Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 697 Domhof, Sakristei 1592

Beschreibung

Epitaph für den fürstbischöflichen Rat, Hofmeister und Pfleger Sebastian von Pötting und Persing und seine beiden Ehefrauen Veronika, geb. Krockwitz, und Regina, geb. von Eck, im Vorraum zur Sakristei. Rotmarmor. Unten querovales, convexes Schriftfeld (I) in Rollwerkrahmen in einem Leistenrahmen, darüber in breitem Rahmen Relief Kuzifix. An einem hohen Kreuz mit Titulus (II) der Gekreuzigte, links auf Höhe des Corpus Maria auf und vor Wolken stehend, die Arme vor der Brust gekreuzt, ein Schwert in ihr Herz fahrend. Zu Füßen des Kreuzes links der Verstorbene zu seinen Füßen sein Schwert, vor ihm seine zwei Ehefrauen, alle drei kniend mit gefalteten Händen. Im Hintergrund Landschaft mit zwei Burgen. Auf dem breiten Rahmen die Ahnenwappen der Verstorbenen. An der oberen Schmalseite die des Ehemannes, je zwei Wappenschilde links und rechts mit Beischriften auf Schriftbändern (IV), in der Mitte querovale convexe Kartusche mit erklärender Beischrift (III), an den beiden Längsseiten oben zunächst je ein Frauenkopf darunter je vier Wappenschilde der Ehefrauen mit Beischriften auf Schriftbändern (VII, VIII), unten jeweils querovales, convexes Medaillon in Rollwerkrahmen mit erklärender Beischrift (V, VI). Renoviert 1972 (?), an den Rändern behauen, leicht beschädigt. Standort ursprünglich im Domkreuzgang gegenüber der ehemaligen Annakapelle an der Wand, seit 1919 in der Andreaskapelle an der Nordwand, seit 1972 am heutigen Platz1). Reste alter Fassung.

Maße: H. 241 cm, B. 122 cm, Bu. 1,5–3 cm.

Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

I.

  1. Hie ligt begraben Der Edl vnd Gestreng Herr Sebastia(n) Pöttinger / Von Persing zum Wassen Fürstlicher Passauerischer gewester Rath Hofmaistera) vnd Pflegerb) / des Schloß Oberhaus ob Passau so in die Viertzig Jar dises Hochstiffts diener gewesen, so in / Gott Catholisch entschlaffen den .1. tag Januarij des 1592. hat gehabt zwo Hausfrauen / Veronicam Khrockhwitzerin dabeij Khinder zwen Süne und zwo Tochter so den 30. Augusty des / 61. Jars in Gott entschlaffen Reginam von Eckh Freyin dabey Khinder ⟨..⟩ Süne vnd /⟨..⟩ Tochter welche Catholisch abgeleibt ⟨– – –⟩ Denen der / Almechtig Gott genedig sein vnd ain freliche vrstendt verleichen welle Amenc)

II. Titulus:

  1. I.N.R.I

III. Erklärende Beischrift:

  1. Herr Sebastian / Pöttinger vier / Annen

IV. Wappenbeischriften:

  1. Pottinger2) // Schaulld)3) // Rogendorff4) // Reitter5).

V. Erklärende Beischrift links:

  1. Frau Khrockh=/witzerin Vier / Annen

VI. Erklärende Beischrift rechts:

  1. Frau von Eckh / Freyin vier Annen

VII. Wappenbeischriften links:

  1. Krockwitz6) Ottenhoffen8) Primestorf10) Mathseber12).

VIII. Wappenbeischriften rechts:

  1. Eckhe)7) Hungerspach9) Siglsdorff11) Weitzer13).

Kommentar

Sebastian von Pötting und Persings Eltern waren der Ritter Wolf von Pötting und Persing und dessen erste Ehefrau Katharina Schaul von Englstein. Sebastian war in erster Ehe seit 1554 mit Veronika von Kröckwitz, seit 1566 in zweiter Ehe mit Regina von Eck und Hungersbach verheiratet. Mit seiner zweiten Frau hatte er laut Krick neun Kinder14) unter ihnen die Passauer Kanoniker Urban und Rudolf (vgl. Nr. 818). 1545 wurde Sebastian von Pötting 23jährig als Diener des Fürstbischofs Urban von Trenbach angenommen, 1563 Rat, 1573 Hofmeister, 1566 Rentmeister in Königstetten15) und 1574–1592 Pfleger auf Oberhaus.

Textkritischer Apparat

  1. Dieses Wort überarbeitet.
  2. er kleiner.
  3. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundzeile.
  4. Wappen durch Medaillon mit Inschrift (III) geteilt.
  5. Mittelbalken des E fehlt.

Anmerkungen

  1. StBP Hist. eccl. 130 VII gr zitiert die Inschrift nach Clm 1302; das Epitaph war offenbar zu dieser Zeit (1881) nicht auffindbar.
  2. NÖ1 356f.
  3. Quadriert (1/4) eine Sturzkrücke; (2/3) ein Hund. NÖ2 308 gibt für eine Familie Schaul ein Wappenbild an das den Feldern 2/3 unsers Wappens entspricht.
  4. OÖ 775.
  5. Quadriert, (1) 3 schräg angeordnete Kugeln, (2/3) Fisch über einem Prälatenhut, (4) ein Schrägbalken.
  6. Eine nach links gewendete Elster, einen Ring im Schnabel.
  7. NÖ1 72.
  8. Wappenbild erloschen.
  9. NÖ1 72 (Hungersbach).
  10. Wappenbild erloschen.
  11. Si3 35 bietet ein quadriertes Wappen, das in (1/4) das hier gezeigte Wappen zeigt, einen schreitenden, nackten Mann, eine Sichel über der Schulter tragend.
  12. Si5 43.
  13. Quadriert (1/4) Gespalten, davor sich die Hand reichende, gepanzerte Arme, (2/3) ein schräglinker Keil.
  14. Krick, Stammtafeln Nr.133 A, B, 292f.;
  15. Königstetten, Pol. Bez. Tulln/NÖ.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 61v (schematische Nachzeichnung); Clm 1302, p. 21f.; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 59; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 205; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 205; Kdm Passau, 170; Leidl, Bistumsgeschichte 39–41.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 697 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0069707.