Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 633 Domhof, Ortenburgkapelle vor 1573

Beschreibung

Grabtafel für Karl I. von Ortenburg, an der Nordwand, obere Reihe, über der Platte für Sebastian I. von Ortenburg (Nr. 600). Heller Kalkstein. Im oberen Teil der Platte Allianzwappen; darunter Schriftfeld in Beschlagwerkrahmen. Die Platte ist in unzugänglicher Höhe in die Wand eingelassen.

Maße: H. 69,5 cm, B. 91 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. · D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · / ILLVSTRI COMITI, CAROLO IN ORTENBVGa), PATRI B(ENE) M(ERENTI) SVPERSTITES EX MAX=/AEMILIANA CONIVGE, FILIAE VERONICA ET ANNA MARIA, ORBAE IPSAE / FRATRIBVS GERMANIS, WILHELMO INFANTVLO, LEONHARDO FLORENTE / ADOLESCENTVLO, ET SORORE IACOBA, PROH DOLOR CARISSIMIS · HOC MOERO=/RIS ET AMORIS MONVMENTVM AVTORE COMITE IOACHIMO AGNATO · D(E)D(ICAVERVNT) / OBIIT ANNO MD.LII XVb) OCTOBRIS1) · VIXIT ANNOS · LI · MENSES Iib) ·

Übersetzung:

Gott, dem besten und größten! Dem erlauchten Grafen Karl zu Ortenburg, dem hochverdienten Vater, weihten die überlebenden Töchter von der Gemahlin Maximiliana, Veronika und Anna Maria, die selbst ihre leiblichen Brüder – Wilhelm noch im Kindesalter, Leonhard in blühender Jugend – und ihre Schwester Jakoba (oh Schmerz!), die vielgeliebten, verloren haben, dieses Denkmal der Trauer und der Liebe auf Veranlassung ihres Verwandten, des Grafen Joachim. Er starb im Jahre 1552, am 15. Oktober. Er lebte 51 Jahre und zwei Monate.

Wappen:
Ortenburg2), Fraunberg3).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LII.

Karl von Ortenburg wurde im Oktober 1502 als Sohn des Grafen Ulrich II. von Ortenburg und dessen Gemahlin Veronika von Aichberg geboren. Er war der Bruder des Grafen Alexander von Ortenburg (Nr. 602) und studierte wie dieser in Ingolstadt, wo er erstmals 1516 genannt ist. Er vermählte sich mit Maximiliane von Fraunberg zu Haag, die in zweiter Ehe mit Friedrich von Waldstein, dem Mundschenken Kaiser Ferdinands I., verheiratet war4). Nach Hausmann ist Karls Sohn Leonhard als Student in Verona 1561 verstorben. Daher müsste die Grabtafel nach dessen Tod, also erst nach 1561 entstanden sein. Wilhelm und Jakoba starben schon früher. Die Tochter Veronika, verheiratet mit Eitel Friedrich I. Graf zu Hohenzollern zu Hechingen, starb im Jahre 1573. Die zweite angeführte Tochter Anna Maria war mit Hartmann Herrn von Liechtenstein von Nikolsburg zu Feldsberg und Eisgrub vermählt und verstarb 16075). Dies bedeutet, dass die Grabtafel auf jeden Fall noch vor dem Tod Veronikas 1573 angefertigt wurde6).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, ein R fehlt.
  2. Strich über römischen Zahlzeichen.

Anmerkungen

  1. Nach Hausmann, Grafen zu Ortenburg, 59 Anm. 623 ist das auf dem Epitaph angegebene Todesdatum falsch; nach ihm starb Karl am 15. Dezember 1552.
  2. Bay 17f.; OÖ 228ff.
  3. Bay 34f.
  4. Huschberg, Ortenburg Tab. IX; Hausmann, Grafen zu Ortenburg 32.
  5. Zu den Kindern vgl. Hausmann, Grafen zu Ortenburg 34.
  6. Graf Joachim ließ einige Gedenktafeln für Familienmitglieder anfertigen, vgl. Nr. 572†.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 46v; Clm 1302, p. 91f.; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 29; Epitaphia 9; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 174; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 174; ABP DKA VI, 24; Kdm Passau 141; Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, Anhang III 20 (Wappen).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 633 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0063303.