERNAM · AMENi) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 15.., wahrhaft am .. Tag des Monats ..., starb der ehrwürdige Herr Johann Freilinger, Gruftkaplan und Kaplan des hochwürdigsten Bischofs zu Passau. Er ist hier begraben und erwartet die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben. Amen.

Wappen:
unbekannt2).

Kommentar

Johannes Freilinger war einer der vier Gruftkapläne der Domkirche und Hofkaplan des des Bischofs Urban von Trenbach. Als solcher ist er urkundlich 1582 nachgewiesen3). Er starb 1593 oder 1594. Das Epitaph wurde offenbar schon zu seinen Lebzeiten gesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. MDLXXXXIII Krick und Kdm Passau.
  2. Nach VERO nur geringer Abstand zum Zeilenende, freier Platz für Nachtrag des Tagesdatums evtl. vergessen.
  3. Kürzung durch zwei kleine Dreiecke oben und unten auf der Zeilenlinie.
  4. Nach V zwei kleine Dreiecke oben und unten auf der Zeilenlinie, danach -LIS hochgestellt.
  5. Kürzung durch Durchstreichung der R-Cauda, danach -MI hochgestellt.
  6. -VS hochgestellt.
  7. Kein Kürzungszeichen vorhanden.
  8. IS- Verschränkung.
  9. Worttrenner in Form eines Dreiecks auf der Grundlinie, vor und nach AMEN drei mit den Spitzen einander zugewandte Dreiecke, zwei übereinander, eines rechts daneben auf halber Höhe.

Anmerkungen

  1. StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Kdm Passau.
  2. Geknorrter Ast.
  3. Krick, Seelsorgevorstände 24.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 49; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 49; Krick, Domstift 267 Nr. 143; Kdm Passau 116.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 700 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0070009.