Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 696 Domhof 1591

Beschreibung

Fragmente eines Epitaphes und Grabinschrift für den Ratsbürger Georg Manng1) und seine Ehefrau Anna, geb. Bayer. Kalkstein. Heute finden sich im ehem. Kreuzgang noch einige Teile, die mutmaßlich zu diesem Epitaph gehörten. Es ist ein Aufsatz mit dem Manng’schen Wappen erhalten, der heute zusammen mit einem Relief der Ezechielapokalypse angebracht ist, an der Südseite, zwischen dem vierten und dem fünften Abschnitt von Westen, über der Säule geschwungener Aufsatz, darin Medaillon mit Relief Vollwappen2). Darunter folgte wohl der heute noch vorhandene Spruch (I): an der Südwand im fünften Abschnitt von Westen, über der Grabplatte für Michael Sturmberger3), Text in drei annähernd zentrierten Zeilen, Oberfläche leicht verwaschen, am rechten unteren Rand Teil der Oberfläche ausgebrochen. Dieser Spruch stand mutmaßlich über einem Relief mit der Hl. Familie. Laut Kdm Passau zeigte das Relief Elisabeth, Zacharias, Maria mit dem Jesuskind und den Johannesknaben4). Ein heute ebenfalls noch vor Ort befindliches Relief mit den Wappen der Verstorbenen schloß höchstwahrscheinlich unter diesem Relief an: an der Südwand im fünften Abschnitt von Westen, Mitte, sechste Tafel von unten, querrechteckige Tafel, darin von Rollwerk flankiertes querovales Feld mit Relief, in der Mitte der Gekreuzigte mit Titulus (II), am linken Bildrand ein Mann, am rechten Bildrand eine Frau, beide kniend in Beterhaltung, dem Kreuz zugewandt, in den Händen einen Rosenkranz, davor jeweils eine Wappenkartusche, rechter Rand der Tafel abgebrochen. Laut Kdm Passau sei beim Epitaph eine Inschrift in Sockelkartusche gewesen, bei der es sich möglicherweise um die Grabinschrift (III) selbst handelte, die mutmaßlich in einem geschwungen Unterhang das Epitaph nach unten abschloß4). Das Epitaph befand sich zu Zeiten von StBP Hist. eccl. 130 VII gr neben der Domtür5).

Maße: H. 44 cm (Aufsatz), 11 cm (I), 19 cm (II), B. 73 cm (Aufsatz), 83 cm (I), 70 cm (II), Bu. 1,5 cm (I), 0,6 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur (I), Kapitalis (II).

I.

  1. Ein Jungkfrau sihe ein Kind gebar . den Herrn Himmels vnnd Erdtrichs zwar . des sich verwundert Joseph sehr . Johannes zaigt mit dem Finger . Schreient : Hie Jst das Lämblein Rein . So hinweck nimbt die sündt allei[n .]a)

II. Titulus:

  1. INRI

III. Text und Beschreibung nach StBP Hist. eccl. 130 VII gr.

  1. Alda ligt begraben der Ehrnuest Fürsichtig vnnd Weiß Georg Maungb) ge/wester Rathsbürger vnnd Pfleger zum Heiligen Geist zu Passaw so den 29 / decembris Anno 1591 Jn Gott entschlaffen auch Ligt Ne/ben Jme die Tugentsamb Fraw Anna bayrin sein / Ehliche Hausfraw so auch den 17 tag May Anno 93 / Jr leben Jn Gott beschlossen der welle Jnen vnd allen / Christglaubigen sellen durch Jesum / Christum ein seeliche Vhrstendt verleihen / Amen.c)

Versmaß: Deutsche Reimverse. (I)

 
Wappen:
unbekannt6), unbekannt6), unbekannt7).

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LX. Georg Mang war 1585–1589 zusammen mit Hans Kappenbeck Spitalmeister bei St. Johannis8) und anschließend bis zu seinem Tod Spitalpfleger bei Heilig-Geist. 1586, 1588, 1589, 1590 und 1591 ist er in den Ratslisten genannt9).

Textkritischer Apparat

  1. Oberfläche beschädigt; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie.
  2. Sic, wohl Verlesung für Manng.
  3. Zeilentrennung in kopialer Abschrift wiedergegeben.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 695.
  2. Vgl. Nr. 927.
  3. Vgl. Nr. 517.
  4. Bei Kdm Passau folgt die Beschreibung des Reliefs der Nennung der Grabschrift für Georg Manng und seine Frau, sie wird aber durch einen Gedankenstrich abgetrennt. Auch bei der Beschreibung des Reliefs weist Kdm Passau darauf hin, dass ein Aufsatz mit vor Kruzifix betender Familie nicht zum Epitaph gehört. Es könnte sich also um ein aus mehreren Epitaphfragmenten zusammengesetztes Ensemble gehandelt haben. Dies deutet darauf hin, dass schon zu Zeiten von Kdm Passau Einzelteile getrennt angebracht waren.
  5. Es dürfte ich hierbei um das Südportal des Domes gehandelt haben. Wahrscheinlich befand sich das Epitaph schon damals im selben Abschnitt, in dem auch heute noch die Einzelteile angebracht sind. Es geht aus der Überlieferung nicht eindeutig hervor, wie vollständig das Epitaph damals war. Allerdings beschreibt StBP Hist. eccl. 130 VII gr, über der Grabschrift ein Relief mit der Hl. Familie und darüber den Spruch.
  6. Über einem Dreiberg ein gesichteter Mond, darüber ein eingebogener Doppelsparren, Beim Wappen im Aufsatz Helmzier: auf einem Wulst gesichteter Mond zwischen Büffelhörnern, vgl. Grabplatte für Georg Manng und Anna Manng, geb. Bayer, Nr. 695.
  7. Ein umgedrehtes Herz, die Spitze in ein Kreuz mündend, vgl. Grabplatte für Georg Manng und Anna Manng, geb. Bayer, Nr. 695.
  8. Vgl. Glück, Johannis-Spital 23.
  9. Eichhorn, Beichtzettel 370–373.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 149; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 149; Kdm Passau 117.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 696 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0069601.