Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 685 Pfk. St. Bartholomäus 1589

Beschreibung

Epitaph mit den Grabinschriften für Hans Kistner, Marx Adelsberger, Sigmund Thaberger sowie ihre Ehefrau Barbara, geb. Kurz, an der Südwand, innen, am Aufgang zur Empore. Kalkstein. Im Aufsatz mit Voluten und Rollwerk Inschrift (I); im Mittelteil zwischen mit Rollwerk verzierten Pilastern Ölbergrelief: im Vordergrund die drei schlafenden Jünger, rechts dahinter Christus im Gebet vor einem Putto vor Wolken, der ihm einen Kelch, reicht. Im Hintergrund Stadtlandschaft, davor Gartenmauer, links Tor durch das die Soldaten, angeführt von Judas, kommen. In der Sockelzone die Ehefrau und ihre drei Männer, zu Füßen jeweils ein Wappenschild; rechts und links wird die Rollwerkverzierung der Pilaster ins Sockelfeld übernommen. Unten Schriftfeld (II) mit geschwungenem Rand.

Maße: H. 81 cm, B. 53 cm, Bu. 1,5–2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. I.

    In deine hend beuilch Ich / Meinen geist Erleß mich von dem / gewalt der Finsternussen disser welt1) Ame(n)a)

  2. II.

    Hie ligt begraben der Erwar vnnd Fürnem Hanß khistner patter vnnd Bürger zu Passaw / Am Iltzstat Wellicher Entschlaffen Ist am tag Corporis Christi Im 1572 Jar auch der Erber / Marx Atlsperger auch gewester Bürger Am Iltzstat so Entschlaffen Ist den 3 tag Junij / Im 1589 Jar Auch der Erber vnd Fürnem Sigmundt Thaperger so Ent=/schlaffen ist den ⟨..⟩ tag ⟨– – –⟩ Auch die Ern Tugenndt=/hafft Fraw warbara Khürczin Irer drey Elliche hausfraw die / Entschlaffen Ist · den ⟨..⟩ tag ⟨– – –⟩ Gott welle Allen Crist=/glaubigenb) // Sellen ain Frelliche Auffer=/steung verleich(en) Amen

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach Mk 15, 34 // bzw. Ps 22(23), 2. (I)

Datum: 1572 Juni 05.

Wappen:
unbekannt2), unbekannt3), unbekannt4), Kurz5).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LVII.

Das Verzeichnis aller Bürger von 1620 nennt eine Barbara Kurz, Bürgerin und Witwe am Neumarkt, die eine erwachsene Tochter und einen Sohn hatte, der zwei Jahre in Österreich gedient hat. Ob sie mit der in der Inschrift erwähnten Barbara identisch ist, ist nicht festzustellen. In diesem Falle wäre sie jedoch sehr alt geworden6). Die Berufsbezeichnung patter des Hans Kistner konnte keinem Beruf zugewiesen werden, am ehesten wäre noch an den Beruf eines Baders zu denken. Das Wappen lässt ein metallverarbeitendes Gewerbe vorstellbar erscheinen. Sigmundt Thaperger könnte mit dem Schoppermeister in der Ilzstadt Sigmundt Thannberger identisch sein7).

Textkritischer Apparat

  1. Nach e ein geschwungener Schaft, Kürzungszeichen oder Versuch einer Ligatur aus Platzmangel.
  2. Zeile durch geschwungenen Rahmen unterbrochen.

Anmerkungen

  1. Aus Bibelzitaten gebildeter Gebetstext, während der erste halbvers das Psalmzitat aufnimmt, das Jesus bei seinem Tod am Kreuz spricht (vgl. die Stellenangabe oben), ist der zweite Versteil wohl von dem in Kol 1, 13 verwendeten Bild der Erlösung aus der Gewalt der Finsternis durch Christus motiviert.
  2. Zwei gekreuzte Schüreisen, darüber die Initialen H und K.
  3. Marke in Schild: Pfeilspitzenschaft mit einer Mittelschragensprosse und einem Doppelsparrenfuß, beseitet von den Initialen M und A.
  4. Aus dem Fußrand wachsend, ein gestümmelter vierästiger Baumstamm.
  5. BayA2 107.
  6. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 336, 6.
  7. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 181; vgl. auch Kellermann, Ilzstadt IV, 11 (die von ihm postulierte Verbindung mit dem Adelsgeschlecht der Tannberger ist jedoch abzulehnen).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 685 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0068503.