Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 693 ehem. Franziskanerkap. St. Anna um 15901)

Beschreibung

Deckenmalerei in der Kapelle des ehem. Franziskanerklosters. Tonnengewölbe mit Rippennetz1), darin Groteskenmalerei und Bildmedaillons mit Beischriften: entlang der Langseiten der Kapelle insgesamt vier Joche. Kreuzrippen in grauer Farbe, Grotesken ockerfarben. Pro Joch und Seite je drei durch Netzrippen getrennte Felder. Medaillons mit Halbbildern von Propheten ohne Attribut, anderen alttestamentlichen Gestalten und Aposteln mit Attributen. In den Mittelfeldern Inschriften auf Schriftbändern innerhalb des Medaillons, in den Seitenfeldern Inschriften in Schriftbändern innerhalb der umgebenden Groteskenmalerei, darin teilweise integrierte, symbolische Attribute des Dargestellten .

Medaillons auf der Ostseite von Nord nach Süd: König David Harfe spielend (I), Daniel (II), Moses, die beiden Schrifttafeln in den Händen haltend (III), Matthias, die Rechte auf ein Beil stützend (IV), Ezechiel (V), Jakobus der Jüngere mit Keule in der Rechten und geöffnetem Buch in der Linken (VI), Simon Zelotes, die Rechte auf einer Säge ruhend (VII), Jeremias (VIII), Matthäus, eine Hellebarde in der Rechten, ein aufgeschlagenes Buch in der Linken (IX), Judas Thaddäus, in der Rechten ein Schwert, die Linke erhoben (X), Jesaia (XI), Philippus, in der Rechten den Kreuzstab, in der Linken ein geschlossenes Buch (XII); im Chorpolygon von Ost nach West: Samuel, in der Rechten ein Salbgefäß, in der Linken eine Krone (XIII). In den zentralen Feldern ohne Beischriften: Christus mit der Weltkugel in der Linken, die Rechte zum Segensgestus erhoben, in den beiden flankierenden Feldern Maria, die Hände vor der Brust verschränkt, und Johannes der Täufer, in den Händen das Lamm mit Kreuzstab und Siegesfahne auf einem Buch haltend ohne Beischriften; Aaron in Tracht eines Hohen Priesters (XIV). Folgend auf der Westseite von Süd nach Nord: Petrus, einen Schlüssel in der Linken, die Rechte am Medaillonrahmen, (XV), Hosea (XVI), Andreas mit Schrägbalkenkreuz, die Linke erhoben (XVII), Johannes der Evangelist, einen Kelch in der Linken, die Rechte darüber haltend (XVIII), Amos (XIX), Jakobus der Ältere mit Pilgerstab in der Linken (XX), Thomas, eine Lanze in der Rechten, ein Winkelmaß in der Linken (XXI), Jona, die Hände vor der Brust gefaltet (XXII), Bartholomäus, in der Linken ein Messer haltend (XXIII), Salomon in Königstracht mit Krone und Szepter in der Rechten (XXIV), Zacharias (XXV), Abraham, in der erhobenen Rechten ein Schwert haltend, das von einem Engel zurückgehalten wird, zu Abrahams Füßen Isaak (XXVI). In den mittleren Feldern der Joche von Nord nach Süd weitere Glaubens- und Evangelistensymbole in Groteskenmalerei: Kreuz, Phönix, Sonne, Adler mit Buch, Stier, Löwe und Mensch jeweils auf Buch, Pelikan. In der Mitte des ersten Joches von Süden ein moderner Schlussstein2). 1966 stark restauriert3).

Schriftart(en): Kapitalis.

I. Ostseite, erstes Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. DAVIDa) .

II. Ostseite, erstes Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. DANIELb)

III. Ostseite, erstes Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. MOSESa) . I / II / IIIc) // IV / V / VI / VII / VIII / IX / X

IV. Ostseite, zweites Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. MATTHIASa) .

V. Ostseite, zweites Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. EZECHIELb)

VI. Ostseite, zweites Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. IAKOBUS / M(I)N(OR)d)

VII. Ostseite, drittes Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. SIMON

VIII. Ostseite, drittes Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. IEREMIASb)

IX. Ostseite, drittes Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. MATTHAEUS

X. Ostseite, viertes Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. THADAEUS

XI. Ostseite, viertes Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. ISAIASb)

XII. Ostseite, viertes Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. PHILIPPUS

XIII. Chorpolygon, südöstlicher Zwickel über dem Fenster:

  1. SAMVELb)

XIV. Chorpolygon, südwestlicher Zwickel über dem Fenster:

  1. ARONb)

XV. Westseite, viertes Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. PETRUS

XVI. Westseite, viertes Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. HOSEAb)

XVII. Westseite, viertes Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. ANDREASa) .

XVIII. Westseite, drittes Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. JOHANNES

XIX. Westseite, drittes Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. AMOSb)

XX. Westseite, drittes Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. JACOBe) MAIOR

XXI. Westseite, zweites Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. THOMASa) .

XXII. Westseite, zweites Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. IONASb)

XXIII. Westseite, zweites Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. BARTHOLOM(AEUS)f) .

XXIV. Westseite, erstes Joch von Norden, rechtes Medaillon:

  1. SALOMON

XXV. Westseite, zweites Joch von Norden, mittleres Medaillon:

  1. ZACHARIASb)

XXVI. Westseite, zweites Joch von Norden, linkes Medaillon:

  1. ABRAMg)

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LXIV. Die Kapelle St. Anna diente vor dem Bau einer Klosterkirche (vgl. heutige Votivkirche, gebaut 1613–1619) als Kirche des Klosters, welches auf Kosten des Bischofs Urban von Trenbach errichtet wurde4). Die Kapelle wurde 1588 von Giovanni Spazzo gebaut, der sich vermutlich auf Entwürfe des Hofbaumeisters Leonhard Uttner stütze5). Die Malerei ist einige Jahre später anzusetzten1).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form einer kurzen geschwungenen Linie auf der Grundlinie.
  2. Davor und dahinter ein Ornament aus geschwungenen Linien mit Blattwerk.
  3. Danach Wechsel von der linken zur rechten Gesetzestafel.
  4. Kein Kürzungszeichen erkennbar.
  5. Mögliche Kürzung nicht erkennbar.
  6. Worttrenner in Form einer kurzen geschwungenen Linie auf der Grundlinie, hier offenbar auch in der Funktion als Kürzungszeichen.
  7. Sic, für Abraham, mögliche Kürzung nicht erkennbar.

Anmerkungen

  1. Nach Dehio NB 531.
  2. Moderne Inschrift, um das Wappen der Stadt Passau umlaufend nach Innen gerichtet: IN PACE GLORIA. IN BELLO FULMINA. Nach außen gerichtet in Klammer: PASSAU.
  3. Dehio NB 531; Restauratorensignatur im Scheitel der Fensterleibung des südwestlich Chorfensters.
  4. Zu Urban von Trenbach vgl. Nr. 722.
  5. Vgl. hierzu Möseneder, Architektur 530f. Abb. 240.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 693 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0069303.